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Compte rendu de la Commission Impériale Archéologique: pour l'année ..: Pour les années 1878 et 1879 — 1881

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Stephani, Ludolf: Erklärung einiger Kunstwerke der kaiserlichen Ermitage und anderen Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13006#0242
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der Sassaniden, nicht ntir in den mannigfachsten anderen Beziehungen, sondern
namentlich auch in Betreff des Formen-Systems, besonders hinsichtlich eines be-
stimmten Maasses von Freiheit der Bewegungen und der richtigeren Verkûrzung
der Korper-Tbeile in gewissem Grade dem Einfluss der griechisch-romischen Kunst
unterlag, welche sich bekanntlieh schon seit der Zeit des Pheidias von alterthflmli-
cher Strenge und Gebundenheit volikommen frei gemacbt batte.

Wenn also neuerdings Jemand, Hr. Sayce, in einer politischen Zeitung (die
Liebhaber des vorhistorischen Ursprungs der Mykenaeischen Grâber namlicb pflegen
es vorzuziehen, ihre Pbantasien einem grosseren Publicum vorzutragen, welches
sich kein eigenes Urtheil zu bilden vermag) in Betreff eben de,s genannten Golcl-
Kings zu sagen gewagt bat: „Dù betreffende Gemme1 ist eine sehr genaue Nachbil-
uhu/g einer archaisch-babylonischen Gemme, von der viele Hunderte durch meine Haiulc
,.gegangen sind"-, und htnn nicht spâter, aïs im dreizehnten Jahrhundert v, Ckr. ver-
,.f(ftigt u'orden sein*. — Eine andere von Dr. Schliemann dicM neben der dem encahn-

1 Der Verfasser meint eben den bei Schlie-
mano: Mykenae p. 402. abgebildeten Gold-Ring.

2 Natûrlich wird Jeder dem Verfasser die nâ-
liere Beschreibung dieser vielen Hunderte ar-
chaisch - babylonischer Gemmen , die angeblich
durch seine Hânde gegangeii sein sollen, gern
erlassen, zunial da er augenschemlich noch nicht
einmal weiss, was eine Gemme ist. Darûber aber
wiirde wohl Jeder gern einige Auskunft erhalten
haben, wie der Mykenaeische Goldring eine „sehr
„genaué" Nachbildung irgend eines „archaisch-
„babylcmischen" Kunstwerks sein kann. Demi
jeder Sachkundige sieht doch oh ne Weiteres ein,
dass zwar die Composition des diesem Ring ein-
geschnittenen Bildes mehr oder weniger gei.au
einem Kunstwerk der genannten Art nachgebil-
det sein kann, dass aber das Formen-System,
welches bei der Frage nach ber Verfertigungs-
Zeit dièses Goldrings allein entscheidend sein

kann, augenscheinlich von dem aller archaisch-
babylonischen Kunstwerke vollkommen verschie-
den ist. Entweder also ist das angebliche Origi-
nal kein archaisch-babylonisches Kunstwerk, oder
der Goldring kann keine „sehr genaue" Nachbil-
dung desselben sein. In jedem Fall ist es sehr
zu bedauern, dass der Verfasser nicht nur das an-
gebliche Original gar nicht nâher bezeichnet hat,
sondern sogar in Ausdrûcken von demselben
spricht, welche, selbst nur vom Standpunkt der
Grammatik betrachtet, vôllig sinnlos sind.

3 Der Verfasser scheint also zu glauben, dass
jede „Nachbildung" eines sehr alten Kunstwerks
stets gleichzeitig mit dem Original sein musse.
Sonst pflegt m'an anzunehmen, dass jede Nach-
bildung wenigstens einigermaassen ji'inger sein
ratisse, als das Original, nnd dass in der Regel
nur aus dem Formen-System erkannt werden
konne, uni wie viele Jahre, respective uni wie
 
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