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Curtius, Ernst
Gesammelte Abhandlungen (Band 1) — Berlin, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.33814#0356
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344

I. Pnyx und Kerameikos.

Halikarnafs (Sauppe, Gött. Nackr. 1863 S. 318). In ähnlicher
Weise diente als gemeinsame Dingstätte für die Akarnanen
und die Amphilochier (denn so dürfen wir das wohl auf-

fassen Thuk. 3, 105) Olpai.

Die Märkte waren die Anfangspunkte und Keime der um
sie erwachsenden Städte, daher auch so manche Städte den
Namen Agora trugen;^) sie verödeten mit der Stadt und wur-
den zu Weideplätzen (Dion. Or. VII p. 117 Ddf.; Plut. Timol.
c. 22), oder auch die Städte gingen unter und die Märkte
blieben, wie es mit Aleision der Fall war, der homerischen
Stadt, in deren Nähe Alesiaion sich als Platz eines monat-
lichen Jahrmarkts erhalten hatte (Strah. 341).

Die Märkte der Städte waren die ältesten Theile derselhen
(vgl. dyo(?(7,Pind. Nem. 3,14). Ihre Piätze be-

stimmten sich entweder durch innere und selhständige Ent-
wickelung der Verkehrsverhältnisse und erwuchsen aus den
Gauen (vgl. Rudortf, Grom. Instit. S. 240), oder in Folge
äufserer Einwirkung, indem sich der Verkehr nach den Küsten-
punkten zog, welche fremde Kaufleute oder Ansiedler zum
Landungsplatze wählten. So entstanden jene Küstenemporien.
von denen oben die Rede war (S. 340), die hie und da aufser-
halb der späteren Stadtmauer lagen, wie in Chalkis (Böckh,
Staatsh. I^, 75). In den Oolonialländern püegte sich das
städtische Leben ganz nach dem Landungsplatze binzuziehen
und die dortigen Städte erwuchsen aus den Hafenplätzen und
Stapelörtern. Im Mutterlande hatten sich meistens schon land-
einwärts städtische Mittelpunkte gebildet, so dafs nur Hafen-
plätze aus den Küstenemporien erwuchsen.

Die aus natürlichen Landesverhältnissen erwachsenden
Stadtmärkte waren Niederungen (daher descendere in forum),
^öyrot xof/to^, wo die Wege zusammentreffen, föocrdytuyo^ *rotg
rg Jyrö r^g Jcc/hLr^g yrg,t/yro,uöro/g xcd rolg Jyrö T?)g /tuoc/g yrüotr
(Ar. Pol. 133D); daher sumpüge Gegenden (Ov. Fast. 6, 395),
auch mit üiefsendem Wasser versehen (Herod. 5, 101) und
zur Anlage von Wasserbassins geeignet (Ritter, Kleinasien
II 528, 592)J)

0 Ueber die Entstehung mittelalterlicher Städte aus llärkten und
ihre darauf bezügliche Benennung vgl. Frensdorü, Stadt- und Crerichts-
verfassung Lübecks S. 19.

") Die Benutzung der Niederungen zu Eaufplätzen ßnden wir auch
 
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