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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 19/20
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PERSONALIEN ° VERMISCHTES

afpirant im Infanterieregiment Nr. 57 fiel er auf
dem Feide der Ehre. Sein früher Tod ift ein
herber Veriuft für die Wiffenfchaft, die von ihm
noch vieie hervorragende Leiftungen hätte er-
warten dürfen. W. B.
HAGEN i. W. Bei den heftigen Kämpfen in
den erften Septembertagen nördiich der Somme
ift der Maler Walter Bötticher bei einem eng-
iifchen Angriff an der Spiße feiner Kompagnie
gefaben. Audi er gehörte wie Weißgerber und
Macke zu den großen Hoffnungen der jungen
deutfchen Kunft. Bötticher hat feine künftierifche
Tätigkeit zuleßt in Hagen ausgeübt, foiite aber
vor Kriegsausbruch einer Berufung nach Habe
Foige ieiften, ein Beweis, daß man rechtzeitig
feine Bedeutung erkannt hatte.
INNSBRUCK Der Kaifer hat dem o. ö. Pro-
feffor der Kunftgefchichte an der hiefigen Uni-
verfität, Dr. Hans Sem per, .[anläßlich feines
Übertrittes in den bieibenden Ruheftand den
Titei eines Hofrates veriiehen. r.
WEIMAR Zum Direktor der Großherzog-
iichen Kunftfammiungen wurde der Kunfthiftoriker
Dr. Hanns Schutze ernannt. Schutze, der im
33. Lebensjahre fteht, ift Schüter Thodes und aus
dem Bertiner Mufeumsdienft hervorgegangen.
Er befißt eine vieifeitige kunfthiftorifche Biidung,
erprobten Gefchmack und Reife des Urteits,
fpeziett auch gegenüber der jungen und jüngften
Kunft.
VERMISCHTES
DIE DEUTSCHE BÜCHEREI Die Er-
öffnung der „Deutfchen Bücherei" in Leip-
zig fteht infofern auch ein künftierifches Er-
eignis von hohem Range dar, ais dies der
erfte Bibiiotheksbau ift, der ganz aus Werk-
bundgefinnung und Echtheitsgefüht hervor-
gegangen ift. Wie frühere Bibiiotheken in atte
Paiäfte und Ktöfter getegt wurden, fo kleide-
ten fich abe neueren Bibiiotheksbauten in einen
Pataftftii, der naturgemäß auch das Innere
oft aufs fchwerfte beeinträchtigen und feinem
Zweck entfremden mußte. Mit diefem Hiftorizis-
mus ift bei dem Neubau der Deutfchen Bücherei,
der künftterifchen Schöpfung von Baurat Pufdi
und der technifchen von Baurat Bär, aufs gründ-
iichfte gebrochen, frei entfattet der ganze Bau-
körper feinen Zweck, feinen geiftigen Gedanken.
Für 10 Mibionen Bände gatt es Raum zu fchaffen,
im Sinne einer großen Einheittichkeit aifo wer-
den kommende Generationen riefige Speicher-
aniagen um das Herz des Baues herumiegen

können, als welches fich die jeßt unter 3^^ Mit-
tionen Mark Koften errichtete Zentratgruppe
darfteht: das monumentate Verwaltungsgebäude
und die ganz freiftehende Architekturgruppe des
Großen Lefefaats. Nadi teuerem ftrömt aus
atien Speichern tautios unterirdifch die geiftige
Biutzufuhr, Untertunneiungen tief unter der
Keberfohte werden die automatifche Eifenbahn
aufnehmen, die von den entfernteften Speicher-
bezirken die Bücher heranführt. Die Anordnung
der dem Publikum ganz geöffneten Katatogfäie
fteht ein Ideat praktifcher Einrichtung dar: in
wenigen Minuten kann jeder Befucher jedes ge-
wünfchte Buch erhalten. Die Magazine des
Zeitfchriftenlefefaals (in dem 4000 Zeitfchriften
ausliegen) und des Großen Lefefaals (mit 250C0
Handbüchern und 100000 Magazinwerken) er-
möglichen diefe erftauniiche Schnelligkeit der
Benutzung. Diefe zentrale Baugruppe fteht fenk-
recht zum Verwaitungsgebäude, auf das ein
von Greifen flankierter Uhrturm überleitet und
das, mit feiner 120 m langen Front dem ovalen
„Deutfchen Plaß" angefchmiegt, in feiner archi-
tektonifchen Ausgeftaitung gieichfails den Or-
ganismus der hohen Speicherftockwerke (in denen
allein über 1 Mihion Bücher Plaß finden) nicht
verhehlt, verfälfcht, fondern aufs einheitlichfte
mit dem Monumentalcharakter des Portalbaues
und der flankierenden, zufammenfaffenden Eck-
tiirme zufammenklingen iäßt. Die dekorativen
Kartufchen der Ecktürme find viebeicht etwas
zu ftark ausgebiidet, fehr fchön ift der Mittelbau
mit feinen Piiaftern, Statuen- und Wappen-
gruppen, mit der dekorativen Uhr und den In-
schriften, in denen zum erften Mal eine wirk-
liche Schriftkunft fich ausfpricht. Wie fich die
Stockwerke in Granit, Mufchelkalk, und in den
Speicherregionen in Beton aufgipfeln, ift von
glücklichfte Zweckmäßigkeit: der Bau fteht fchla-
gend feinen geiftigen Charakter, feine innere
Beftimmung heraus. Die Eingangshalle leitet
unmittelbar zum Großen Lefefaal hin, während
die feingefchwungenen Korridore und Treppen zu
den über 100 Verwaitungsräumen führen. Für die
künftierifche Ausfchmückung floffen Stiftungen
in Höhe von 250 000 M. zufammen, fünfzig
Marmorbiidniffe zeugen von den geiftigen Größen
unferer Literatur, eine Waihaba in Porträtbüften,
die „das Biid der Würdigen" charaktervoll feft-
halten: Harnack, Bihroth von Erich Enke, Bis-
marck, Keiler von Matthieu Molitor, Libencron
von Richard Lukfch, Dürer von Wiih. Biediffer,
Nießfche, Schopenhauer, Philalethes von Rudoif
Saudeck, Hoffmann von Friß Behn, Raabe von
Seffner, die Ebner und Ehrlich von Sufanne
Wagner, Thaer von Walter Zfchorfch, Helmhoiß
von Hildebrandt, Hartleben von Nikolaus Fried-

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