Ballsaal I. Klasse
Photo: Norddeutscher Llojrd, Bremen
EIN MODERNER OZEANDAMPFER
VON HERBERTKLINKHARDT
Die Würdigung eines modernen Ozeanriesen, wie es die »Bremen« des Norddeutschen
Lloyd ist, nach der künstlerischen und geschmacklichen Seite hin, wird namentlich
dann, wenn man die Hauptansichtsräume, also die der ]. Klasse, betrachtet, bald zur
Frage fuhren müssen, ob es deutscher (ev. europäischer) oder amerikanischer Ge-
schmack ist, der sich da ausdrückt. Ich glaube, daß jeder bald zur Überzeugung ge-
langt, daß diese Räume, hauptsächlich für das amerikanische Reisepublikum bestimmt,
auch seinen Geschmack kennzeichnen. Diese Flucht von Aufenthaltsräumen, Ballsaal,
Speisesaal, Bibliothek, Schreibzimmer, Ladenstraße, Halle, Rauchsalon und Winter-
garten, für die bis auf die letzten beiden Prof. Breuhaus-Düsseldorf verantwortlich
zeichnet, sind Luxusräume allererster Ordnung und eingerichtet mit allem erdenk-
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liehen Komfort. Freilich liegt der Luxus liier nicht so sehr am Dekorativen, obgleich
dies genügend durch die Reliefplastiken und Supraporten Waldschmidts, die Gobelin-
malereien Ulla v. Botlis (Serenissimus jagt), die Seetiermosaiken Maria Mays, die kera-
mische Wandverkleidung mit Malereien Willy Geigers und anderes mehr zur Geltung
kommt, sondern vor allem an der ausgesuchten Qualität der Materialien, Marmor und
Bronze, verschiedenartigen Hölzern (Palisander, Ebenholz, Markassar, Zitrone, Zeder
usw.), Leder und Schleiflack in allen Farben usf., die zur Ausschmückung Verwendung
fanden. Dennoch will es scheinen, als ob die Sachlichkeit und Eleganz, die die Ein-
richtung des gesamten Schiffs beherrscht und von Prunk und Protzentum sehr weit
entfernt ist, hier etwas durch die Konzession an den Geschmack der zu erwartenden
Bewohner gelitten habe. Die Halle, 40 m lang und 1 8 m breit, architektonisch wunder-
voll in der Raumgliederung, läßt doch im farblichen Zusammenklang der braunen
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Photo: Norddeutscher Llojrd, Bremen
EIN MODERNER OZEANDAMPFER
VON HERBERTKLINKHARDT
Die Würdigung eines modernen Ozeanriesen, wie es die »Bremen« des Norddeutschen
Lloyd ist, nach der künstlerischen und geschmacklichen Seite hin, wird namentlich
dann, wenn man die Hauptansichtsräume, also die der ]. Klasse, betrachtet, bald zur
Frage fuhren müssen, ob es deutscher (ev. europäischer) oder amerikanischer Ge-
schmack ist, der sich da ausdrückt. Ich glaube, daß jeder bald zur Überzeugung ge-
langt, daß diese Räume, hauptsächlich für das amerikanische Reisepublikum bestimmt,
auch seinen Geschmack kennzeichnen. Diese Flucht von Aufenthaltsräumen, Ballsaal,
Speisesaal, Bibliothek, Schreibzimmer, Ladenstraße, Halle, Rauchsalon und Winter-
garten, für die bis auf die letzten beiden Prof. Breuhaus-Düsseldorf verantwortlich
zeichnet, sind Luxusräume allererster Ordnung und eingerichtet mit allem erdenk-
7 D O
liehen Komfort. Freilich liegt der Luxus liier nicht so sehr am Dekorativen, obgleich
dies genügend durch die Reliefplastiken und Supraporten Waldschmidts, die Gobelin-
malereien Ulla v. Botlis (Serenissimus jagt), die Seetiermosaiken Maria Mays, die kera-
mische Wandverkleidung mit Malereien Willy Geigers und anderes mehr zur Geltung
kommt, sondern vor allem an der ausgesuchten Qualität der Materialien, Marmor und
Bronze, verschiedenartigen Hölzern (Palisander, Ebenholz, Markassar, Zitrone, Zeder
usw.), Leder und Schleiflack in allen Farben usf., die zur Ausschmückung Verwendung
fanden. Dennoch will es scheinen, als ob die Sachlichkeit und Eleganz, die die Ein-
richtung des gesamten Schiffs beherrscht und von Prunk und Protzentum sehr weit
entfernt ist, hier etwas durch die Konzession an den Geschmack der zu erwartenden
Bewohner gelitten habe. Die Halle, 40 m lang und 1 8 m breit, architektonisch wunder-
voll in der Raumgliederung, läßt doch im farblichen Zusammenklang der braunen
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