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Compagni, Dino; Schwartz, Ida [Übers.]
Chronik des Dino Compagni von den Dingen, die zu seiner Zeit geschehen sind — Das Zeitalter der Renaissance, 2. Serie ; 1: Jena: Eugen Diederichs, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.55683#0108
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Andrea Gherardini nach Pistoja, welcher zum Ritter gemacht
wurde. Und zu der Zeit ward ihm zugetragen, wie die von
Lucca gen Pistoja zögen, damit sie die Stadt einnähmen. Des-
halb verbannte selbiger Messer Andrea viele Bürger [von den
Schwarzen], welche auf seinen Befehl nicht fortgehen wollten,
vielmehr sich verstärkten und sich zu verteidigen suchten, denn
sie vermeinten Hilfe zu erlangen; besagter Messer Simone rief
viele seiner Freunde und fremde Knechte. Der Podesta setzte
ihnen die Zeit, da sie fortgehen sollten, sie aber gehorchten
nicht: darob ward er zornig und strafte sie mit Feuer und
Schwert, mit Hilfe von Florenz, und ihre Anhänger erklärte er
für Rebellen. Etliche aber unter ihnen sagten, daß Messer
Andrea dafür MMMM Florene erhalten habe, und etliche sagten,
sie seien ihm gegeben von der Gemeinde von Florenz, um der
Feindschaft willen, die er auf sich geladen hatte.
XXVI. Wie ist die schöne Stadt zuschanden geworden, die so-
viel des Ertrages hatte und des Überflusses! Es weinen ihre
Bürger, schön von Gestalt vor allen andern in Toskana, Be-
sitzer solch reicher Stätte, die umgeben ist von schönen Flüs-
sen, von fruchtbaren Bergen und üppigen Gefilden; stark im
Kampfe, unverträglich und wilden Sinnes, also daß die Stadt
fast zunichte wurde. Über eine kleine Zeit wandte sich darum
Hinweis auf die das Glück, und sie wurden von den Florentinern belagert; also
Belagerung von daß sie ihr Fleisch zur Nahrung gaben und ließen sich die Glie-
dieSchumr’-en ^er abschneiden, damit die Stadt Speise habe, und kamen dahin,
1306 daß sie nichts denn Brot aßen, bis zum letzten Tage. Und der
s. Buch ii und allmächtige Gott fügte es, daß sie nach einem Abkommen auf-
genommen wurden (ohne daß ihre Widersacher darum wußten)1,
mit Verträgen für ihre Sicherheit, die aber wurden nicht gehal-
ten; denn sobald jene die Stadt innehatten, wurden die schönen
Mauern zerstört.
Da nun diese Pestilenz ein Ende hatte und die Grausamkeit, daß
sie den Weibern die Nase abschnitten, wenn sie aus Hunger vor
die Stadt kamen (den Männern aber schnitten sie die Hände
1 Die Kirche bemühte sich im Einverständnis mit den Schwarzen von
Florenz um den Entsatz von Pistoja, ohne daß die Pistojeser Schwarzen
davon wußten.

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