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Ant. Creutzer Vorm. M. Lempertz [Editor]
Aachener Kunstauktion: Sammlung des verstorbenen Geheimen Justizrat und Amtsgerichtsrat Ferd. Franssen, Heinsberg-Aachen: Gemälde alter Meister, Kupferstiche, Antiquitäten aller Art ... ; Tapisserien, alte Perser-Teppiche, Holzschnitzereien, Skulpturen, antike Möbel der Gotik, Renaissance, Barock und Rokoko ; Versteigerung 16. November 1926 — Aachen, Nr. 109.1926

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.24069#0010
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Unter den Werken der Metallkunst verdienen die getriebenen Messing-
geräte und zahlreichen Zinnarbeiten, hier vor allem die runden Tabletts und
schlanken Weinkannen des 17. und 18. Jahrhunderts, sowie die vielen Bronze-
stücke (Kerzenleuchter, kleine Glocken und Mörser) besondere Hervorhebung.
Die Silbersachen weisen zwar kein besonderes Prunkstück auf, dafür aber viele
geschmackvoll gearbeitete kleinere Gebrauchsgegenstände der verschiedensten
Provenienz, wie Dosen, Becher, Kannen, Salzstreuer usw.

Ueberaus reichhaltig ist die Kollektion alter Irdenware des 16.—18. Jahr-
hunderts; die wichtigsten Orte, an denen die Kunsttöpferei gepflegt wurde,
sind mit charakteristischen Beispielen in den mannigfaltigsten Formen ver-
treten, so Hüls, Köln, Kreußen, Raeren, Siegburg, Westerwald u. a.

Nicht minder zahlreich sind die Fayencen des 18. Jahrhunderts, die aus
den verschiedensten Ursprungsorten stammen: die Delfter Manufaktur nimmt
hier naturgemäß den ersten Rang ein. (Das Hauptstück bildet die große,
fünfteilige Vasengarnitur Nr. 193).

Von den Porzellanen sind besonders die Stücke aus China, Meißen, Höchst
und Frankenthal in großer Reichhaltigkeit vorhanden; letzteres fesselt beson-
ders durch die bekannten Chinesenfiguren (231, 232) u. die prachtvolle Schäfer-
gruppe (233), nach den Modellen von K. G. Lück. Das französische Porzellan
weist nur wenige Stücke auf, dafür aber das entzückende Empire-Mocca-
Dejeuner mif* äußerst fein gemaltem, landschaftlichen und figürlichen Dekor.

Von den nicht sehr zahlreichen Holzplastiken seien besonders die große
und kleine gotische Figur des hl. Antonius (328, 329), die Madonna mit dem
Kind (16. Jahrh.), sowie die große, schwungvolle Statue der hl. Barbara
(17. Jahrh., Nr. 326) erwähnt.

Am heißesten umstritten werden wohl die ausgezeichneten Möbelstücke
der Sammlung werden, in erster Uinie die Aachen-Lütticher Arbeiten des
18. Jahrhunderts; liegt doch hierin die Hauptstärke der ganzen Kollektion be-
gründet. Es fällt schwer, hier die wertvollsten Stücke namhaft zu machen,
und so sei nur auf das großartigste Prachtstück des gesamten Bestandes, den
großen Kleiderschrank (358) aus dem Anfang des 18. Jahrh. (Aachen-Lüttich)
hingewiesen, der in seiner ausgezeichneten Proportionierung und wundervollen,
ornamentalen Schnitzarbeit eine Höchstleistung des heimischen Kunstgewerbes
darstellt.

Es möge noch erwähnt werden, daß ursprünglich Herr Museumsdirektor
Dr. Kuetgens -Aachen das Vorwort zu vorliegendem Kataloge zu schreiben
gedachte, aber durch Erkrankung an der Ausführung seines Vorhabens be-
hindert wurde. Statt seiner hat der Unterzeichnete die Abfassung des ein-
leitenden Textes übernommen.

Aachen, im Oktober 1926.

Prof. Dr. G. Grimme.
 
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