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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 19/20
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Winkler, Friedrich: Der neue Bertram-Altar in Hannover
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0538
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Altar des Meisters Bertram Linker Außenflügel

scheinlich die letzte Gelegenheit, ein repräsentatives Tafelbild aus der Zeit um 1500
für ein Museum zu erwerben — wie es für die Zeit vom Ende des 14. Jahrhunderts der
Bertram-Altar ist, den Dorner jetzt seiner Sammlung einverleibt hat. Stellt man sich in
Gedanken die beiden schönen Säle vor, in denen den Besucher sogleich beim Betreten
des Museums die niederdeutsche Kunst mit einer imponierenden Fiille von Werken
der Malerei, Plastik, Weberei und Kleinkunst empfängt, so begreift man den Ehrgeiz
des Direktors, den Bertram-Altar seiner Sammlung einzufügen. So sehr man den Ver-
lust für das Berliner Deutsche Museum bedauern muß, in diese hannoversche Samm-
lung paßt er wie nirgendwo anders hin, keine bereichert er so unmittelbar wie den
Saal mit der Goldenen Tafel. Als Bindeglied zwischen der Tafel aus Wennigsen und
der Goldenen Tafel, als ältestes und zugleich einziges, vollständig und in allen Teilen
erhaltenes Altarwerk der einzigartigen hier vereinigten Reihe, die von dem Riesen-
altar aus Hannöversch-Münden über die Goldene Tafel und den nicht minder riesen-
haften Altar von 1424 aus Göttingen zum Marktkirchen-Altar und zu Hans Raphon
reicht, wird er von niederdeutschem Kunstsinn lauter zeugen als die meisten anderen.
Und er wird mehr als sie dazu beitragen, die beklagenswerte und durch nichts ge-
rechtfertigte Geringschätzung niederdeutscher Kunst, die bis in respektable gelehrte
Kreise hinein zu verfolgen ist, endlich zunichte zu machen. Inmitten der Verschleude-

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