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Curtius, Ernst
Gesammelte Abhandlungen (Band 1) — Berlin, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.33814#0023
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I. Zur Geschichte des Wegebaus bei den G-riechen. pj[

Purpurmuscheln an den Felsgestaden aufspürt und auch zum
Symbole des IVegs und der Wanderschaft wird. Der Herakles-
weg geht vom Destade Galliens die Rhone aufwärts; es ist.
der durch die Sage vom wandernden Herakles und durch
Münzfunde bezeugte Handelswmg der Phönizier. Auch in Nord-
Afrika haben die Phönizier von den Rhistenpunkten aus in das
Innere die Bahnen der Handelsstrafsen eröffnet. Endlich be-
zeugt Isidorus/) dessen Origines an wichtigen Punkten unsere
Kenntnifs der antiken Werkthätigkeit ergänzen, ausdrücklich das
Verdienst der Phönizier, die Kunst des Strafsenbaues in den
Mittelmeerländern begründet zu haben: „primi Poeni dicuntur
lapidibus vias stravisse, postea Romani eas per omnern fere
orbem disposuerunt."

In der Zeit, in welcher die Gfeschichte der Hellenen vor
uns aufdämmert, sehen wir die Phönizier überall auf dem Rück-
zuge. Die Fremdlinge, welche so lange die Söhne des Bandes
bevormundet und übervortheilt haben, werden von diesen über
das Meer zurückgedrängt. Aber die von ihnen gepüanzten
Keime höherer Civilisation gedeihen zum Segen des Landes
und werden vorzugsweise von den Griechen ionischen Stammes
gepdegt, welche sich die phönizische Oultur in dem Grade an-
eignen, dafs sie in den Augen der späteren Griechen mit den
Phöniziern vermengt werden und es unmögiich ist mit Sicher-
heit festzutstellen, wie weit bei den Kadmeonen und Gephy-
räern an überseeische Einwanderer stammfremder oder stamm-
verwandter Nation zu denken ist.*) Gewifs aber ist, dafs die
Griechen von den Phöniziern ihre Landesschätze verwerthen
und die Natur beherrschen gelernt haben. Durch umfangreiche
Culturarbeiten, namentlich durch Damm- und Deichbau, sind
sie in den besten Theiien ihres Landes, den angeschwemmten
Flufs- und Uferlandschaften, erst in vollem Mafse des eignen
Bodens Eigenthümer geworden, und wenn es schon in der
Ilias ein beliebtes Bild ist, das Schlachtfeld einer von Dämmen
durchschnittenen Niederung zu vergleichen, so sehen wir, wie
geläuüg dem ionischen Volke zur Zeit homerischer Dichtung
solche Anschauungen waren.D

i) Orig. 1 90. Arist. Mir. ausc. c. 86: otiog.

Vgi. Ionier vor der ion. Wanderung S. 27. Gr. Gesch. S. 80.
 
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