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Curtius, Ernst [Editor]; Adler, Friedrich [Editor]; Treu, Georg [Oth.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 3): Die Bildwerke von Olympia in Stein und Thon — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.779#0169
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Taf. XXXV,

Nei

lSS

des Stieres, an einem Plattenbruchftück aus dem Kerberos-
relief und noch an einem dritten Hintergrundfragment
(Inv. V n.1461), das fich keiner beftimmten Metope zu-
weifen läfst. Roter und blauer Metopengrund mufs mit-
hin gewechselt haben, wenn auch fchwerlich in regel-
mässiger Folge; denn die rote Hydrametope (2) und das
blaugrundige Stierrelief (4) find durch eine Stelle von-
einander getrennt.1)

Zum Schlufs habe ich noch derjenigen Vorrichtung
zu gedenken, deren Rätfei Peterfen in den Athen.
Mitteilungen XIV S. 233 ff. und 328 mit dem Worte
Vogelabwehr gelölt hat. Wie überall an den Heilig-
tümern — Peterfen erinnert fehr paffend an den Ein-
gangsgefang des euripideifchen Ion — werden in Olympia
die zahlreichen Opferaltäre Scharen von Vögeln heran-
gelockt haben. Für diefe hätten unfere, durch die
Pterondecke gut gefchützten Metopen befonders bequeme
Niftplätze dargeboten. Man fliehte die Reliefs daher durch
eiferne Spitzen oder Gabeln zu fchützen, welche man

an allen hervorragenden Teilen des Rumpfes und der
Gliedmafsen anbrachte. Ihre Verteilung veranfchauücht
Taf. XLV.2) Wir haben dort nach dem Vorbild des
Tempels von Lokri einfache Drahtfpitzen zeichnen laffen,
ftatt der von Peterfen vorgeschlagenen dreizinkigen
Gabeln. Letztere würden doch wohl nicht nur im Bilde,
fondern auch in Wirklichkeit die Umrifie allzufehr geftört
haben.3) Die etwa centimeterftarken und 3—4'/2 cm
tiefen Bohrlöcher, welche diefe Schutzftacheln hinter-
Kefsen, find für die Wiederherftellung der Metopen von
grofser, oft genug von entfchejdender Bedeutung ge-
worden, da fie durch ihre fenkrechte Stellung bei jedem
ßruchftück, in welchem fie fich vorfanden, die richtige
Lage anzeigten.

Rätfeihaft geblieben ift mir die Beftimmung eines
grofsen rechteckigen Zapfenloches, welches an einer fehr
in die Augen fallenden Stelle, am oberen Reliefrand der
Augeasmetope vor dem Helmbufch der Athena angebracht
worden ift. Vergl. Abb. 209.

175

Wiederherßellungsverfuche zu

I_ö\vemnelope (s :3o}.

Tafel XXXV, 1. Der nemeifche Löwe. Vergl.
den Wiederherftellungsverfuch Taf. XLV, 1. Die Köpfe
in gröfserem Mafsftab auf Taf. XLII, 1—3. Über die
Fundftellen der Hauptteile oben S. 144 n. 1.

Eine fichere Grundlage für den Wiederaufbau diefer
Metope bot der bereits von der franzöfifchen Expedition
ausgegrabene Löwe (Expedition de Moree I Taf. 74, 2;
Clarac, Musee de Sculpture II Taf.ig5bis 21iÄ); ihn haben
unfere Funde lediglich um ein fchon im Altertum abge-
fpelltes und wieder angefetztes Stück des Hinterteils
Abb. 176 §5' vervollftä'ndigt. Das Tier liegt erfchlagen da,
den auf der rechten Vordertatze ruhenden Kopf mit den
gefietfehten Zähnen und der feitwärts heraushängenden
Zunge nach vorne gewandt. Um den Kopf für die Vorder-

') Benndorfs Zweifel an dem Zeugnis Serradifalcos für
den blauen Grund der Aktaionmetope vom felinuntifchen
Tempel E (Metopen von Selinunt S. 42 Anm. 1) fcheinen mir
daher nicht genügend gerechtfertigt; vielleicht find es auch
die von Michaelis (Parthenon S. 125) in Bezug auf die Parthe-
nonmetopen geäufserten Bedenken nicht. Das, wie es fcheint,
ficher überlieferte Rot an den einen würde Blau für die an-
deren nicht unbedingt ausfchüefsen.
Olympia, in, 2.

anficht nicht zu decken, ift die linke Tatze untergefchlagen.
Rechts hinter dem entfprechenden Hinterbein hat fich
noch das untere Ende der auf den ebenfalls unter-
gefchlagenen Löwenfchweif geftützten Keule erhalten;
links davor das linke Unterbein des Herakles. Seinem
rechten, auf das Schulterblatt des Löwen aufgefetzten
Fufs haben wir das rechte Unterbein anfügen können,
an dem noch der Anfatz der Kniebeuge zu verfolgen ift.
Die Haltung des Oberkörpers ift vor allem durch
den glücklichen Fund des in die rechte Hand geftützten
Herakleskopfes (Taf. XLII, t) gegeben. Als folchen be-
zeichnen ihn das kurze Haar und die, in den Metopen

a) Einige Nachträge findet man in den Erläuterungen zu
den einzelnen Metopen.

s) Vergl. für den einfachen Stachel Peterfen in den Rom.
Mitteilungen V S. 203 f. und Taf. 9, fowie Denkm. des Infi. I
Taf. 52 (auf dem rechten Arme des Tritons). Beifpiele
für Gabeln bieten die weibliche Akropolisftatue, Gazette
Archeologique 1888 Taf. n, und der Stirnziegel aus Cervetri,
Monum. dell' Inst. Suppl. Taf. 2, 3. Auch die Dresdener Skulp-
turenfammlung befitzt eine derartige Gabel.
 
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