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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]; Treu, Georg [Bearb.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 3): Die Bildwerke von Olympia in Stein und Thon — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.779#0057
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Taf. VIII, 3—5. Nike-, Sphinx- und Lö

-Akroterien.

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ausgeführt, und zwar auch auf der Rückfeite. An den
braunen Deckfedern der Flügel ift die Zeichnung ein-
geritzt, die erfte, kürzere Reihe der Schwungfedern rot
gemalt, die zweite, längere braun, bei plaftifcher Trennung
der einzelnen Federn. Die Reihen der Bruftfedern waren
abwechfeind braun und rot mit gelb ausgefparten Ura-
rifslinien. Die Halsleifte ift braun gerändert und zeigte
auf gelbem Grunde kleine rote Rechtecke in folgender
Verteilung:

mf der Halsleifle der Terr;

Haar und Innenfeite der Flügel waren mit braunem
Vafenfirnis bemalt. Der Leib wies wohl auch urfprüng-
lich die mattglänzende, gelbe Thonfarbe auf. Gegen-
wärtig hat die Oberfläche ftark gelitten.

Gefunden wurde der Sphinxleib unter ein paar
Blöcken, welche von der byzantinifchen Weftmauer
herab geftürzt waren. In letztere war gewifs auch unfer
Bruchftück urfprünglich mit zahllofen anderen, zum
Teil von der Sehatzhäuferterräffe flammenden Terracotten
verbaut (vergl. die allg. Fundkarte; Tageb. vom 1—2. April
1878; Terr. Inv. III, 772). Vermutlich bildete alfo
auch unfere Sphinx das Akroter von der rechten Ecke
eines Schatzhausgiebels etwa aus der Mitte des VI. Jahr-
hunderts. Jedenfalls ift fie älter als die Firft-Nike
Tafel VIII, 3, mit der fie auch wegen ihrer beträcht-
lichen Gröfse und vollrunden Bildung nicht zufammen-

gehören kann. Von den auf der athenifchen Akropolis
ausgegrabenen marmornen Sphinx-Akroterien fteht die
olympifche Sphinx der jüngeren attifchen bei Politis,
'E<p.'Aox- 1883, Tafel 12 A am nä'chften. Nach dem Vor-
bild diefer Beifpiele werden die Flügel mit aufgebogenen

Olympia. III, i.

Enden zu ergänzen fein. Vergl. auch Abbildung 45.
WeitereBeifpiele beiFurtwä'ngler, Archäolog.Zeitung 1882,
S. 329 v. 343.

Treu, Archäologifche Zeitung 1878, S. 82. — Milch-
höfer, Mitth. d. arch. Infi. z. Athen IV, S. 70 n. 4.
Abb. 45. Bruchftück eines Flügels aus Terra-
cotta. Höhe 28 cm; Breite 11 cm. Blafsgelber Thon mit
Ziegelbrocken, von einer gelblichgrauweifsen feineren ca.
l/2ctn dicken Schicht umgeben, auf welcher die Zeichnung
der braun umränderten Flügel abwechfeind in Rot und
Braun ausgeführt ift. Die flache Rückfeite braun geftrichen.
Vermutlich gehört der Flügel einem Akroter an, ähnlich
den vorftehend befchriebenen (Taf. VIII, 3 und 4). Er
mufs jedoch, nach dem blafsgelben Thon und der braunen
Farbe zu fchliefsen, aus einer älteren Zeit ftammen.
Ausgegraben wurde er unmittelbar nordöftlich vom alterten
olympifchen Schatzhaufe, dem der Geloer, und zwar an
der Futtermauer des Kronoshügels in antiker Bodenhöhe.
(Tageb. vom 16 — 22. April 1880).

Tafel VIII, 5 (1:3).

Tafel VIII, 5 und Abb. 46. Bruchftücke eines
liegenden Löwen aus gebranntem Thon. Das Vorder-
teil mifst in der gegenwärtigen Zufammenfetzung, bei
welcher der Zwifchenraum zwifchen Kopf und Bruft
nur annähernd abgefchätzt werden konnte, in der Höhe
44 cm, einfchliefslich der 3—4 cm ftarken Plinthe, deren
Tiefe 28,5 cm beträgt; ihr unter den Vorderbeinen er-
haltener Teil in der Länge 29 cm. Das Hinterfchenkel-
ftück ift 21 cm hoch, 18 cm breit und hinten gebrochen.
Urfprünglich mag der Löwe etwa 75—80 cm lang ge-
wefen fein. Er war hohl gearbeitet; die mit roten
Ziegelbrocken durchfetzten Wandungen find ca. 4cm dick.
Der Körper erfcheint jetzt thonfarben gelb. Einige
fchwache Spuren an den Vordertatzen fchemen jedoch
darauf zu führen, dafs der Rumpf urfprünglich mit
dunkeler graubrauner Farbe bedeckt war. Die Mähne
und Schweifquafte zeigen ein lebhaftes Braunrot. Einzel-
heiten find in fchwarzer Firnifsfarbe hervorgehoben: fo
die Zeichnung der Schnauze (Abb. 47) und des Maul-
innern, die Ohren und Krallen. Ebenfo Lider, Pupille
und Irisrand. Die Iris felbft ift rotbraun und von der
Pupille durch einen gelben Reif gefchieden.

Der Niederblick des Kopfes führt auf hohe Auf-
hellung; das Vorkommen zahlreicher Bruchftücke von
ähnlich gelagerten Thonlöwen in der Altis (flehe zu

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