Auch Jean Paul Friedrich Richter hat sich dieser Verse angenom-
men, und, vom ersten Lesebuch inspiriert, in einem seiner schönsten
Werke die Entstehung der Fibel mit dichterischer Freiheit ge-
Ichildert. Er läßt ihren Verfalser, vom Genius bessügelt, herrliche
Schöpferfreuden erleben.
,.Er schrieb das Abc in schöner Kanzleischrift, lustig und ungestört
herab. Zwischen alle schwarzen Buchstaben sseckte er rote auf, um
allgemeine Aufmerksamkeit zu erregen,- daher die meisten Kinder
Deutschlands sich noch der Freude entsinnen, mit welcher sie aus
den schwarzen die rot gekoditen wie gahre Krebse herausfischten
und genolsen/'
Geläufiger als Jean Paul sind uns heute Wilhelm Buschs Fibel-
verse vom Münchener Bilderbogen :
Die Lerche in die Lüfte steigt,
Der Löwe brüllt, wenn er nicht schweigt.
Der Walfisch stört des Herings Frieden,
Des Wurmes Länge ist verschieden ...
Die Nachtigall singt wunderschön,
Das Nilpferd bleibt zuweilen stehn.
Aber das führt uns eigentlich schon vom Lehrbuche ab, und
vom Abc als Bilderbuch, dem mehr unterhaltenden Werke,
soll hier nicht die Rede sein. Unsere großen Künstler haben es
illustriert, unsere bedeutenden Autoren ihre Texte dazu geschrie-
ben. Später einmal davon! Hier haben wir es' zunächst nur mit
den eigentlichen Lesebüchern zu tun.
Es läßt sich allerdings darüber streiten, ob diese zur eigentlichen
Jugendliteratur gehören, doch ist da eine Grenze schwer zu ziehen.
Einen Donat, ein lateinisches Vokabularium, wird man nicht dazu
rechnen. Aber der erste Orbis pictus des Comenius, von welchem
noch die Rede sein wird, ist weiter nichts als ein Lexikon, dabei
zweifellos ein SchuL und Lehrbuch, und doch darf es hier nicht
fehlen. Jedenfalls bleibt es anregend genug, zu verfolgen, wie das
eine ins andere übergeht.
Auf die Fibel folgte der Katechismus, sobald die ersten Schwierig-
keiten überwunden waren. Luthers herrliche Sprache ist sicherlich
wie keine andere geeignet zur Lektüre der Fortgeschritteneren.
„Wir sol-len Gott fürch-ten und lie^ben, daß wir bey sei-nem
Na-men nicht ssu-chen, sthwö-ren, zau-bern, lü-gen o-der trü-
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men, und, vom ersten Lesebuch inspiriert, in einem seiner schönsten
Werke die Entstehung der Fibel mit dichterischer Freiheit ge-
Ichildert. Er läßt ihren Verfalser, vom Genius bessügelt, herrliche
Schöpferfreuden erleben.
,.Er schrieb das Abc in schöner Kanzleischrift, lustig und ungestört
herab. Zwischen alle schwarzen Buchstaben sseckte er rote auf, um
allgemeine Aufmerksamkeit zu erregen,- daher die meisten Kinder
Deutschlands sich noch der Freude entsinnen, mit welcher sie aus
den schwarzen die rot gekoditen wie gahre Krebse herausfischten
und genolsen/'
Geläufiger als Jean Paul sind uns heute Wilhelm Buschs Fibel-
verse vom Münchener Bilderbogen :
Die Lerche in die Lüfte steigt,
Der Löwe brüllt, wenn er nicht schweigt.
Der Walfisch stört des Herings Frieden,
Des Wurmes Länge ist verschieden ...
Die Nachtigall singt wunderschön,
Das Nilpferd bleibt zuweilen stehn.
Aber das führt uns eigentlich schon vom Lehrbuche ab, und
vom Abc als Bilderbuch, dem mehr unterhaltenden Werke,
soll hier nicht die Rede sein. Unsere großen Künstler haben es
illustriert, unsere bedeutenden Autoren ihre Texte dazu geschrie-
ben. Später einmal davon! Hier haben wir es' zunächst nur mit
den eigentlichen Lesebüchern zu tun.
Es läßt sich allerdings darüber streiten, ob diese zur eigentlichen
Jugendliteratur gehören, doch ist da eine Grenze schwer zu ziehen.
Einen Donat, ein lateinisches Vokabularium, wird man nicht dazu
rechnen. Aber der erste Orbis pictus des Comenius, von welchem
noch die Rede sein wird, ist weiter nichts als ein Lexikon, dabei
zweifellos ein SchuL und Lehrbuch, und doch darf es hier nicht
fehlen. Jedenfalls bleibt es anregend genug, zu verfolgen, wie das
eine ins andere übergeht.
Auf die Fibel folgte der Katechismus, sobald die ersten Schwierig-
keiten überwunden waren. Luthers herrliche Sprache ist sicherlich
wie keine andere geeignet zur Lektüre der Fortgeschritteneren.
„Wir sol-len Gott fürch-ten und lie^ben, daß wir bey sei-nem
Na-men nicht ssu-chen, sthwö-ren, zau-bern, lü-gen o-der trü-
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