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Galerie Commeter
Gemälde erster Meister: Juli-August 1921 — Hamburg: Galerie Commeter, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.74222#0010
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Auge über das sachliche Sehen hinaus sich die Fähigkeit
erworben hat, Qualität zu fühlen, worauf bei der Unter-
suchung von Menschenwerk alles ankommt, entzieht
sich der Beobachtung, weil es Gnade ist." Lichtwark
war in seiner eingeborenen Sphäre, die von den alten
Niederländern und Deutschen über die frühen Han-
seaten bis zu den wahlverwandten Meistern seiner
eigenen Epoche reichte, dieser persönlichen Gnade
teilhaftig. Und er bewies insonderheit sein Genie auf
dem weitverzweigten Felde des praktischen Kunst-
maklers. Wobei ich das ominöse Wort wieder in jenem
althamburgischen Edelsinn nehme, der unsern neueren
Generationen längst abhanden gekommen ist (Ableitung
nicht von dem lateinischen und mittelhochdeutschen
„Makel", sondern von dem niederdeutschen „maken").
Er war ein genialer Kunstmakler. Man wird ganz ver-
stehen, was ich aussage, wenn ich ihm — auf szenischem
Gebiete — den Freiherrn von Berger vergleiche, der
gleichfalls als weiland Kunstmakler der angedeuteten
Art mit seinen fabelhaften Suggestiverfolgen noch viel
zu wenig gewürdigt worden ist. Als kunstpolitischer
Diplomat, der ungezählte Imponderabilien umschiffen
oder geflissentlich in seinen Dienst stellen mußte, um
in den heikelsten Situationen einem amusischen Ge-
schlecht die Segnungen einer noch kaum begriffenen Zu-
kunftskunst unmerklicli aufzuzwingen und so zwischen
Kunst, Pharisäertum, Weltgefühl, Schöpfergeist, Geld-
beutel, Opfersinn, Regierung, Sparsamkeit und ähn-
lichen Instanzen immer wieder mit diktatorischem
Feingefühlzu vermitteln: -als solch ein univer-
saler Kunstmakler, der auf hamburgischem Kunstboden
stets eine vitale Notwendigkeit gewesen ist, hat Alfred
Lichtwark Nochnichtdagewesenes zustande gebracht.

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