Hof, und die von Bologna gesellten sich zu ihnen, aber sie waren
nicht ehrlich. Unter ihnen war mancher Böswillige: deren einer
war Messer Ubaldino Malavolti, ein Richter aus Bologna, voller
Spitzfindigkeiten, der verzog auf dem Wege, weil er gewisse Ge-
rechtsame verlangte über ein Kastell, so die von Florenz inne-
hatten, und sagte, es wäre sein; und er hinderte die Gefährten
also an ihrem Zuge, daß sie nicht zu rechter Zeit kamen.
Da die Gesandten in Rom angekommen waren, nahm der Papst
sie allein zu sich in seine Kammer und sprach zu ihnen insge-
heim: „Warum seid ihr so verstockt? Demütiget euch vor mir:
wahrlich, ich sage euch, daß ich nichts anderes will denn euren
Frieden. Kehret wieder um, zweie von euch; und mein Segen
über sie, wenn sie vermögen, daß mein Wille erfüllt werde.“
V. Um diese Zeit wurden in Florenz neue Signoren gewählt, fast Neuwahl der
einmütig von beiden Parteien, unverdächtige gute Männer, auf SirJnoren aus
beiden. Parteien
die das mindere Volk [popolo minuto] große Hoffnungen setzte; 75 ow I301
desgleichen die weiße Partei, dieweil sie einig waren und ohne
Übermut und waren willens, daß sie die Ämter allen zuteilten,
denn sie sprachen: ,,Dieses ist das letzte Heilmittel.“
Ihre Gegner faßten Hoffnung, weil sie wußten, daß sie schwache
und friedfertige Männer waren; und unter dem Schein des Frie-
dens vermeinten sie dieselbigen leicht zu täuschen.
Die Signoren aber, so am XV. des Oktober MCCCI das Amt an-
traten, waren diese: Lapo del Pace Angiolieri, Lippo di Falco
Canbio und ich, Dino Compagni, Girolamo di Salvi del Chiaro,
Guccio Marignolli, Vermiglio d’ Jacopo Alfani, und Piero Brandi-
ni, Bannerträger der Gerechtigkeit; diese, da sie gezogen waren
[bei der Wahl], gingen nach Santa Croce, dieweil der andern
Amt noch nicht abgelaufen war. Die schwarzen Guelfen kamen
sogleich überein, daß sie dieselbigen heimsuchen wollten, je zu
vieren und zu sechsen, wie es traf, und sprachen: ,,Ihr Herren, Arglistige Aner-
ihr seid gute Leute, und solcher bedurfte unsere Stadt. Ihr sehet bietun9en der
den Zwist eurer Bürger: euch ziemt es, sie zu versöhnen, oder
die Stadt geht unter. Ihr seid es, die dazu Vollmacht haben; und
wir, auf daß solches geschehe, bieten euch Habe und Leben, aus
gutem und aufrichtigem Herzen.“ Da erwiderte ich, Dino, im
Auftrage der Gefährten und sprach: ,,Liebe und getreue Bürger,
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nicht ehrlich. Unter ihnen war mancher Böswillige: deren einer
war Messer Ubaldino Malavolti, ein Richter aus Bologna, voller
Spitzfindigkeiten, der verzog auf dem Wege, weil er gewisse Ge-
rechtsame verlangte über ein Kastell, so die von Florenz inne-
hatten, und sagte, es wäre sein; und er hinderte die Gefährten
also an ihrem Zuge, daß sie nicht zu rechter Zeit kamen.
Da die Gesandten in Rom angekommen waren, nahm der Papst
sie allein zu sich in seine Kammer und sprach zu ihnen insge-
heim: „Warum seid ihr so verstockt? Demütiget euch vor mir:
wahrlich, ich sage euch, daß ich nichts anderes will denn euren
Frieden. Kehret wieder um, zweie von euch; und mein Segen
über sie, wenn sie vermögen, daß mein Wille erfüllt werde.“
V. Um diese Zeit wurden in Florenz neue Signoren gewählt, fast Neuwahl der
einmütig von beiden Parteien, unverdächtige gute Männer, auf SirJnoren aus
beiden. Parteien
die das mindere Volk [popolo minuto] große Hoffnungen setzte; 75 ow I301
desgleichen die weiße Partei, dieweil sie einig waren und ohne
Übermut und waren willens, daß sie die Ämter allen zuteilten,
denn sie sprachen: ,,Dieses ist das letzte Heilmittel.“
Ihre Gegner faßten Hoffnung, weil sie wußten, daß sie schwache
und friedfertige Männer waren; und unter dem Schein des Frie-
dens vermeinten sie dieselbigen leicht zu täuschen.
Die Signoren aber, so am XV. des Oktober MCCCI das Amt an-
traten, waren diese: Lapo del Pace Angiolieri, Lippo di Falco
Canbio und ich, Dino Compagni, Girolamo di Salvi del Chiaro,
Guccio Marignolli, Vermiglio d’ Jacopo Alfani, und Piero Brandi-
ni, Bannerträger der Gerechtigkeit; diese, da sie gezogen waren
[bei der Wahl], gingen nach Santa Croce, dieweil der andern
Amt noch nicht abgelaufen war. Die schwarzen Guelfen kamen
sogleich überein, daß sie dieselbigen heimsuchen wollten, je zu
vieren und zu sechsen, wie es traf, und sprachen: ,,Ihr Herren, Arglistige Aner-
ihr seid gute Leute, und solcher bedurfte unsere Stadt. Ihr sehet bietun9en der
den Zwist eurer Bürger: euch ziemt es, sie zu versöhnen, oder
die Stadt geht unter. Ihr seid es, die dazu Vollmacht haben; und
wir, auf daß solches geschehe, bieten euch Habe und Leben, aus
gutem und aufrichtigem Herzen.“ Da erwiderte ich, Dino, im
Auftrage der Gefährten und sprach: ,,Liebe und getreue Bürger,
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