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Ant. Creutzer Vorm. M. Lempertz [Hrsg.]
Aachener Kunstauktion: Sammlung des verstorbenen Geheimen Justizrat und Amtsgerichtsrat Ferd. Franssen, Heinsberg-Aachen: Gemälde alter Meister, Kupferstiche, Antiquitäten aller Art ... ; Tapisserien, alte Perser-Teppiche, Holzschnitzereien, Skulpturen, antike Möbel der Gotik, Renaissance, Barock und Rokoko ; Versteigerung 16. November 1926 — Aachen, Nr. 109.1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.24069#0009
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Vorwort

Die Sammlung des Geh. Justizrats Ferd. Franssen (gest. 5. Juli 1926
zu Aachen), die nach dem Tode ihres Eigentümers nun ihre Auflösung finden
soll, verdankt, im Grunde genommen, ihre Entstehung den Anregungen, die
der weit bekannte Aachener Kunstfreund und Sammler Dr. Wangemann
seinem Fleinsberger Freunde zuteil werden ließ. In steter enger Fühlung mit
diesem erwarb sich Geheimrat Franssen das feine ästhetische Empfinden und
den kaum zu trügenden Kennerblick, die ihn befähigten, im Laufe der Jahre
eine Sammlung zusammenzutragen, die in ihrem Bestände nur auserlesene
Stücke von tadellosem Erhaltungszustände aufzuweisen hatte. Nicht der
Seltenheitswert oder die Kuriosität eines Stückes war dabei für ihn das Be-
stimmende, sondern die praktische Verwendbarkeit und der dekorative Wert
im Eigenheim. So bildeten für ihn seine Kunstwerke nach wie vor Gebrauchs-
gegenstände, die in seinem Hause in so glücklicher und geschmackvoller
Weise aufgestellt waren, daß die Gemächer einen traulichen, wohnlichen
Charakter erhielten und keinerlei musealen Eindruck aufkommen ließen. Der
einheitliche Charakter der Sammlung wurde noch dadurch erhöht, daß ihr
Besitzer sich bemühte, nach Möglichkeit heimatliche Kunst zu pflegen, und
in diesem Sinne ist sie als typisch niederrheinisch zu bezeichnen. So bildet
denn den Grundstock der Sammlung eine reichhaltige und auserlesene Kollek-
tion von holzgeschnitzten Möbelstücken Aachen-Liitticher Herkunft; daran
reihen sich rheinische Holzplastiken, Raerener und Westerwälder Irdenware,
holländische Messingarbeiten, Delfter Fayencen, das am Niederrhein so sehr
beliebte Chinaporzellan des 18. Jahrhunderts, holländische und flämische Ge-
mälde des 17. Jahrhunderts usw.

Wenn aus dem vielen Guten, das die Sammlung aufweist, hier einige
Stücke besonders hervorgehoben werden sollen, so soll damit nicht der ge-
ringere Kunstwert der anderen Gegenstände zum Ausdruck gebracht werden.

Unter den Gemälden möge aufmerksam gemacht werden auf die beiden
feinen, höchst lebenswahren niederländischen Bildnisse (20, 21), deren Be-
zeichnung als van Dyck vom Sammler herrührt und hier in pietätvoller Weise
beibehalten werden mag. Sodann entzückt die mit miniaturhafter Feinheit
gemalte holländische Landschaft mit reicher Staffage von Jan Brueghel d. J.
(15). Die duftige „Landschaft am Wasser“ (24) dürfte mit der Zuweisung an
Jan van Goyen das Richtige treffen. Ein charakteristisches Bild des Haar-
lemer Meisters Dirk Hals ist das figurenreiche „Parkfest“ (25). Als ein
Meisterwerk subtilster Kleinmalerei präsentiert sich die Landschaft mit der
Familie des Noah und vielen Tieren des Jan van Kessel d. Ae. (30). In der
„Reiterschlacht“ des G. Ph. Rugendas bewundert man die Schilderung drama-
tisch bewegten Lebens. Die Landschaft Nr. 39, eine Dorfstraße mit hohen
Bäumen, ist typisch für die Kunst des David Vinck-Boons.
 
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