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Michelangelo.
Ich komme auf Michelangelo zurück. Er hatte sich durch eineu Cou-
tract vom 25. April 1503*) verpflichtet, in einem Zeitraum von zwölf Jahren
die acht Fuß hoheu, für S. Maria del Fiore bestimmten zwölf Statuen
zu liefern, welche ich schon erwähnt habe. Er entwarf nur eine einzige
davon, die des S. Matthäus, welche sich heute in dem Hofe der Akademie
von Florenz befindet. Man kennt die Gründe nicht, die ihn veranlaßten,
diese Arbeit aufzugeben; feine Mitbürger legten letzterer eine solche Wich-
tigkeit bei, daß man sogar bestimmt hatte, das für diese Arbeiten besonders
erbaute Haus solle, wenn er unter den festgestellten Bedingungen diese
Statuen lieferte, sein Eigenthum werdeu. Er arbeitete zu derselben Zeit
an zwei Medaillons, die Jungfrau mit dem Kinde darstellend, das eine
für Taddeo Taddei, das andere für Bartolommeo Pitti. **) Das eine
dieser Werke sieht man irr der Galerie der Uffizien, das andere, welches,
obgleich unvollendet, doch eine seiner bewunderungswürdigsten Leistungen ist,
befindet sich irr der königl. Akademie zu London. Vasari erwähnt noch eirr
Relief irr Bronze, welches nach Flandern geschickt worden, aber gegenwärtig
verschollen ist.***)
Zwischen 1502 und 1504 war es, „um nicht ganz von der Malerei
abzukommen," daß Michelangelo die berühmte Madonna der Tribune von
Florenz irr Tempera malte. Von allen dem Michelangelo zugeschriebenen
Stasfeleibildern ist es dasjenige, dessen Echtheit nie angezweifelt worden ist.
Die Parzen im Palazzo Pitti, welche lange Zeit als von seiner Hand ge-
golten haberr und deren Erfindung, Anordnung und Zeichnung ihm auch sicher
angehört, werden gegenwärtig mit Wahrscheinlichkeit dem Rosso Fiorentino
zugetheilt. Die Madonna der Tribuna ist ost gestochen worden; sie ist
aller Welt bekannt und es ist überflüssig sie zu beschreiben. Sie macht
einen harten, skizzenartigen Eindruck und trotz mancher trefflichen Eigenschaften
will das Gemälde nicht recht ansprechen. Michelangelo war durch den be-
*) Vasari, XII., Urosx. eron. p. 343
**) Vasari, XII. 175.
^*) Das Medaillon, welches die Jungfrau mit dem Christkinde und dem kleinen
Johannes vorfiihrt, ist in der kleinen Galerie der Uffizien aufgestellt; die wunderbare
Jungfrau mit dem Kinde ist aus den Händen des Malers Wicar an die Londoner-
Akademie gelangt. (Vasari XII. x. 175 Noten). Die bronzene Madonna, welche, wie
Vasari will, nach Flandern geschickt worden ist und welche aus derselben Epoche stammen
soll, hat wahrscheinlich niemals existirt. Der Biograph, schlecht unterrichtet über diesen
Theil des Lebens Michelangelos, hat jedenfalls von der schönen Marmorgruppe in der
Kirche zu Brügge sprechen wollen. (Siehe die Noten).
Michelangelo.
Ich komme auf Michelangelo zurück. Er hatte sich durch eineu Cou-
tract vom 25. April 1503*) verpflichtet, in einem Zeitraum von zwölf Jahren
die acht Fuß hoheu, für S. Maria del Fiore bestimmten zwölf Statuen
zu liefern, welche ich schon erwähnt habe. Er entwarf nur eine einzige
davon, die des S. Matthäus, welche sich heute in dem Hofe der Akademie
von Florenz befindet. Man kennt die Gründe nicht, die ihn veranlaßten,
diese Arbeit aufzugeben; feine Mitbürger legten letzterer eine solche Wich-
tigkeit bei, daß man sogar bestimmt hatte, das für diese Arbeiten besonders
erbaute Haus solle, wenn er unter den festgestellten Bedingungen diese
Statuen lieferte, sein Eigenthum werdeu. Er arbeitete zu derselben Zeit
an zwei Medaillons, die Jungfrau mit dem Kinde darstellend, das eine
für Taddeo Taddei, das andere für Bartolommeo Pitti. **) Das eine
dieser Werke sieht man irr der Galerie der Uffizien, das andere, welches,
obgleich unvollendet, doch eine seiner bewunderungswürdigsten Leistungen ist,
befindet sich irr der königl. Akademie zu London. Vasari erwähnt noch eirr
Relief irr Bronze, welches nach Flandern geschickt worden, aber gegenwärtig
verschollen ist.***)
Zwischen 1502 und 1504 war es, „um nicht ganz von der Malerei
abzukommen," daß Michelangelo die berühmte Madonna der Tribune von
Florenz irr Tempera malte. Von allen dem Michelangelo zugeschriebenen
Stasfeleibildern ist es dasjenige, dessen Echtheit nie angezweifelt worden ist.
Die Parzen im Palazzo Pitti, welche lange Zeit als von seiner Hand ge-
golten haberr und deren Erfindung, Anordnung und Zeichnung ihm auch sicher
angehört, werden gegenwärtig mit Wahrscheinlichkeit dem Rosso Fiorentino
zugetheilt. Die Madonna der Tribuna ist ost gestochen worden; sie ist
aller Welt bekannt und es ist überflüssig sie zu beschreiben. Sie macht
einen harten, skizzenartigen Eindruck und trotz mancher trefflichen Eigenschaften
will das Gemälde nicht recht ansprechen. Michelangelo war durch den be-
*) Vasari, XII., Urosx. eron. p. 343
**) Vasari, XII. 175.
^*) Das Medaillon, welches die Jungfrau mit dem Christkinde und dem kleinen
Johannes vorfiihrt, ist in der kleinen Galerie der Uffizien aufgestellt; die wunderbare
Jungfrau mit dem Kinde ist aus den Händen des Malers Wicar an die Londoner-
Akademie gelangt. (Vasari XII. x. 175 Noten). Die bronzene Madonna, welche, wie
Vasari will, nach Flandern geschickt worden ist und welche aus derselben Epoche stammen
soll, hat wahrscheinlich niemals existirt. Der Biograph, schlecht unterrichtet über diesen
Theil des Lebens Michelangelos, hat jedenfalls von der schönen Marmorgruppe in der
Kirche zu Brügge sprechen wollen. (Siehe die Noten).