VII.
Die Deichbanten der Minyer.
Mit einer Karte der Ilopais von Dr. J. A. Kaupert (Taf. II).
Es ist eine merkwürdige Thatsache in der Geschichte
unserer Alterthumsstudien, dafs ein einzelner Starnrn der
hellenischen Vorzeit, welcher his dahin keine hesondere Be-
achtung erweckt hatte, gleichzeitig von zwei hervorragenden
Forschern zum Gegenstande eigener Schriften gemacht wurde.
Im Jahre 1820 trug Buttmann der Akademie der IVissen-
schaften seine Abhandlung tiher die Alinyer vor, und in dem-
selhen Jahre verötfentlichte E. 0. Alüller sein Buch über
Orchomenos. Beide Gelehrten schrieben vollkommen unab-
hängig von einander und kamen zu sehr verschiedenen Ergeh-
nissen. Buttmann betrachtet die Minyer als einen mythischen
Stamrn der Legende, welchem nicht mehr geschichtlicher Inhalt
zu Orunde liege als den Lapithen und Kentauren; Müller er-
kannte in den böotischen Königssagen einen festen Eern von
Oeschichte und stützte sich dabei auf die Denkmäler, welche
damals zu Tage getreten waren, namentlich auf den durch
Lord Eigin aufgegrabenen Kuppelbau des Minyas. In ein
neues Stadium trat die von den beiden Grelehrten angeregte
Untersuchung, ais Hr. von Prokesch den mit Inschriften be-
deckten Ivalkfelsen bei Hag. Stephanos in Santorin entdeckte
und Böckh 1836 die akademische Abhandlung tiber die theräi-
schen Inschriften vorlegte. Der Aleister verstand es, aus den
eingekritzelten Namenreihen historische Schlüsse von grofser
Tragweite zu ziehen und in Ortsnamen wie in Grottesdiensten
die weitverbreitete IVirksamkeit der Minyer nachzuweisen.
1840 besuchte Müller selbst die Denkmäler der Stadt, über
Die Deichbanten der Minyer.
Mit einer Karte der Ilopais von Dr. J. A. Kaupert (Taf. II).
Es ist eine merkwürdige Thatsache in der Geschichte
unserer Alterthumsstudien, dafs ein einzelner Starnrn der
hellenischen Vorzeit, welcher his dahin keine hesondere Be-
achtung erweckt hatte, gleichzeitig von zwei hervorragenden
Forschern zum Gegenstande eigener Schriften gemacht wurde.
Im Jahre 1820 trug Buttmann der Akademie der IVissen-
schaften seine Abhandlung tiher die Alinyer vor, und in dem-
selhen Jahre verötfentlichte E. 0. Alüller sein Buch über
Orchomenos. Beide Gelehrten schrieben vollkommen unab-
hängig von einander und kamen zu sehr verschiedenen Ergeh-
nissen. Buttmann betrachtet die Minyer als einen mythischen
Stamrn der Legende, welchem nicht mehr geschichtlicher Inhalt
zu Orunde liege als den Lapithen und Kentauren; Müller er-
kannte in den böotischen Königssagen einen festen Eern von
Oeschichte und stützte sich dabei auf die Denkmäler, welche
damals zu Tage getreten waren, namentlich auf den durch
Lord Eigin aufgegrabenen Kuppelbau des Minyas. In ein
neues Stadium trat die von den beiden Grelehrten angeregte
Untersuchung, ais Hr. von Prokesch den mit Inschriften be-
deckten Ivalkfelsen bei Hag. Stephanos in Santorin entdeckte
und Böckh 1836 die akademische Abhandlung tiber die theräi-
schen Inschriften vorlegte. Der Aleister verstand es, aus den
eingekritzelten Namenreihen historische Schlüsse von grofser
Tragweite zu ziehen und in Ortsnamen wie in Grottesdiensten
die weitverbreitete IVirksamkeit der Minyer nachzuweisen.
1840 besuchte Müller selbst die Denkmäler der Stadt, über