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Conze, Alexander
Melische Thongefässe — Leipzig, 1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.751#0005
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Tafel III.

Darstellung auf der Vorderseite des Halses von A. Grosse des Originals.

Tafel IV. M

Darstellung auf dem Bauche der Vorderseite von A in Grösse und in den Farben des Originals!
Unter den an diesem Gefässe wie an B und C aus je zwei Bogen bestehenden Henkeln sind liier zwei
Augen gemalt dergestalt, dass die zwei Henkelbogen die Augenbrauen zu bilden seheinen.

Tafel V.

1. Darstellung auf dein Bauehe von C in der Grösse des Originals. (Gesammtansicht des Gefässes
s. die Titelvignette und ein Ornament der Rückseite Tafel I, 2.)

2. Beispiel eines assyrischen Ornamentes nach Layard thc monuments of Niniveh plate 44, 4.

3. Ein gleiches nach Layard a. a. O. plate 50, 3.

4. Gemälde einer Vase aus Cervetri nach den Memoires de l'institut national de France (acad. des
inser. et helles lettres) tome 17, pl. VIII.

5. Beispiel eines assyrischen Ornamentes nach Layard a. a. O. plate 43, 5.

6. Verzierung einer griechischen Vase aus Cervetri nach den Monumenti iuediti dell' instituto di i
corr. arch. 1858, tav. XY.

7. Eine gleiche einer Vase aus Vulci nach demselben Werke 1833, tav. LI.

8. Beispiel eines assyrischen Ornamentes nach Layard a. a. O. plate 50, 6.

9. Verzierung einer Vase aus Vulci nach Inghirami pitture di vasi fittili IV, tav. CCCVIII.
Die farbigen Abbildungen auf Tafel I und IV überheben mich einer Beschreibung der angewandten!'

Farben; Tafel IV wird auch die Anwendung eines spitzen Instrumentes zu eingeritzten Linien, die I
namentlich zur Trennung des Roth vom Schwarz und von einem andern rothen Gegenstande angebracht
sind, erkennen lassen. Auf Tafel II und III ist das trübe Dunkelroth durch Punktirung und auf Tafel III
die gegen den Grund dunklere gelbe Färbung der männlichen Körper, welche auf A angewandt ist, durch
einen schwachen Schattenton angedeutet.

Zu einer Erklärung fordein die ausgedehnteren figürlichen Darstellungen von A auf, während B
und C nur mit den symmetrisch gegen einander gestellten Pferden, welche auf der Vorderseite von Jf}\
Knaben als Heiter tragen, als Hauptstücken des reichen Ornamentenschmuckes geziert sind. Auf dem
Hauptbilde von A tritt einem von vier Flügelrössen gezogenen Wagen eine weibliche durch Köcher,.
Bogen und Pfeil als Artemis kenntliche Figur entgegen; die Göttin fasst den ihr heiligen Hirsch nJ
der rechten Hand am Hörne ganz in der Weise, wie es uns bereits aus zahlreichen all griechischen Dar-
stellungen dieser Göttin, die entschieden einen in Asien ausgebildeten Typus nachahmen, bekannt ist.
Neben der Artemis wird man leicht darauf geführt, in der leierspielendcn männlichen Gestalt zuvorderst
auf dem Wagen Apolhm zu erkennen, wenn derselbe auch, vielleicht nur zu vergleichen dem Idole zii
Heliopolis und seltenen alterthümlichen Darstellungen auf griechischen Vasen'), statt seiner in griechisches
Kunst sonst durchweg jugendlich unbärtigen Gestalt hier vielmehr mit wachsendem Spitzharte dargestellt
ist. lieber die Bedeutung der zwei ihn auf dem Wagen begleitenden weihlichen Figuren wird ein Jeder!
leicht diese oder jene Vermuthung aufstellen können, etwas Beweisendes für die Richtigkeit irgend einej
solchen vermag ich indessen nicht aufzufinden. Ebenso verschlossen bleibt mir auch der Gedanke, welcher
der ganzen Darstellung, so gut wie vielen ähnlichen auf Vasenbildcrn mit schwarzen Figuren dargestellte]
Götterzügen zu Wagen2), zu Grunde liegt. Und weiter wage ich auch für die Darstellung am Halse voi
A eine vollkommen sichere Deutung nicht in Anspruch zu nehmen, wenn auch die beiden gegen einani
gerichteten Speerkämpfer und die hinter jedem zuschauend stehende weibliehe Figur sehr entschieden

e noch dazu auch sonst gerade in sehr alten griechischen Werken vorkommende Darstellung1') des
Kampfes des Aehilleus und Memnon in Gegenwart ihrer Mütter Eos und Thetis erinnern. "Wollte man
.ese Vorstellung auch hier voraussetzend in den rollen Strichen der Gesiehtsumrisse einen beabsichtigten
.usdruek suchen, so könnte man in dem linker Hand stehenden "Weibe freudiger blickend die Thetis und
der andern scheinbar bestürzt sehenden die Eos und somit in dem Kämpfer mit dem Medusenschilde
emnon, in seinem Gegner Aehilleus vermutheii. Dann müsste die in auffallender Weise zwischen beide
lämpfer gestellte aus Harnisch, Beinschienen und Helm bestehende Waffenrüstung, die sich aus den uns
lekannten Ueberlieferungen dieses Mythos wenigstens durchaus nicht erklärt findet4), dem aus der
^Anordnung der Malereien auf B und C hervorgehenden Gesehmacke des Künstlers nach als rein raiim-
Busfüllend und dabei mit Wohlgefallen als symmetrisch gestalteter Mittelpunkt einer durchweg symme-
trischen Komposition angebracht sein.

I Aber nicht nur um der dargestellten Gegenstände, sondern tun der Art willen, wie dieselben

^dargestellt sind, um des eigentümlichen künstlerischen Gesammtcharakters der Verzierung willen, in
iwelcher sieh, roh wie sie gearbeitet ist, doch ein sehr bestimmt in einer gewissen Richtung durch-
gebildeter Geschmack kund giebt, habe ich eine möglichst getreue Herausgabe der Gefässe Unter-
Kommen, überzeugt dass sie durch diese Eigenschaft eine wichtige Stellung unter den Quellen griechi-
jscher Kunst- und damit Kulturgeschichte einnehmen müssen. Als solche Quellen können sie nur
gewinnen, wenn erst mehre verwandte Werke durch neue Funde ihnen an die Seite treten. Bis jetzt
stehen sie noch ziemlich vereinzelt unter den dem griechischen Boden entstammenden Werken; als ihnen
^durchaus gleich, sicher aus derselben Fabrik, wenn nicht derselben Hand hervorgegangen, kenne ich nur
(das eine aus L. Rosss Besitze in den Gerhards übergegangene Fragment (Zf), als dessen Fundort schwankend
(iThera oder Melos angegeben wird. Sehr nahe kommt jedenfalls in der ganzen Art der Dekoration eine
bei Vulci gefundene Vase5), während ein anderes durch L. Ross von seinem Fundorte Thera nach
■■Kopenhagen versetztes Gefass, wenn es auch einer gleichen Epoche mit unsern melischen Gefassen
Rogehören mag, sehr verschieden von ihnen ist, wie das unsere als Schlussvignette unter dem Texte
I gegebene Abbildung augenscheinlich macht. Unter der Gesammtmasse der bemalten griechischen Vasen
steht nun aber doch die ganze unbestritten älteste Klasse der unter andern Benennungen auch korinthische
genannten Gefässe0) unsern melischen bei aller unterscheidenden Eigentümlichkeit dieser letztern ziemlich
juahe; in der Technik namentlich der Farbengebung, in den zur Ausfüllung des Grundes ausgestreuten
| Pflanzen-, Blumen- und Stern-artigen Verzierungen7) und auch in den so gewöhnlichen Thicrfriesen in der
' Art des über der Hauptdarstellung von A hinlaufenden zeigt sich offenbare Verwandschaft. Eine nähere
Zeitbestimmung ist damit freilich noch nicht gewonnen8), da jene Klasse von Vasen selbst sich einer
Riehen noch entzieht, aber im Allgemeinen dürfen wir unsere Vasen der ältesten uns bekannten Periode
griechischer Vasenmalerei gewiss mit Recht zuschreiben. Wie man nun in den sogenannten korinthischen
sen längst und vollkommen richtig einen Zusammenhang mit orientalischer Kunstweise erkannt hat,
treten uns denn auch auf den neuen melischen Vasen mit voller Bestimmtheit Züge entgegen, die
Ich ebenso auf den assyrischen Bildwerken wiederfinden. Sind die schon berührte Ausfüllung des Grundes,
eiche A, B und C zeigen und der Thierfries auf A als Nachklang orientalischer Weise bereits anerkannt^
ist ebenfalls die Art, wie die Artemis auf A den Hirsch am Hörne hochhält, schon mehrfach von
dex-n Forschern mit dem in den orientalischen Kunstwerken verbreiteten und auch in andere alt-
iechische Werke, unter denen ich nur den Kypseloskasten und die Francoisvase zu nennen brauche,
^■gegangenen Typus solcher ein oder mehre Thiere in ähnlicher Weise haltenden und hebenden
enschlichen Gestalten vergleichend zusammengestellt9). Da ferner der eigentümliche Ansatz der Flügel
Pferde vorn an den Schulterblättern und das abgerundete vorn zu einer Spitze sich überschwingende
nde derselben sowohl als durchgehend den orientalischen Bildern eigen'0) als auch von da in zahlreiche
 
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