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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 15
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Klinkhardt, Herbert: Ein moderner Ozeandampfer
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0467

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Rauchzimmer I. Klasse Detail: Kamin
Photo: Norddeutscher Lloyd, Bremen

Wände mit den vergoldeten Reliefs und mattgoldenen Metallstreifen, der grünlich-
gelben und grünlich braunen Sessel, des Teppichs mit der Tönung der Decke unbe-
friedigt. Sicher ist, daß in manchem die zarten und gebrochenen Töne, die Breuhaus
bevorzugt, Grün und Braun im Bibliotheks- und Schreibzimmer (als Wandschmuck in-
tarsierte Sprüche der Weltliteratur), Seegrün und Elfenbein im Speisesaal, Rosenrot und
Bronze im Ballsaal (der sich in Mittel- und Seitenteile, Bars, Logen und Bühne teilt), daß
diese zarten Töne uns nicht so Zusagen- es ist zu weichlich, zu lovely, man vermißt starke
Akzente. —- Über diese verfügt Rud. Alex. Schröder-Bremen, der den Rauchsalon und
Wintergarten der 1. und die Gesellschaftsräume der 2. Klasse ausführte. Der schönste
Raum des ganzen Schiffes ist zweifellos der Rauchsalon 1. Klasse, architektonisch und
dekorativ aus einem Guß: Ein Rund (um das außen der Wintergarten halbkreisförmig
herumgeführt wurde), durch Säulen gestützt, in verschiedenartigem Braun getäfelt,
belebt durch Intarsien mit Szenen des Tabakgenusses, freundlich erhellt durch die
warmen Töne der Lichtkörper. Auch der Rauchsalon 2. Klasse mit dem W7echsel von
Nußbaumholz und Leder, der Speisesaal mit seinen abwechslungsreichen Schleiflack-
wänden, der Damensalon mit der reichen dekorativen Blumenmalerei, architektonisch
durch die geforderte Raumbeschränkung ein Meisterwerk, sprechen sehr für die Qua-
litäten Schröders, dessen sicherer Geschmack auch bei der Inanspruchnahme junger
Bremer Talente immer deutlich spürbar und bestimmend bleibt. — Ebenfalls einen der
stärksten Eindrücke vermittelt das von Prof. Wach-Düsseldorf entworfene Schwimm-
bad, dessen harmonische Linienführung durch den kühlen grünsilbernen Ton der
Mosaikwände und des Bodens ungemein angenehm zur Geltung kommt.
Von besonderem Interesse sind die Räume der sogenannten Touristenklasse und der
o
3. Klasse, die gleichfalls nach Entwürfen Prof. Wachs gebaut wurden und die durch die ge-
schmackvolle Sachlichkeit der Ausstattung sowohl der Gesellschaftsräume wie auch der
Kabinen bestechen. Da ist kein Zuviel, aber erst recht auch kein Zuwenig. Es ist alles
getan, auch den minderbemittelten Passagieren die Reise und den Aufenthalt so an-

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