LITERATUR
vollendet worden find, oder an denen der Künftier
noch arbeitet. Ktinger gehört nicht zu den bil-
denden Künftiern, die fchneli bei der Hand mit
der Herausgabe von Arbeiten find. Auch diefe
Sammiung von Vervielfäitigungen von Zeich-
nungen feiner Hand hatte er zunächft nur für
einen Meinen Kreis Auserwähiter beftimmt; es
hat des Zuredens bedurft, um den Meifter zu
veraniaffen, die Kunftwerke der Aiigemeinheit
zugängiich zu machen. Die Kunftfreunde find
ihm dafür tiefgefühiten Dank fchuidig. Zumeift
find es Akte, die der Künftier darbietet; ein paar
Gewandftudien haben ihm ais Anfchauungs-
materiai für eine farbige Skuiptur gedient. Es
ift bekannt, mit weicher Ehrfurcht Kiinger vor
dem iebenden Modeli fteht. So kommt's, daß
jede feiner zeichnerifchen Arbeiten ein voiien-
detes Kunftwerk ift, weil fie votier Bewunderung
für das Werk der Natur erfchaffen wurde. Jedes
der Biätter diefes Werkes befeftigt von neuem
diefe Erkenntnis. Dafür, daß dem Befißer diefes
Prachtwerkes auch rein tedinifch eine Meifter-
arbeit in die Hände gegeben werde, hat der
Künftier mit aii' der Gründiichkeit und Gewiffen-
haftigkeit, die feine Tätigkeit im Dienfte der
Kunft auszeichnet, feibft geforgt. Er hat die
von der Leipziger Kunftanftait Sinfei & Komp,
beforgte Herfteiiung der 20, zumeift ieicht ge-
tönten Kunftbiätter (in der Größe der Originaie
43 : 75 cm) feibft überwacht und damit erreicht,
daß die Wiedergabe der Originaie fo bis ins
Kieinfte und Feinfte geiungen ift, daß der Meifter
die einzeinen Biätter feibft ais Vervieifäitigungen
kennzeichnen mußte, um zu verhüten, daß fie
fürOriginaiarbeiten gehaitenwerden. Das pracht-
voiie Werk ift insgefamt in 250 Exemplaren er-
fchienen, von denen die erften fünfzig numeriert
und vom Künftier figniert und mit einer nume-
rierten und fignierten Originairadierung des
Meifters verfehen worden find, die ausfchiieß-
iich für diefe Ausgabe gedruckt worden und
fonft nicht im Handei zu haben ift. Das Exem-
piar diefer Ausgabe koftet500M. Von deranderen
Ausgabe — ohne die Originairadierung ais Bei-
gabe, aber mit einem (nicht fignierten) Ori-
ginaiftich auf dem Titei —, deren Auflage
200 Exempiare beträgt, koftet das Exempiar
350 M. Die Platten und Steine fämtiicher
Drucke find nach deren Herfteiiung vernichtet
worden, fo daß nur diefe einmaiige Ausgabe
mögiich ift. wd.
Es ift bis jeßt nicht viel Gutes, was durch den
Krieg an künftierifchen Werken hervorgerufen
worden ift, und befonders die fogenannte
„Kriegsgraphik" — auch ein Handeisartikei, der
die Kriegskonjunktur übermäßig ausnußt— zeich-
net fich mehr durch Quantität aus, ais durch
Füiie von künftierifchen Werten. Daher möge
hier auf ein Werk hingewiefen werden, das
ßch von jenen vorteiihaft unterfcheidet, die
LITHOGRAPHIEN - MAPPE „ KAMPFE" von
dem jungen Stuttgarter Künftier Jofef Eberz
(Seibftverlag). Der Künftier gibt keine zufäiiige
Iiluftration irgendweicher Kriegsereigniffe, fon-
dern er geht den wefentiichen Gefühien bei
einzelnen Aniäffen nach, bei dem Sterbenden,
dem Verwundeten, der Pfiegenden, den forgen-
den Eitern u. dgi. Er geht aifo durchaus auf
das Seeiifche, nicht auf das Gegenftändiiche
aus und fteigert deffen Darfteiiung zu fymboii-
fcher Aiigemeinheit. Da er dies mit nicht ge-
ringer Kraft der künftierifchen Geftaitung, mit
hohem technifchen Feingefühl tut, wird man
diefes Werk zu den wenigen rechnen dürfen,
die, durch den Krieg entftanden, ein iebendiges
Zeichen dafür find, daß unfere Kuiturkraft auch
troß des Krieges weiterwirkt, und die deshalb
auch über den Krieg hinaus Dauer haben werden.
Kurt Freyer.
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vollendet worden find, oder an denen der Künftier
noch arbeitet. Ktinger gehört nicht zu den bil-
denden Künftiern, die fchneli bei der Hand mit
der Herausgabe von Arbeiten find. Auch diefe
Sammiung von Vervielfäitigungen von Zeich-
nungen feiner Hand hatte er zunächft nur für
einen Meinen Kreis Auserwähiter beftimmt; es
hat des Zuredens bedurft, um den Meifter zu
veraniaffen, die Kunftwerke der Aiigemeinheit
zugängiich zu machen. Die Kunftfreunde find
ihm dafür tiefgefühiten Dank fchuidig. Zumeift
find es Akte, die der Künftier darbietet; ein paar
Gewandftudien haben ihm ais Anfchauungs-
materiai für eine farbige Skuiptur gedient. Es
ift bekannt, mit weicher Ehrfurcht Kiinger vor
dem iebenden Modeli fteht. So kommt's, daß
jede feiner zeichnerifchen Arbeiten ein voiien-
detes Kunftwerk ift, weil fie votier Bewunderung
für das Werk der Natur erfchaffen wurde. Jedes
der Biätter diefes Werkes befeftigt von neuem
diefe Erkenntnis. Dafür, daß dem Befißer diefes
Prachtwerkes auch rein tedinifch eine Meifter-
arbeit in die Hände gegeben werde, hat der
Künftier mit aii' der Gründiichkeit und Gewiffen-
haftigkeit, die feine Tätigkeit im Dienfte der
Kunft auszeichnet, feibft geforgt. Er hat die
von der Leipziger Kunftanftait Sinfei & Komp,
beforgte Herfteiiung der 20, zumeift ieicht ge-
tönten Kunftbiätter (in der Größe der Originaie
43 : 75 cm) feibft überwacht und damit erreicht,
daß die Wiedergabe der Originaie fo bis ins
Kieinfte und Feinfte geiungen ift, daß der Meifter
die einzeinen Biätter feibft ais Vervieifäitigungen
kennzeichnen mußte, um zu verhüten, daß fie
fürOriginaiarbeiten gehaitenwerden. Das pracht-
voiie Werk ift insgefamt in 250 Exemplaren er-
fchienen, von denen die erften fünfzig numeriert
und vom Künftier figniert und mit einer nume-
rierten und fignierten Originairadierung des
Meifters verfehen worden find, die ausfchiieß-
iich für diefe Ausgabe gedruckt worden und
fonft nicht im Handei zu haben ift. Das Exem-
piar diefer Ausgabe koftet500M. Von deranderen
Ausgabe — ohne die Originairadierung ais Bei-
gabe, aber mit einem (nicht fignierten) Ori-
ginaiftich auf dem Titei —, deren Auflage
200 Exempiare beträgt, koftet das Exempiar
350 M. Die Platten und Steine fämtiicher
Drucke find nach deren Herfteiiung vernichtet
worden, fo daß nur diefe einmaiige Ausgabe
mögiich ift. wd.
Es ift bis jeßt nicht viel Gutes, was durch den
Krieg an künftierifchen Werken hervorgerufen
worden ift, und befonders die fogenannte
„Kriegsgraphik" — auch ein Handeisartikei, der
die Kriegskonjunktur übermäßig ausnußt— zeich-
net fich mehr durch Quantität aus, ais durch
Füiie von künftierifchen Werten. Daher möge
hier auf ein Werk hingewiefen werden, das
ßch von jenen vorteiihaft unterfcheidet, die
LITHOGRAPHIEN - MAPPE „ KAMPFE" von
dem jungen Stuttgarter Künftier Jofef Eberz
(Seibftverlag). Der Künftier gibt keine zufäiiige
Iiluftration irgendweicher Kriegsereigniffe, fon-
dern er geht den wefentiichen Gefühien bei
einzelnen Aniäffen nach, bei dem Sterbenden,
dem Verwundeten, der Pfiegenden, den forgen-
den Eitern u. dgi. Er geht aifo durchaus auf
das Seeiifche, nicht auf das Gegenftändiiche
aus und fteigert deffen Darfteiiung zu fymboii-
fcher Aiigemeinheit. Da er dies mit nicht ge-
ringer Kraft der künftierifchen Geftaitung, mit
hohem technifchen Feingefühl tut, wird man
diefes Werk zu den wenigen rechnen dürfen,
die, durch den Krieg entftanden, ein iebendiges
Zeichen dafür find, daß unfere Kuiturkraft auch
troß des Krieges weiterwirkt, und die deshalb
auch über den Krieg hinaus Dauer haben werden.
Kurt Freyer.
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