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Conze, Alexander [Hrsg.]
Die attischen Grabreliefs (Band II, Text) — Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.756#0135
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U. MÄNNER ZU PFERDE 1158— 1159.

255

gürteten Chiton, über dem auf der Brust das Wehrgehänge
liegt, und mit einer auf der r. Schulter gehefteten, nach rück-
wärts flatternden Chlamys. Den Raum unter dem Pferde
füllt die Figur des unterliegenden jugendlichen Gegners. Er
ist nackt, nur um seinen 1. Arm liegt die Chlamys. Am 1.
Arme hält er den Schild, der ihn nicht mehr deckt. In das
Knie gesunken holt er zur Verteidigung mit dem Schwerte
aus, das er mit der r. Hand fafste und dessen Scheide an
seiner 1. Seite sichtbar ist, am Wehrgehänge, das wie das
Schwert hier von Metall angesetzt war. Die Ansätze von
Metall sind nur noch an den Bohrlöchern im Marmor zu
erkennen, in denen sie mit Stiften befestigt waren. Salinas hat
sie sorgfältig verzeichnet. Sie bezeugen das Zaumzeug des
Pferdes, das Wehrgehänge und in der r. Hand das Schwert
des Gefallenen, die Lanze in der r. Hand des Dexileos,
von deren Befestigung zwei Stiftlöcher an seinem r. Schenkel
herrühren, endlich auch einen Aufsatz auf dem Kopfe
des Dexileos, von dem drei Eisenstifte herrühren; man
hat an einen Helm oder einen Kranz gedacht. Aufserdem
war das Bildwerk, wenn auch keine sicheren Spuren mehr
geblieben sind, durch Malerei noch weiter vervollständigt. Auf
Bemalung deuten auch die leeren Flächen der Giebel-Akroterien.
Milchhöfer nimmt an, dass auch Pilasterkapitelle,"dann wohl samt
Pilastern, an den Seiten des Reliefs nur gemalt gewesen seien,
wie so oft bei gleicher Stelenform zu vermuten nahe liegt.

Auf der Oberseite des Giebels sind sechs Löcher, wie zum
Einsetzen von Metallgegenständen angebracht, wie die bei-
stehend nach Seveso wiederholte Oberansicht des Monuments

zeigt. Ob die angesetzten Metallgegenstände Spitzen waren,
um die Vögel fern zu halten (vergl. Petersen in Athen. Mitth.
d. Inst. 1889, S. 233 ff. 328), oder Stifte, um Bänder, Kränze
oder andern Schmuck daran aufzuhängen, wie Salinas. an-
nimmt, steht dahin. Die Oberansicht giebt auch die Klammer-
löcher auf beiden Seiten der Marmorbasis an, die zur Ver-
bindung mit andern anstofsenden Blöcken dienten. Es sind
jcderseits zwei solcher Klammerlöcher, von denen jetzt, wie
Dörpfeld's obenstehender Grundrifs zeigt, nur noch das vordere
jederseits sichtbar ist, da die moderne Hintermauerung der
Stele die beiden hinteren Löcher verdeckt.

Auf der in der Längsrichtung konkaven Vorderfläche der
Marmorbasis steht die Inschrift: Asqc^scuc Aooavioo Soptxtoc. |

'Efsvsro e~l Tj'.advtSpoü &yovxo

dzifravs ex EußooXiSoo

K&ptvdo) tcöv irevrs iTcicItov. Geboren 414/13 v. Chr. fiel Dexi-
leos im Jahre 394/93 v. Chr. in dem Treffen gegen die La-
kedaimonier bei Korinth, in welchem die akamantische Phyle,
der Thorikos angehörte, besonders litt (Xenophon Hell. IV,
2, 9 ff.). Man hat allgemein angenommen, dass mit dem Zusätze
x(üv xevrs tTCTtiwv an fünf im Gefechte sich besonders auszeich-
nende Reiter erinnert werden sollte, als deren einer Dexileos
gefallen sei. Brückner dagegen will darin die Angabe einer
militärischen Charge sehen, welche Dexileos bekleidet hätte.
Das Denkmal von elf im Treffen bei Korinth gefallenen

Reitern, unter denen auch Dexileos genannt ist, lag am Wege
zur Akademie. Davon ist das Akroterion erhalten (1157). Es
war das vom Staate errichtete Grabmal der Gefallenen, das
Grabmal des Dexileos allein war ein Familiengrab; unweit
des Dipylon an der heiligen Strafse hatte es einen besonders
vornehmen Platz. Dem entspricht nicht ganz sein zuerst
nach der Auffindung hin und wieder etwas überschätzter
Kunstwert. Schon Salinas und in Übereinstimmung mit ihm
Andere haben wiederholt betont, dass das Relief des Dexileos
bei allen Vorzügen der Komposition doch in der Ausführung
keineswegs so hoch steht, dass es als originale Erfindung und
als von der Hand eines ersten Meisters herrührend angesehen
werden könnte. Ein Vergleich mit dem Bruchstücke 1160 macht
das besonders augenfällig. Die Erfindung der Gruppe aber
brauchte auch nicht für ein Grabrelief erst gemacht zu werden.
Sie war in den Kampfdarstellungen der grossen Kunst des
fünften Jahrhunderts hinreichend vorgebildet.

1159. Relief eines Reiters.

Nationalmuseum. — Vielleicht identisch mit einem an
der Agia Triada gefundenen Relief, welches Rhusopulos
('Apymok. ecpTjfL 1862, Sp. 300) so beschreibt: tpjii.a xdXjUota
Staocodev jxstptac 6'jmoc sp-faaia;;- vsaviac i'cp'.xxo; ~-q ^isQ'.ä \mazqa,
•qj 8' dpiaxspä tov ya'Lvw xpat&v. Askst jig'vov 6 Ss^wc sjATtpo-
aöwöc koü? toö txrcöü. Früher im Varvakion.'."— Sybel 3140.
Beistehend abgebildet.

Weifser
Marmor. — H.
0,255. Br.0,20.
— Rechts ab-
gebrochen. —
Wie bei 59 ist

die vordere

Fläche der
Platte konvex,
die hintere .ist
ganz eben und
glatt, obenauf
die Fläche eben
und ohne Spur
einer Verbin-
dung mit an-
derem Werk-
stücke. Die
Reliefdarstel-
lung ist in der
üblichen Weise

mit Eintiefung des Grundes ausgehauen, nur sehr flüchtig und
auch unfertig gelassen. Links oben steht der Grund noch in
ursprünglicher Dicke des Werkstücks. Es ist kein Anlass, dieser
Art der Ausführung wegen das Stück spät zu datieren. Ein
Reiter in gegürtetem Chiton und im Helm und mit zurück-
wehender Chlamys sprengt nach r. hin, die 1. Faust wie Zügel
haltend geschlossen, den r. Arm rückwärts gehoben, wie um
den Speer zu zücken. Unter dem Pferde scheint ein Schild
angegeben, aber nichts von einer etwa liegenden Figur, von
der Sybel noch die Beine zu sehen glaubt.

Für die Bestimmung als Grabrelief würde der Fundort,
so weit er gesichert scheinen kann, in Anschlag kommen.
 
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