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X. Das Leokorion.
handen, wenn /cr^ocior TtJy /Letoxö^tor richtig überliefert ist;
Zgtoxö^og aher ist mit reo/xö^og so gleichartig, dafs es schwer
sein wird, diese Analogie, welche Otfried Müller zuerst hervor-
gehoben hat (im Index scholarum Gotting. 1840 p. 7), zu be-
streiten. AerJg ist das in solenner Weise versammelte Yolk,
das Yolk als Gemeinde, und wenn Orpheus ein Sohn dieses
Namens gegeben wird, so kann ich darin nur den Sinn ßnden,
dafs die durch die orphischen Mysterien unter sich verbundenen
Folksangehörigen als Nachkommenschaft des Stifters bezeichnet
werden. Die Fahrstrafse heifst Xen/yö^og, weil zum Zwecke
der Prozessionen die ersten Fahrstrafsen in Griechenland ein-
gerichtet worden sind (siehe oben S. 21). Die o&d Ac/,tccpcd.
Dojjpdoot werden bei Hesychios mit Gd,tm^cg yrar))yoptg in Yer-
bindung gesetzt. Heliodor II 27 spricht von den Ac-Go'c, b'g
gGog xed 6//(d(uog /g&g r?) d^Ou/. Ebenso zeigen Aus-
drticke wie eOp^uog ebrto urdg IgOg u. a., dafs mit diesem
lYort das Yolk vorzugsweise als religiöse Genossenschaft be-
zeichnet wird.
Was den zweiten Bestandtheil des Oompositums betrifft,
so hat xo^cto die Bedeutung „auskehren, säubern, reinhalten"
und die daraus gebildeten Substantive bezeichnen entweder das
dazu dienende Werkzeug, so ,tco/bjxo^or (Pollux 7, 19), oder
die mit dem Reinigen beauftragten Personen, wie retoxö^og und
u^xoxö^og. Wo es sich urn Reinigung handelt, geht auf dem
Gebiete des Onltus das Geistige und Körperliche, das Sachliche
und Persönliche in einander über. Ziegelsteine, die mit dem
Blut eines Yerwundeten beüeckt sind, werden gleich Mördern
der Entsühnung bedtirftig erachtet. Yom Ausfegen einer Tenne
zur Säuberung eines btirgerlichen Kreises ist ein sehr nattir-
licher Uebergang der Bedeutung, und das Wort Fegeopfer,
mit welchem (d. h. die zur Säuberung der Gemeinde
ausgestofsene Person) sich bei Luther (1. Kor. 4, 13) tibersetzt
ündet, beruht ja auf derselben Anschauung. Wie purgare eben
so gut auf populus bezogen werden kann, wie auf pavimentum,
stabulum, aedes, moenia, so kann auch bei xopccr nach älterem
Sprachgebrauch das versammelte Yolk als Objekt verstanden
werden. Denn dafs xo^ecr einmal vorzugsweise ein religiöses
Reinigen (lustrare) bedeutet habe, beweist Aixo^og, das wir
nur als Bezeichnung priesterlicher Beamten kennen. Im Onltus
haben sich ja bei vielenWörternBedeutungen erhalten, welche
X. Das Leokorion.
handen, wenn /cr^ocior TtJy /Letoxö^tor richtig überliefert ist;
Zgtoxö^og aher ist mit reo/xö^og so gleichartig, dafs es schwer
sein wird, diese Analogie, welche Otfried Müller zuerst hervor-
gehoben hat (im Index scholarum Gotting. 1840 p. 7), zu be-
streiten. AerJg ist das in solenner Weise versammelte Yolk,
das Yolk als Gemeinde, und wenn Orpheus ein Sohn dieses
Namens gegeben wird, so kann ich darin nur den Sinn ßnden,
dafs die durch die orphischen Mysterien unter sich verbundenen
Folksangehörigen als Nachkommenschaft des Stifters bezeichnet
werden. Die Fahrstrafse heifst Xen/yö^og, weil zum Zwecke
der Prozessionen die ersten Fahrstrafsen in Griechenland ein-
gerichtet worden sind (siehe oben S. 21). Die o&d Ac/,tccpcd.
Dojjpdoot werden bei Hesychios mit Gd,tm^cg yrar))yoptg in Yer-
bindung gesetzt. Heliodor II 27 spricht von den Ac-Go'c, b'g
gGog xed 6//(d(uog /g&g r?) d^Ou/. Ebenso zeigen Aus-
drticke wie eOp^uog ebrto urdg IgOg u. a., dafs mit diesem
lYort das Yolk vorzugsweise als religiöse Genossenschaft be-
zeichnet wird.
Was den zweiten Bestandtheil des Oompositums betrifft,
so hat xo^cto die Bedeutung „auskehren, säubern, reinhalten"
und die daraus gebildeten Substantive bezeichnen entweder das
dazu dienende Werkzeug, so ,tco/bjxo^or (Pollux 7, 19), oder
die mit dem Reinigen beauftragten Personen, wie retoxö^og und
u^xoxö^og. Wo es sich urn Reinigung handelt, geht auf dem
Gebiete des Onltus das Geistige und Körperliche, das Sachliche
und Persönliche in einander über. Ziegelsteine, die mit dem
Blut eines Yerwundeten beüeckt sind, werden gleich Mördern
der Entsühnung bedtirftig erachtet. Yom Ausfegen einer Tenne
zur Säuberung eines btirgerlichen Kreises ist ein sehr nattir-
licher Uebergang der Bedeutung, und das Wort Fegeopfer,
mit welchem (d. h. die zur Säuberung der Gemeinde
ausgestofsene Person) sich bei Luther (1. Kor. 4, 13) tibersetzt
ündet, beruht ja auf derselben Anschauung. Wie purgare eben
so gut auf populus bezogen werden kann, wie auf pavimentum,
stabulum, aedes, moenia, so kann auch bei xopccr nach älterem
Sprachgebrauch das versammelte Yolk als Objekt verstanden
werden. Denn dafs xo^ecr einmal vorzugsweise ein religiöses
Reinigen (lustrare) bedeutet habe, beweist Aixo^og, das wir
nur als Bezeichnung priesterlicher Beamten kennen. Im Onltus
haben sich ja bei vielenWörternBedeutungen erhalten, welche