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Curtius, Ernst [Editor]
Die Ausgrabungen zu Olympia (Band 5): Übersicht der Arbeiten und Funde vom Winter und Frühjahr 1879-1880 und 1880-1881 — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.769#0021
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ruht auch Incr auf dorn Kalathos um] der Erwägung, das:
man in Olympia von allen weiblichen Golthcitcn am erst,:.
Hera zu finden erwarten darf. — Ausgegraben am ,u De

cember 1SS0 östlich vom Mosaikgomach des römischen Leo
nidaions und zwar in der Schutlschicht, die sich über di<
griechische» Mauerreste hinzieht und auf welcher der römisch)
Bau gegründet ist Also auch dieser Kopf ist bereits ii
römischer Zeit beseitigt worden. — Hohe 0,14; Breite 0.1:
Röthlichcr Thon.

XXVII. Vier archaische Bronzestatuettes in unge
führ I ihrer wirklichen Grösse. — 1) Nackter Kxabe voi
langgestreckten altertümlichen Formen, mit erhobenen, i.i
Handgelenk etwas verbogenen Armen, den Kopf scharf zu
Seite gewandt. Die Basis deutet auf tcktonischc Verwendung
etwa auf einem Gefässrande. Rätselhaft ist die Bewegunj
der Arme. Das Motiv derselben entspricht, wenn man si<
sich zurechtgebogen denkt, auf den ersten Blick vlellcich
am ersten der Annahme, dass er Schallbecken aneinander
schlage, und zwar umsomelir. als beide Hände mit einen
Bronzestift durchbohrt waren und die Finger snuuntlich aus
gestreckt sind, also jedenfalls einen flachen, scheibenförmige:
Gegenstand gehalten haben müssen. Als Kymbala, welch,
zu Weihgeschenken an die in Olympia seit tien ältesten Zci
ten verehrte Göttermutter bestimmt waren, hat Furlwängle
(Bronzefunde S. 33) gewisse in Olympia ausgegrabene Bronze
gerälhe aufgefasst. Mithin wäre es an sich nicht unmöglich
den Knaben als Beckenschläger in einem musikalischen Choru
.11 denken, so gut wie die Flötenspielerin bei Carapano
.ZW«« Taf. 10,1, welche dem dodonäischen Zeus dargebrach
worden ist. Dennoch macht der Vergleich mit einem bi
Hurray f« hhlory of grttk mtlpiurt S. 234) abgebildeten Dis
kobol im brittischen Museum, einen, zuerst von Furtwängle
ausgesprochenen Gedanken doch wol wahrscheinlicher, das
wir auch hier einen Diskoswerfer vor uns haben. Die scharf
Wendung des Kopfes zur Seite mÜsstc unter dieser Voraus
Setzung aus teutonischen Rücksichten erklärt werden, welch
diese Ansicht verlangten. Wie dem auch sei, jedenfalls stet.
der Typus dieser Statue in Olympia nicht allein; denn vo
kurzem ist eine zweite, weniger gut erhaltene Wiederholun,
von rohen, noch viel länger gestreckten.Formen im I.eoui
daion ausgegraben worden, welche dasselbe -Motiv in de
Umkehrimg zeigt Das auf unserer .Tafel abgebildete fixem
plar kam im März 1S80 südlich vom Philippeion in den tic
feren Schichten des antiken Bodens zum Vorschein. Höh
(mitder Basis) 0,18 m, An den Kniescheiben, Schaamhaarenuiy
Augen ist mit dem Grabstichel nachgeholfen. — 2) Blitj
schleudernder Zeus; im Typus der Bd. IV Tai*. a.|, 2 abgc

bildeten und von Furtwängler Bronzefunde aus Olympia S. 8S
besprochenen Statuette ähnlich, jedoch offenbar einer älteren
Zeit und einer anderen Stilgattung angehörig. Die linke
Hand mit dem Adler und der rechte Fnss fehlen; der Kör-
per ist stark von Oxyd Wucherungen entstellt, so dass die
feinen archaischen Formen der Statuette sich nur im Kopfe
einigcrmaässen erhalten haben, an dein sich auch noch die
sorgfältige Gravirung des Bartes unterscheiden lässt. Mit der
auf Taf. XXVIII A abgebildeten Figur zusammen am
20. Mai 1SS0 nördlich vom Prytanclon in derselben auf-
fallend schwarzen, ticfgelcgenen Erdschicht gefunden, welche
schon früher jene oben erwähnte Statuette des blitz-
schleudcrndeu Zeus ergeben (siehe hierüber den Text
zur folgenden Tafel). — 3) Blitzschleüdernder Zeus;
denn so wird mau die Statuette trolz der mangelnden
Attribute nach Analogie der unter 2 besprochenen Bronzen
benennen dürfen. Es ist, wie Körper- und Gesichtsformen,
der im Nacken herabhängende Haarschopf und die unfreiere
Haltung, namentlich des rechten Armes zeigt, das älteste
Exemplar unter den vier olympischen Wiederholungen dieses
Typus, und unterscheidet sich von den übrigen ausserdem
auch durch die Chlamys über den Schultern. Die rechte
Hand ist zur Aufnahme des Blitzattributes durchbohrt. Unter
den Füssen ebenfalls durchbohrte Zapfen zum Einlassen in
die Basis. Gefunden Anfang April 1880 im Süden der Pa-
lästra. Höhe 0.10. — .\) Kriegerstatubtte. Anfang März
18S0 südlich vom Philippeion in der Nähe von 1 ausgegra-
ben. Die abgebrochene Rechte wird den Speer gehalten
haben; die im Handgelenk zum Schenkel hin verbogene
Linke den Schild, zu dessen Befestigung ein noch vorhan-
dener Zapfen in der Hand gedient hat. Diese Schildseite
nniss auch die Haupt ansieht der Figur gewesen sein, denn
der Helntbuseh ist nur auf dieser Seite ausgeführt, während
die entgegengesetzte glatt gelassen und auf ihr nicht einmal
der Bügclrand angegeben ist. Im Stile zeigt der Krieger
grosse Verwantschaft mit dein Bd. IV auf Taf. 23. 2 und 25a. 1
abgebildeten, von Furtwängler, Bronzefundc aus Olympia
S. S7, besprochenen Figiirchcn und dem dort angeführten
lakonischen Krieger (Mitih. d. athen. Institutes III Taf. 1). Er
mag mithin wol desselben Ursprunges sein. Eine frühere
Vorstufe für die eigenartige Gesichisbildung möchte ich in
dem Kopfe der Flflgelugur IV Taf. 23, S sehen. Höhe 0,16m.
XXVI1IA, Broxzese archaische Zeusstatuette (?)
von 0,28 m Höhe, die grössie unter den bisher ausgegrabenen
olympischen Klcinbronscn. Die Deutung beruht auf der
schlagenden Ähnlichkeit mit dem Bronzekopf III Taf. 22
(Furtwängler: Bronzefunde S. 90); auch die das Haupt
 
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