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Cohn, William
Ostasiatische Porträtmalerei — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 43: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1922

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Obwohl sicherlich bis in die Tage des Konfuzius (gest.
478 v. Chr.) zurückgehend, stammen ihre ältesten Doku-
mente erst aus dem 6. oder 7. Jahrhundert. Manche
von ihnen mögen unmittelbar auf Vorbildern der frühe-
ren Zeit beruhen. Die Dinge liegen ähnlich wie im Ge-
samtgebiet der chinesischen Malerei. Und ebenso lücken-
haft wie ihre Geschichte muß eine Übersicht über die
Porträtkunst ausfallen. In Japan setzt die Kunst über-
haupt erst im 7. Jahrhundert ein. Das übersehbare
Material teilt man zweckmäßig in vier große Stil-
gruppen: Werke der Vor-T’angzeit in China undSuiko-
periode in Japan (bis 7. Jahrhundert), der T’angzeit
selbst (7.—10. Jahrhundert) und ihre Nachklänge in
Japan (8.—13. Jahrhundert), die durchgeistigten Schöp-
fungen der Sungzeit in China (10.—13. Jahrhundert) und
Ashikagazeit in Japan (14.—16. Jahrhundert), schließ-
lich neuere Arbeiten.
Obwohl, wie die Tracht und die Waffen anzeigen,
gegen Ende des 7. Jahrhunderts entstanden, zeugt das
Bildnis des Shötoku Taishi mit seinen Söhnen (Abb. 1),
des berühmten ersten Protektors des Buddhismus und
der chinesischen Gesittung in Japan, für den chine-
sischen Porträtstil, bevor er in der T’angzeit seine große
Blüte erreichte. Gleichgültig dabei, ob von koreanischer1,
chinesischer oder japanischer Hand. Menschen gleich-
sam ohne Körper, Gesichter nur äußerlich charakte-
risiert und ausdrucksarm, ängstliche Pinselführung und
flackernde Silhouetten. Welch andern Geist offenbart
das Bildnis des Pu-kung Chin-kang (Amoghavajra,
Abb. 2), des großen Lehrers der mystischen Sekten in
China, eins der fünf Porträts, die Köbö Daishi2 im
Jahre 806 aus China nach Japan heimbrachte. Blut
1 Korea spielt in der frühen japanischen Kunst eine große Rolle, aber wohl nur
als Vermittler chinesischer Kultur. Von seiner Porträtmalerei ist wenig bekannt.
2 Der Verpflanzet* der Sbingonsekte aus China nach Japan, eine für die Kunst
und. Kultur des Insejreiches gleich bedeutsame Persönlichkeit.

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