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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Sarre, Friedrich: Frühislamische Keramik aus Mesopotamien
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0063
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Abb. 1. Tonkrug mit farbigem
Glasurdekor, Mesopotamien

Museum fiir Völker-
kunde, München

FRÜHISLAMISCHE RERAMIK A U S

MESOPOTAMIEN VON FRIEDRICH SARRE

Das schöne "I'afelwerk von Maurice Pezard, La Ceramique Archaique de l’Islam, das
1920 erschien, hat zuerst die Aufmerksamkeit auf ein bisher fast unbekanntes Gebiet
gelenkt und uns mit den verschiedenen Gruppen der in Agypten, Syrien, Mesopotamien,
Persien und Turkestan zum Yorschein gekommenen frühislamischen Keramik bekannt
gemacht. Da das hier vorgelegte Material zum größten Teil aus dem Kunsthandel
stammte, waren Irrtümer über Herkunft und Entstehungszeit unvermeidlich. Für die
mesopotamische Keramik des 9. Jahrhunderts haben dann die deutschen Ausgrabungen
von Samarra sicherere Resultate ergeben 1. Das hängt mit der eigentümlichen Geschichte
der Stadt zusammen, die nur 50 Jahre, von 858 -883, zur Blütezeit des abbasidischen
Kalifats bestand und nacli ihrer Aufgabe durch die Kalifen wieder verfiel. Wir kennen also
die zu jener Zeit an einem Hauptorte nicht nur Mesopotamiens sondern des abbasidischen
Weltreichs in den Palästen der Fürsten und in den Bürgerhäusern benutzten einfachen
Gebrauchs- und feineren Luxuswaren; wir können einheimische, d. h. an ürt und Stelle
oder wenigstens in Mesopotamien hergestellte, von dervon auswärts, besonders vonüst-
asien importierten Keramik unterscheiden. Bei letzterer handelt es sich um teilweise be-
sonders feine Gattungen der chinesischenT’ang-Periode, auch um echtes weißes Porzellan,
dessen Vorkommen aus so früher Zeit bisher nicht bekannt war, und dessen Dekoration
niit den Angaben chinesischer Quellen für das älteste Porzellan übereinstimmt.
Weitere wichtige Ergebnisse für das einschlägige Gebiet haben die französischen, seit
Jahrzehnten von Dieulafoy, de Morgan und zuletzt von de Mecquenem geleiteten
Ausgrabungen von Susa im südwestlichen Persien ergeben^ noch nicht auf dem iranischen
Hochlande gelegen, muß Susa eigentlich eher zu Mesopotamien als zu Persien gerechnet
werden. Im Gegensatz zu der von Pottier veröffentlichten, bedeutenden prähistorischen

F. Sarre, Die Keramik von Samarra, Berlin 1925.

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