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Conze, Alexander
Archäologische Untersuchungen auf Samothrake (Band 1) — Wien, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.752#0029
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sogar der Vermuthungen sich enthalten müssen. Höchstens kann man noch einmal auf die Figuren mit
dionysischen Attributen auf unteritalischen Vasengemälden, auf die Schwärme der etwa gleichzeitigen grossen
dionysischen Festzüge in Alexandria als auf verwandte Erscheinungen hinweisen. Das trifft dann zunächst
nur die beiden mit bakciiischen Attributen ausgestatteten Frauen im Giebel. Das Auftreten bakchischen Per-
sonales ist mit der Rolle, die Dionysos unter den samothrakischen Göttern spielte, schon gerechtfertigt.
Wenn wir sonst Kabiren mit einem Trinkhorne dargestellt finden, so könnten Kabirische Nymphen1) mit
Weintraube und Trinkhorn dargestellt sein.

Ucber die sonst bei unseren Ausgrabungen gefundenen Skulpturen kann ich kurz sein; es verdient'
nicht einmal jedes Stückchen eine ausdrückliche Erwähnung.

Die auf der Südwestseite des dorischen Marmortcmpels in zwei Haupttheilcn und einigen kleineren
Stücken gefundene und unter Zumbusch's Leitung, bis auf Kopf und Arme, den einen Flügel und noch
andere kleinere Lücken, wieder zusammengesetzte weibliche Statue (Taf. XLVIII) lässt sich ziemlich zuver-
sichtlich als eine Nike bezeichnen. Zur Aufstellung von Siegesanathemen, an die man zwar nicht ausschliess-
lich zu denken braucht, war auf Samothrake in der Glanzzeit seiner Heiligthümer, der die Figur auch an-
gehören dürfte, bei den wechsclvollen Kriegsfällen der Diadochenkämpfc oft genug Anlass. Auch die im
Louvre-) befindliche grössere Nike gehört vielleicht dieser Zeit an. Von den zur Giebelgruppe gehörigen
Statuen ist unsere Nike durch ihren Fundort auf der andern Seite des Tempels, wo keine Giebelgruppe an-
zunehmen ist, ebenso sehr aber auch durch ihre ganze Anordnung und Arbeit verschieden. Auch als ein
Akroterion der Südwesteckea), an der sie gefunden wurde, wird sie nicht anzusehen sein, überhaupt nicht
als eine zum Bau selbst gehörige Skulptur. Sie ist im Rücken ganz unausgeführt geblieben und dort offenbar
angelehnt an einen ragenden Gegenstand, eine Säule, den Stamm einesTropaions oder dergleichen, aufgestellt
gewesen. Diesen Gegenstand umfassten ihre Flügel seitwärts und auch die Draperie, namentlich an ihrer
linken Seite, ist sichtlich auf die Verdeckung eines solchen Gegenstandes angelegt worden. Man kann im
Kleinen etwa die Flügelfiguren vergleichen, welche als Zierform vor den Körper eines Thongefässes gestellt
sind. Im Rücken der Statue befindet sich auch noch das Loch für die Befestigung, durch welche die Figur
mit jenem Gegenstande hinter ihr verbunden"war. Eine weitere Ergänzung erschien nicht rathsam, obgleich
sich die Bewegung der Figur noch einigermassen erkennen lässt. Das erhaltene Stück des linken Oberarmes
zeigt ganz deutlich, dass der linke Arm, etwa wie auf einen Speer gestützt, gehoben war. Der gesenktere
rechte Arm, von dem bei stärkerer Zerstörung der Figur auf dieser Seite gar Nichts erhalten ist, muss
irgend Etwas gehalten haben; man sieht noch vorne an der Draperie (auch in der einen photographischen
Ansicht) sehr deutlich das Einsatzloch, welches zur Verbindung dieses Gegenstandes mit der Hauptmasse
der Statue diente. Die Zierlichkeit und der Reichthum des Gewandmotivs, die namentlich in der Ausarbei-
tung dünner Marmorpartien sehr gewandte Technik, wobei sorglos wiederum von dem Verfahren des An-
stückens einzelner besonders freierTheile Gebrauch gemacht wurde, zeichnen die Statue aus. Der Gesammt-
eindruck mag dem der Victorien auf Münzen des Pyrrhos einigermassen verwandt gewesen sein. Die
Draperie dürfte in den bekannten Musenstatuen ihres Gleichen finden; nur, dass wir diese Musenstatuen in
römischen Copicn besitzen, die samothrakischc Nike eine freier originale Behandlungsweise zeigt. Nach all'
Diesem bleibt man mit den Vermuthungen über die Zeit der Figur wiederum im Bereiche der Diadochenzeit.

Dasselbe gilt von dem von Zumbusch so glücklieh aus geringen Resten wiedererkannten Kentauren
in Hochrelief (Taf. LH). Die Ergänzung wurde nach Zumbusch's Angabe von Löher, jedoch nur rasch,
um die Fragmente zu einem Ganzen zu verbinden, modellirt und dann in Gips gegossen. Es sollte damit
nicht behauptet werden, dass die Stellung des Kentauren nicht auch eine andere hätte gewesen sein können.
Die Sicherheit der Wiederverbindung der einzelnen Fragmente, des spitzohrigen Kopfes, der Pferdcbein-
und Schwanzstücke zu einem Kentaureniclbc, wozu dann auch das fliegende Fell vortrefflich passt, gewann

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