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Curtius, Ernst [Editor]
Die Ausgrabungen zu Olympia (Band 5): Übersicht der Arbeiten und Funde vom Winter und Frühjahr 1879-1880 und 1880-1881 — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.769#0035
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haus der Karthager sei, als welches es im Bande IV Tafel
XXXIII und S.35IT. public!rt worden, sondern zweifellos von
den Sikyoniern herrühre. Da nun der Charakter der Schrift
wie der der Bauformen (vcrgl. Band IV, S. 36) nicht älter
sein können als der Beginn des V. Jahrhunderts, so ergiobt
sieh daraus mit Sicherheit, dass nicht wie bisher nach Tan-
sanias VI, [9, 1 allgemein angenommen, Myrc-n der Orthago-
ride um 648 den Thesaurus erbaut hat, sondern anderthalb
Jahrhunderte spater das Volk von Sikyon, Weiter folgt aus
solcher neu gewonnenen Erkcnntniss, dass die beiden von
Pausanias noch gesehenen ehernen Thalamoi in diesem
Schatzhausc — der eine in dorischer, der andere in ionischer
Version — nicht wirkliche fcstgcgründctc Baufheilc, sondern
transportable Gegenstände gewesen sein müssen, wahrschein-
lich hölzerne mit Erz bekleidete oder [wegen der bedeuten-
den Gewichtsangabo von 500 Talenten] wol besser ans Erz
gegossene schrankartige Kapellen, hieratische Prunkmcublcs,
die sich mit Hülfe verwandter Slcindenkmälcr aus Athen
und Epidnuros graphisch angenähert veranschaulichen lassen.
Fällt aber Myron als Stifter des Schatzhauses fori, so er-
hält eine der wichtigsten und vielumstrittencn Fragen der
hellenischen Baugeschichte, die über das Auftreten der ioni-
schen Bauweise in Hellas, eine wesentlich andere Wendung,
und bleibt vorläufig der Ruhm, die ionische Version in
monumentalem Stcinbau zuerst verkörpert zu haben, an
dem Artemision von Ephesos haften. Weiteres nniss
einer anderen Stelle vorbehalten bleiben. Neben einem
so gewichtigen Funde treten andere auf dasselbe Schatz-
haus bezügliche Vervollständigungen etwas in den Hin-
tergrund. Gleichwohl verdient die Thatsnche Erwäh-
nung, dass es schon vor der Entdeckung der so wich-
tigen Anten-Inschrift gelungen war, die bei der Publika-
tion des Schatzhauses im Bande IV noch als fehlend be-
zeichneten Baustücke (Säulen, Kapitelle und Giebelgcisa)
aufzufinden.

Eine andere Verbesserung betrifft das Schatühaus der
Megarcer. Von demselben war kraft der Existenz eines
Eckgeisonblockcs mit merkwürdigem diagonalem Steinschnitte
angenommen worden, dass es in der Front ein Trigiyphon,
in den Langseiten aber einen skulptirten Fries besessen
habe. Letztere Annahme wurde hinfällig, seitdem es gelang,
die in jenen Eokblock genau hineinpassenden Porossleinc,
welche sich als oberste Quadern des aufgehenden Celln-

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itiiViifm,

Eine dritte Verbesserung besteht darin, dass das auf
der geschlossenen Nordwand in der Südhalle gezeichnete
Kpislyl nicht an diese Stelle gehört, sondern dem Gebälkc
der Echohalle zu überweisen ist. Endlich sind zu den Ganz-
und Halbsäulen des Stadion-Einganges die ursprünglichen
korinthischen Kapitelle und Halbkapitelle gefunden worden,
welche nunmehr die im Bande IV, Tafel XXXVIII rechts
oben gezeichneten ionischen Kapitelle, gegen deren Zusam-
mengehörigkeit bereits im Texte S. 50 Zweifel angedeutet

Als bemerkcnswerlhe und zum Theil einschneidende
Zusätze zu den in den früheren Bänden gegebenen Bau-
denkmälern werden liier noch angeführt: 1) die sichere Fest-
setzung des Bathrons unter dem Zeusbilde im grossen Tempel
sowie die daraus zu folgernde ursprüngliche räumliche Ein-
theilung des Grundrisses der Cella: 2) die Ermittelung der
ältesten Struktur in der Cella des Heraion sowie die Auf-
nahme und Verzeichnung der wichtigsten Bauglictler des
backsteinernen Daches daselbst; 3) die Gewinnung aller Bau-
stücke des griechischen Leonidaion, welche im sog. Nero-
hause wieder benutzt und wegen dieser früh erfolgten Be-
nutzung sehr wohl erhalten vorgefunden wurden; 4) die all-
mähliche Auffindung von Gcbälkcn und sonstigen Baustücken
für 3—4 SchaUhäuser neben den bereits gewonnenen Bau-
resten für den Thesaurus von Sikyon, Mcgara und Gela, so
dass die grössere Hälfte graphisch rekonstruirbar sein wird.

F. Adler,

t. Schatziiaus von" Gela. Schon in der III. Cam-
pagne wurde das nördlich vom geheimen Stadion-Eingänge
gelegene östlichste Schatziiaus aufgedeckt. Nach Pausanias'
Angabc (VI, 1<J, 15.) konnte es kein anderes als das der Ge-
locr sein, welches als letztes in der Reihe der Schatzhäuscr
schou am Stadion stand. Diese Annahme wurde noch be-
stätigt durch die Auffindung der Inschrift vom Thesaurus
der Megarcer, welche nachweisbar dem vorletzten Schatz-
hause angehörte.

Der Bau war aber so sehr zerstört (man vergleiche den
Grumlriss in seinem jetzigen Zustande auf Tafel XXXIII),
dass im III. und IV. Bande von seiner Publikation Abstand
genommen wurde; besonders da wir hoffen durften, bei
weiteren Grabungen den Ort ausfindig zu machen, wohin die
offenbar systematisch abgebrochenen Bausteine des Ober-
baues verschleppt waren. Diese Hoffnung hat uns nicht
getäuscht: in der V. und VI. Campagne haben wir fast alle
Säulen und Gebälkstücke unter dem Baumaterial« der byzan-
 
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