SAMMLUNGEN
rich-Mufeumsvereines fchenkte eine dem Beiiano
zugefchriebene Figur, von der bisher nur ein
Atias oder Herkuies benanntes Exempiar der
Sammiung Aiph. Kann in Paris bekannt war.
Bode fchlägt jeßt für die Figur den Namen des
heiiigen Christoph vor. Die Herren Dr. James
und Dr. Ed. Simon fchenkten eine Halbfigur
eines bärtigen Mannes in Hochrelief, die den
bärtigen Geftaiten an Riccios Reliefs der Chor-
fchranken am Santo in Padua nahefteht, und
durch eine aite Infchrift auf der Rückfeite als
Ptoiemäusdarfteiiung erkiärt wird. Endhch wur-
den vom Kunftauktionshaus Lepke eine charak-
teriftifche Barockarbeit, Chronos, feine Kinder
freffend, und von der Firma A. S. Drey das
Wachsmodeii eines gieichfaiis baro&enMuskei-
mannes gefchenkt. Für dieAbteiiung der deut-
fchen Biidwerke fchenkte Herr S. Lämmie eine
unvoiiendete Maria als Schmerzensmutter und
Herr Bildhauer G. Schufter eine Maria auf der
Weitkugei von einem bisher nicht bekannten
Meifter, füddeutfche Arbeiten um 1750. Der Ge-
mäldegalerie fchenkte Herr Jui. Boehier ein
maierifches Stiiieben der Chardinfchülerin Anna
Valager-Cofter. Auch aus dem Nachiaß des
jüngft verftorbenen Sammiers Adolph von Be-
ckerath erhalten die Mufeen einige Zuwen-
dungen. Ins Kupferftichkabinett kommen außer
einigen befondersfchönenRembrandtzeichnungen,
die bei der Erwerbung der Handzeichnungs-
fammiung zurückgebiieben waren, zwei Ra-
dierungen Rembrandts in früheften Abdrücken
mit vermutiich eigenhändigen Korrekturen. Die
Sammiung der itaiienifchen Piaftik erhält einige
der Beckerathfchen Biidwerke, unddasKunftge-
werbemufeum zwei Bronzeieuchter.
In die NATIONALGALERiE kamen aus
dem Nachiaß Paul Megerheims einige wert-
voiie Werke. Voran das Biidnis der Frau
Meyerheim von Menzel, dann vier Arbeiten
von Mitgiiedern der Famiiie feibft: das Biidnis
der Mutter Paui Meyerheims von ihrem Manne
Eduard gemait, Paui Meyerheim feibft ais Säug-
ling, ebenfaiis von Eduard Meyerheim gemait,
und von einer droiiig-frappanten Ahniichkeit mit
dem 70 jährigen. Endlich ein lebensgroßes Biid-
nis Eduard Meyerheims an der Staffelei von
dem Sohne Paul, und ein Interieur von Franz
Meyerheim. — Als Leihgabe des Vereins Ber-
liner Künftier wurde außerdem noch Menzeis
großes Chodowieckibiid anfgefteilt.
LEIPZIG Das MUSEUM DER BILDENDEN
KÜNSTE konnte foeben die Sammlung von
Werken der niederiändifdien Meifter aus
dem Befiße Alfred Thiemes erwerben. Es ift
das zweite Mai, daß das Mufeum dem ver-
ftändnisvoiien heimifchen Sammler einen be-
deutenden Zuwachs feiner Abteilung äiterer
Kunft verdankt: 1886 überwies Thieme dem
Mufeum feine Sammiung von 65 Gemäiden.
Diefe zweite Sammlung, die nunmehr ins Mufeum
geiangt und foeben im Kunftverein ausgefteiit
ift, umfaßt nahezu 100 Gemäide, unter denen
fidi zahireidhe vorzügliche Stücke befinden. Aus-
führlich haben wir über diefe Sammiung ge-
iegentiich der erften Ausfteilung aus Leipziger
Privatbefiß berichtet. (Cic. VI, 1914, S. 657f.,
Monatshefte für Kunftwiffenfchaft VIII, 1915;
S. 46ff m. Abb.)
WINTERTHUR Am 2. Januar 1916 ift das
NEUE MUSEUM in Winterthur der Öffentlichkeit
übergeben worden. Durch außergewöhniiche
Freigebigkeit privater Kunftfreunde wurde es
mögiich, ein Sammlungsgebäude von augen-
fäliiger Zweckmäßigkeit zu fchaffen, von großem
Ausmaße und künftierifcher Geftaitung. Die Archi-
tekten Rittmeyer und Furrer in Winterthur find
die Erbauer des Öffentlichen Gebäudes, das,
nahe bei Sempers Stadthaus, die Gemäide und
die Graphifche Sammiung des Kunftvereins birgt,
daneben die Naturwiffenfchaftiiche Sammiung
und die Bibiiothek der Stadt. Die mehrfachen
Zwecke des Baues wie die Geftaitung des Piaßes
führten zu einem gebrochenen, maierifchen
Grundriß, dem [ich eine ftreng geometrifche
Faffade architektonifch nicht reftioseinfügen wiii.
Die Lichtverhäitniffe in den Sammlungsräumen
find durch Verwendung von Laterneniicht und
hohem Seitenlicht zum großen Teii recht günftig.
Man hätte für die intimen Bilder aus der erften
Häifte des 19. Jahrhunderts, ftatt der Kojen in
einem großen Raume, kieine Seiteniichtkabinette
vorgezogen; durch fchwere maffige Heizkörper-
verkieidungen u. a. wird geiegentlich der Kunft-
und Raumgenuß geftört — man muß aber doch
die architektonifche Leiftung als Ganzes, den
zieibewußten künftierifchen Wiiien, der ein fo
gediegenes Werk in diefen fchweren Zeiten zur
Vollendung führte, mit hohem Lob anerkennen.
Prof. Heinrich Wöifflin, der zur Eröffnung des
Mufeums eine Rede hieit, wies denn auch darauf
hin, daß die Phyfiognomie der Fabrik- und
Handeisftadt Winterthur eine andere geworden
fei, daß die Schöpfung diefes Mufeums dem Namen
der Stadt einen anderen, neuen Kiang verieihe.
Der Sammlung des Winterthurer Kunftvereins
ift ein neuer proviforifcher Kataiog gewidmet,
der gegen 300 Biider verzeichnet. Von älteren
Kunftwerken find z. T. ausgezeichnete Gias-
fcheiben aus ehemaiigem Basler Zunftbefiß zu
erwähnen, dann eine Reihe von Biidern aus
der Kunftkammer des Kiofters Rheinau. Das
68
rich-Mufeumsvereines fchenkte eine dem Beiiano
zugefchriebene Figur, von der bisher nur ein
Atias oder Herkuies benanntes Exempiar der
Sammiung Aiph. Kann in Paris bekannt war.
Bode fchlägt jeßt für die Figur den Namen des
heiiigen Christoph vor. Die Herren Dr. James
und Dr. Ed. Simon fchenkten eine Halbfigur
eines bärtigen Mannes in Hochrelief, die den
bärtigen Geftaiten an Riccios Reliefs der Chor-
fchranken am Santo in Padua nahefteht, und
durch eine aite Infchrift auf der Rückfeite als
Ptoiemäusdarfteiiung erkiärt wird. Endhch wur-
den vom Kunftauktionshaus Lepke eine charak-
teriftifche Barockarbeit, Chronos, feine Kinder
freffend, und von der Firma A. S. Drey das
Wachsmodeii eines gieichfaiis baro&enMuskei-
mannes gefchenkt. Für dieAbteiiung der deut-
fchen Biidwerke fchenkte Herr S. Lämmie eine
unvoiiendete Maria als Schmerzensmutter und
Herr Bildhauer G. Schufter eine Maria auf der
Weitkugei von einem bisher nicht bekannten
Meifter, füddeutfche Arbeiten um 1750. Der Ge-
mäldegalerie fchenkte Herr Jui. Boehier ein
maierifches Stiiieben der Chardinfchülerin Anna
Valager-Cofter. Auch aus dem Nachiaß des
jüngft verftorbenen Sammiers Adolph von Be-
ckerath erhalten die Mufeen einige Zuwen-
dungen. Ins Kupferftichkabinett kommen außer
einigen befondersfchönenRembrandtzeichnungen,
die bei der Erwerbung der Handzeichnungs-
fammiung zurückgebiieben waren, zwei Ra-
dierungen Rembrandts in früheften Abdrücken
mit vermutiich eigenhändigen Korrekturen. Die
Sammiung der itaiienifchen Piaftik erhält einige
der Beckerathfchen Biidwerke, unddasKunftge-
werbemufeum zwei Bronzeieuchter.
In die NATIONALGALERiE kamen aus
dem Nachiaß Paul Megerheims einige wert-
voiie Werke. Voran das Biidnis der Frau
Meyerheim von Menzel, dann vier Arbeiten
von Mitgiiedern der Famiiie feibft: das Biidnis
der Mutter Paui Meyerheims von ihrem Manne
Eduard gemait, Paui Meyerheim feibft ais Säug-
ling, ebenfaiis von Eduard Meyerheim gemait,
und von einer droiiig-frappanten Ahniichkeit mit
dem 70 jährigen. Endlich ein lebensgroßes Biid-
nis Eduard Meyerheims an der Staffelei von
dem Sohne Paul, und ein Interieur von Franz
Meyerheim. — Als Leihgabe des Vereins Ber-
liner Künftier wurde außerdem noch Menzeis
großes Chodowieckibiid anfgefteilt.
LEIPZIG Das MUSEUM DER BILDENDEN
KÜNSTE konnte foeben die Sammlung von
Werken der niederiändifdien Meifter aus
dem Befiße Alfred Thiemes erwerben. Es ift
das zweite Mai, daß das Mufeum dem ver-
ftändnisvoiien heimifchen Sammler einen be-
deutenden Zuwachs feiner Abteilung äiterer
Kunft verdankt: 1886 überwies Thieme dem
Mufeum feine Sammiung von 65 Gemäiden.
Diefe zweite Sammlung, die nunmehr ins Mufeum
geiangt und foeben im Kunftverein ausgefteiit
ift, umfaßt nahezu 100 Gemäide, unter denen
fidi zahireidhe vorzügliche Stücke befinden. Aus-
führlich haben wir über diefe Sammiung ge-
iegentiich der erften Ausfteilung aus Leipziger
Privatbefiß berichtet. (Cic. VI, 1914, S. 657f.,
Monatshefte für Kunftwiffenfchaft VIII, 1915;
S. 46ff m. Abb.)
WINTERTHUR Am 2. Januar 1916 ift das
NEUE MUSEUM in Winterthur der Öffentlichkeit
übergeben worden. Durch außergewöhniiche
Freigebigkeit privater Kunftfreunde wurde es
mögiich, ein Sammlungsgebäude von augen-
fäliiger Zweckmäßigkeit zu fchaffen, von großem
Ausmaße und künftierifcher Geftaitung. Die Archi-
tekten Rittmeyer und Furrer in Winterthur find
die Erbauer des Öffentlichen Gebäudes, das,
nahe bei Sempers Stadthaus, die Gemäide und
die Graphifche Sammiung des Kunftvereins birgt,
daneben die Naturwiffenfchaftiiche Sammiung
und die Bibiiothek der Stadt. Die mehrfachen
Zwecke des Baues wie die Geftaitung des Piaßes
führten zu einem gebrochenen, maierifchen
Grundriß, dem [ich eine ftreng geometrifche
Faffade architektonifch nicht reftioseinfügen wiii.
Die Lichtverhäitniffe in den Sammlungsräumen
find durch Verwendung von Laterneniicht und
hohem Seitenlicht zum großen Teii recht günftig.
Man hätte für die intimen Bilder aus der erften
Häifte des 19. Jahrhunderts, ftatt der Kojen in
einem großen Raume, kieine Seiteniichtkabinette
vorgezogen; durch fchwere maffige Heizkörper-
verkieidungen u. a. wird geiegentlich der Kunft-
und Raumgenuß geftört — man muß aber doch
die architektonifche Leiftung als Ganzes, den
zieibewußten künftierifchen Wiiien, der ein fo
gediegenes Werk in diefen fchweren Zeiten zur
Vollendung führte, mit hohem Lob anerkennen.
Prof. Heinrich Wöifflin, der zur Eröffnung des
Mufeums eine Rede hieit, wies denn auch darauf
hin, daß die Phyfiognomie der Fabrik- und
Handeisftadt Winterthur eine andere geworden
fei, daß die Schöpfung diefes Mufeums dem Namen
der Stadt einen anderen, neuen Kiang verieihe.
Der Sammlung des Winterthurer Kunftvereins
ift ein neuer proviforifcher Kataiog gewidmet,
der gegen 300 Biider verzeichnet. Von älteren
Kunftwerken find z. T. ausgezeichnete Gias-
fcheiben aus ehemaiigem Basler Zunftbefiß zu
erwähnen, dann eine Reihe von Biidern aus
der Kunftkammer des Kiofters Rheinau. Das
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