Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (22.1930)

Honore Daumier Aufzug der Gaukler

Sammlung J. W. Böhler, Luzern

keine Photographie, denn die Linse gibt nicht die zarten Bleistiftstriche; ein durchaus
manuelles Verfahren, zart gefingert, aber auf dasvon dem gestellten Objekt Abzulesende
beschränkt. Nicht ein Hauch mehr als das was die Linie bezeichnet. Das galt einmal
als Yorzug, vielleicht weil man noch keine Photographie besaß und sich vor jedem
Mechanismus gesichert glaubte. Uns wird die Schranke fatal. Wir sehen das Präparat.
Daneben liängt ein Blatt in Tusche von Delacroix- auch zwei Figuren, Perseus und
Andromeda, kleinstes Format und Fragment. Der Panzer des Helden ist minutiös genau
gegeben, aber ohne Kontur. Man sieht keine Linie, aber das Leuchten der Schuppen,
die den Körper umschließen, spürt das elastisclie Eisen und den Körper darunter, spürt
die unschuldige Nacktheit des Mädchens und labt sich an der sanften Galbe desKörpers.
Viele Arabesken stecken in dem Blatt aber werden von einer Bewegung gesammelt,
die nicht damit genug hat und das Ornamentale nur nebenher produziert. Die Körper
regen sich. Das ist wunderbar genug, aber die Regung beschränkt sich nicht auf die
Körper. Das ganze Blatt schwingt. Außer dem Geharnischten und der Nackten, außer
der Legende Perseus und Andromeda ein ganzes Gewebe von Regung, ein Fließen
von Tönen und Kurven. Das übertrifft den Gegenstand, den man zu betiteln vermag.

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