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VI. Stadtgeschichte von Ephesos.
nicht zu stimmen schien, dufs die See vor Zeiten die Schwelle
des Artemisions bespüit habed) Indessen zieht sich der tiefe
Marschboden, ein unverkennbares Halipedon, an der alten
Stadt vortiber bis in die Nähe der Tempelruine, und am Nord-
rande des Pion erkennt man in gerader Linie abgeschnittene
Vorhöhen, welche durchaus den Eindruck machen, dafs hier
deichartige Anlagen zu erkennen sind. Bedenken wir ferner,
dafs die Säulenbasen des deinokratischen Tempelbaus, wefcher
docli schon auf einem wesentiich erhöhten Boden fufste, c. 14 Fufs
unter der jetzigen Oberfläche gefunden worden sind, und dafs
unter dem Tempeiboden ein geräumiges Souterrain behndlich
war, so dürfen wir annehmen, dafs das Niveau des urspriing-
iichen Heiiigthums bis 24 Fufs unter der Erde zu suchen ist.
Die Säulenkapiteiie sind im Wasser liegend gefunden. Das
giebt eine Vorstellung von der umfassenden Umgestaituug des
Terrains, und die Ueberlieferung von der einstigen Meeresnähe
wird nicht ais leere Fabei zu verwerfen sein. Besonders merk-
wiirdig ist aber, dafs man im Kampfe gegen die mächtig an-
wachsende Aliuvion den Zusammenhang des Heiiigthums mit
der See aile Jahrhunderte hindurch festzuhalten gesucht hat.
indem man durch künstliche Bassins und Eanäle AVasserwege
herstelite, weiche zum Heiligthum fiihrten. Dies gehörte zum
Tempeldienste; deshalb ßnden wir unter den ansehnlichsten
Tempelämtern das Amt der und als der un-
mittelbare Seeverkehr gehemmt wurde, legte man an der offenen
Küste bei Panormos ein Artemision an, das wir nur als ein
Fiiiai des oberen ansehen könnenp)
Ich erinnere an die mannigfaitigen Ziige in der Religion
der Artemis, weiche auf einen von der Seeseite eingefiihrten
Ouitus hinweisen, an die Okeanide Hippo ais äiteste PriesterinP)
an die am Strande aufgeführten ReigentänzeJ) an die der
Göttin heiligen Seevögel (Eisvögei und Meeradler), vor Ailem
aber an die Bedeutung, weiche das Heiiigthum nachweislich
P Plin. II § 87 (mare) quondam aedem Dianae alluebat.
^) C. Inscr. Graec. n. 3956.
') Str. 631: ZünL' Z7d/'opnog ^ft/.ot'ttet'OB (der heilige Seehafen) e/to/
B Callimach. H in Dian. v. 239.
L In der Nachbarschait der tD.o?tt;/tot Et. M. v. ^Ktrt'g. Vgl. Gulü,
Ephes. p. 88.
VI. Stadtgeschichte von Ephesos.
nicht zu stimmen schien, dufs die See vor Zeiten die Schwelle
des Artemisions bespüit habed) Indessen zieht sich der tiefe
Marschboden, ein unverkennbares Halipedon, an der alten
Stadt vortiber bis in die Nähe der Tempelruine, und am Nord-
rande des Pion erkennt man in gerader Linie abgeschnittene
Vorhöhen, welche durchaus den Eindruck machen, dafs hier
deichartige Anlagen zu erkennen sind. Bedenken wir ferner,
dafs die Säulenbasen des deinokratischen Tempelbaus, wefcher
docli schon auf einem wesentiich erhöhten Boden fufste, c. 14 Fufs
unter der jetzigen Oberfläche gefunden worden sind, und dafs
unter dem Tempeiboden ein geräumiges Souterrain behndlich
war, so dürfen wir annehmen, dafs das Niveau des urspriing-
iichen Heiiigthums bis 24 Fufs unter der Erde zu suchen ist.
Die Säulenkapiteiie sind im Wasser liegend gefunden. Das
giebt eine Vorstellung von der umfassenden Umgestaituug des
Terrains, und die Ueberlieferung von der einstigen Meeresnähe
wird nicht ais leere Fabei zu verwerfen sein. Besonders merk-
wiirdig ist aber, dafs man im Kampfe gegen die mächtig an-
wachsende Aliuvion den Zusammenhang des Heiiigthums mit
der See aile Jahrhunderte hindurch festzuhalten gesucht hat.
indem man durch künstliche Bassins und Eanäle AVasserwege
herstelite, weiche zum Heiligthum fiihrten. Dies gehörte zum
Tempeldienste; deshalb ßnden wir unter den ansehnlichsten
Tempelämtern das Amt der und als der un-
mittelbare Seeverkehr gehemmt wurde, legte man an der offenen
Küste bei Panormos ein Artemision an, das wir nur als ein
Fiiiai des oberen ansehen könnenp)
Ich erinnere an die mannigfaitigen Ziige in der Religion
der Artemis, weiche auf einen von der Seeseite eingefiihrten
Ouitus hinweisen, an die Okeanide Hippo ais äiteste PriesterinP)
an die am Strande aufgeführten ReigentänzeJ) an die der
Göttin heiligen Seevögel (Eisvögei und Meeradler), vor Ailem
aber an die Bedeutung, weiche das Heiiigthum nachweislich
P Plin. II § 87 (mare) quondam aedem Dianae alluebat.
^) C. Inscr. Graec. n. 3956.
') Str. 631: ZünL' Z7d/'opnog ^ft/.ot'ttet'OB (der heilige Seehafen) e/to/
B Callimach. H in Dian. v. 239.
L In der Nachbarschait der tD.o?tt;/tot Et. M. v. ^Ktrt'g. Vgl. Gulü,
Ephes. p. 88.