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Münde gehen lassen. Erst Deville (Rapport S. 262) hat die treffende Combination gemacht, weiche weiter
auszuführen ihn sein früher Tod verhindert hat.

Die Stifterin des Rundbaues ist Arsinoe"'), die Tochter des Ptolemaios Soter, welche zuerst an Ly-
simachos, dann an Ptolemaios ICeraunos verheirathet war, und vor dessen Gewalttätigkeit, welcher ihre
Kinder zum Opfer fielen, ein Asyl auf Samothrake fand. Da sie später noch als Gemahlin ihres Bruders
Ptolemaios IL Philadelphos auf den Thron Aegyptens erhoben wurde, so war Anlass und Vermögen zur Er-
richtung einer prächtigen Widmung auf Samothrake bei ihr in gleicher Weise vorhanden.

Die Weihinschrift des Rundbaues gehört nach den Schrift forme 11 auf dem erhaltenen Stücke {Taf. .LVIII,
Fig. 1) unzweifelhaft in die Diadochenzeit; jeder Buchstabe hat die für diese Periode charakteristische Form.
Die Weihende ist nach dem Kiepert'schen Fragmente eine Königin, nach dem heute noch erhaltenen Fragmente
die Tochter eines .... Xmoc oder .... fgkk, (TTTo\E|j]aioc. Auf diesen Tochtertitel am Ende der ersten Zeile
folgte im Anfange der zweiten Zeile der Genetiv gam«ujr. 2), woraus schon Franz entnahm, dass hier der
Name ihres königlichen Gemahls gestanden haben muss. Endlich aber gibt Kiepert's Abschrift hinter
ßacsüKTim, wo ja ihr eigener Name folgen musste, noch von zwei Anfangsbuchstaben die Spuren an und
diese Spuren AF gestatten die Ergänzung APZINOH und, nach Allem, was in Betracht kommt, kann man sagen,
keine andere. A statt A schrieb Kiepert in einer ja so gewöhnlichen Verwechslung auch bei dem ersten
Buchstaben des noch erhaltenen Fragments.

Weitere Bestätigung ergibt sich, wenn man die ganze Inschrift in ihrer ursprünglichen Fassung wieder-
herzustellen versucht und dabei auf die gegebene Länge der einzelnen Architravbalken Rücksicht nimmt.
Das Ergebniss ist für die erste Zeile ein völlig zweifelloses; in wie weit nicht auch für die zweite Zeile, werde
ich angeben. Die unter den Trümmern noch vorhandenen Architravblöcke fand Niemann, wo sie noch
die Messung erlaubten, alle von gleicher Länge. Auch der erhaltene Inschriftblock hat noch seine volle
Länge. Seine Vorderfläche mit den Buchstaben ist zwar rechts erheblich beschädigt, doch sieht man, dass
kaum mehr als ein Buchstabe, in Zeile 1 das T, in Zeile 2 das kleine 0, dort verloren gegangen sein kann.
Am Anfange von Zeile 1 dieses erhaltenen Blockes war das M über die Fuge, halb auf den links anstossen-
den, halb auf den erhaltenen Block, geschrieben. Eine regelmässige Vertheilung der Buchstaben auf die ein-
zelnen Blöcke fand also nicht statt, vielmehr existirten für den Schriftsteinmetzen die Fugen der einzelnen
Blöcke so wenig, wie sie ja in der architektonischen Form sich geltend machen. Die Inschrift wurde natürlich
erst in den fertig stehenden Architrav eingemeisseh. Etwa die gleiche Anzahl von Buchstaben wird aber von
selbst auf jeden Architravblock bei der stattlich ausgeführten Inschrift entfallen sein. Der erhaltene Block
wird in der ersten Zeile ausser dem letzten Schenkel des M noch neun, in der zweiten zehn Buchstaben
enthalten haben. Der von Kiepert skizzirte, wahrscheinlich auch in ziemlich voller Länge erhalten ge-
wesene Block hatte in der ersten Zeile auch mindestens neun Buchstaben, da einer über dem B der zweiten
Zeile anzunehmen ist; die zweite Zeile erscheint dort gegen das Ende stärker zerstört. Zwischen dem Kie-
pert'schen und dem erhaltenen Blocke muss die Inschrift nun jedenfalls irgend eine Zahl von Blöcken der
gegebenen Länge ganz ausgefüllt haben. Da der Architrav nicht über Säulen und Intercolumnien, sondern
über einen massiven Unterbau hinlief, so ist nicht etwa nöthig, dass die Mitte der Inschrift auf einen vollen
Block falle. Die Zeichnung (Holzschn. 7) macht Alles deutlich. Nach der hier gegebenen Ergänzung waren
noch zwei Blöcke in der Mitte von der Inschrift gefüllt; mit zwei Anfangs- und zwei Schlussbuchstaben griff
die Zeile i noch auf einen vorangehenden und folgenden Block über und stand im Ganzen wohlgeordnet
unter den Tropfenplatten von fünf Triglyphen hin. Bei der Ergänzung von Zeile 2 ist zunächst das auf-
fallend, dass nach dem Zeugnisse der Kiepert'schen Copie die Zeile einen durch keine Ergänzung zu füllen-
den leeren Raum von zwei Buchstaben Weite zu Anfang unter der ersten Zeile lässt, während am Schlüsse
beide Zeilen ziemlich gleich lang gewesen sein müssen. Dies muss man als eine Nonchalance in der An-
ordnung der Inschrift hinnehmen, welche unserer ängstlichen Art solche Dinge zu machen vielleicht anstös-

') Literatur u. A. in lJnuly's Renlency-clöp, der dass. Alterihumsn'iss, I, : t>.Aufl.} S. 1774 f.
=) Stau des von Kiepert Ul>i:rlieferu:n 0 habe ich ui eeseizt.
 
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