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II F. Metopen.
gezeigt werden wird, find an jener nicht nur der Löwe,
fondern mindeftens auch die Beine des Herakles aus einem
befonderen Marmorblock gearbeitet und vor die Hinter-
grundplatte vorgefchoben worden. Von vornherein beab-
sichtigt kann ein fo mühfames Verfahren nicht gewefen
fein. Eben fo wenig ift es bei der völligen Gleich-
artigkeit des Steines und Stiles möglich, hier eine fpätere
Reftauration anzunehmen. Erklärlich wird der Umfang
diefer Stückungen am erften durch eine ungenügende
Vorbereitung des Reliefs im Modell, vollends wenn man
fich der verwandten Fälle in den Giebelgruppen erinnert
(Jahrb. des Inft.X S.iof.).1] Man wird nach kleinen Skizzen
gearbeitet und fich für die Ausführung im grofsen mit einer
Aufzeichnung der Hauptlinien auf der Marmorplatte felbft
begnügt haben (vergl. Benndorf Metopen von Selinunt S.41).
Pentimenti fcheinen mir auch bei der Einftückung
eines Schlangenkopfes in der Hydrametope und der An-
fügung des Himmelsfegmentes über dem Atlas-Hera-
kles vorzuliegen (f. zu Taf. XXXV, 2 und zu Abb. 205)',
denn diefe Teile mufste der Marmor ficher hergeben.
Dagegen mag es in anderen Fällen wirklich am Stein
gefehlt haben, z.B. bei der aufgefchlagenen Backenklappe
am Helm der Augeas-Athena (vergl. die Berichtigung
unferer Taf.XLV, 12 in der Erläuterung zu Taf.XLIII, 12),
dem Hörn des Stiers, dem Vorderbein des Hirfches, dem
Kopf des stymphalifchen Vogels in der Hand der Athena
Für Anftückung einiger Herakleskeulen fprechen die
Fragmente auf Abb. 174 und die Durchbohrung der
Fragmente aujjdUkkk-r Her.tkkskeiileii (i:8).
Hand des Stier - Herakles Abb. 187. Noch häufiger
find natürlich Waffen und fonftige Zuthaten aus Metall
(Lanzen der Athena in der Augeas- und Atlasmetope,
Bogen des Stymphaüden-Herakles, Harpe und Fackel
im Hydrakampf, Strick des Stiers, Zügel und Zaum des
Diomedesroffes, Kette des Kerberos). Man mochte fich
mit ihrer Anfügung die Arbeit um fo lieber erleichtern,
als man Stützen auch hier nach Möglichkeit zu vermeiden
fuchte. Der Puntello am linken Schenkel des Kerberos-
Herakles, der Anfatz hinter der Keule in der Amazonen-
metope und ebenda der Steg hinter der linken Wade der
Amazone, die walzenförmigen Stützen am Hinterhaupt
der Löwen-Athena und anderer Metopenköpfe bilden
die einzigen Beifpiele für diefen technifchen Notbehelf.
Was von der urfprünglichen Färbung der Metopen
noch übrig ift, wird bei der Befchreibung der einzelnen
L) Freilich kann hierbei auch ein Unglücksfall beim Ver-
fetzen der Metope mitgefpielt haben, wie denn ein folcher in
der That die Wiederanftückung des Hinterteils vom Löwen
nötig machte.
Reliefs aufgezählt werden, und zwar für die im Louvre
befindlichen Stücke unter Benutzung freundlicher Mit-
teilungen von Michaelis. Über die Art ihrer Be-
malung aber fchicken wir im Anfchlufs an unfere Aus-
führungen über die Polychromie der Giebelgruppen im
Jahrbuch des Inft. X S. 25 ff. einige allgemeine Be-
merkungen voraus.
Das Nackte mufs unbefchadet der Anwendung leichter
Lafuren hell gewirkt haben; denn der unbekleidete
Körper des Herakles hob fich in der vierten Metope
von dem braunroten Stier, in der fechften von der
ebenfalls braunrot gemalten Innenfeite eines Schildes ab.
Worauf die zu Taf. XXXVI, 4 angeführte Angabe Dubois'
von Reften einer coideur violacee an den nackten Teilen
einiger Geftalten beruht, weifs ich nicht zu fagen.
An den Haaren einiger Heraklesköpfe find dunkel
umriffene Ringellöckchen auf braunrotem Grunde ficher
nachzuweifen. Auch die AthenakÖpfe fcheinen, wenig-
ftens zum Teil, diefelbe rote Grundfarbe aufgewiefen
zu haben. Rot und Schwarz dienten vermutlich auch
allein zur Hervorhebung der Einzelheiten, wie Augen,
Lippen u. f. w. ff. zu Taf. XXXV, 1 und XXXVI, 3).
An den Gewändern ift farbige Deckung der ganzen
Oberfläche wenigftens für die kurzen Chitone ficher
vorauszufetzen, welche Herakles in den Metopen 5, 7, 8, 9
und 11 trägt. Denn an ihnen ift ftets nur der untere
Saum plaftifch ausgeführt; an Hals- und Ärmelausfchnitten
fehlt dagegen jede plaftifche Begrenzung, und der
Rumpf erfcheint jetzt wie völlig nackt. Am Kerberos-
und Geryones-Herakles ift fogar der Nabel mit dem
feinen Hautfältchen darüber vollkommen herausgearbeitet.
Auch das Hermesmäntelchen der Kerberosmetope mufs
fich, nach der Flachheit des unteren Saumrandes zu
fchliefsen, vorzugsweife durch feine Färbung vom Hinter-
grund gelöft haben.
Von der farbigen Ausftattung der Waffen, welche
eine um fo reichere gewefen fein mufs, je fcbmucklofer
ihre glatten Oberflächen jetzt erfcheinen, ift nur ein wenig
Rot übrig an der Ägis der Stymphaliden-Athena, den
Pteryges des Geryones, dem SchÜdinnern des Amazonen-
Herakles und der Keule des Löwenllegers. Ein Schimmer
von der Umränderung der Helmftirn kam bei der Auf-
nahme der Augeas-Athena für Taf. XLIV, 2 zum Vor-
fchein. Die in Bronze angefügten Waffen und fonftigen
Attribute werden vergoldet gewefen fein.
Von Tierkörpern war der Stier braunrot, der Löwe
vielleicht gelb gemalt. Die Hydra mufs fich von dem
roten Reliefgrunde in vorwiegend blauen Tönen abge-
hoben haben. Wie Vögel, Hirfch, Eber, Pferd und
Kerberos gefärbt waren, ift ungewifs; an Mähnen und
Schweifende des Roffes ift aber wenigftens die plaftifche
Vorzeichnung der Strähnen erhalten.
Für den Baum und die Felfen in der Hydra- und
Stymphalidenmetope wird durch die Rauhung der Ober-
fläche paftofe Bemalung gefichert.
Am Reliefgrunde iollte man durchgängig Rot zu finden
erwarten, da die einrahmenden Triglyphen fchwarzblau
gemalt waren (Bd. II S. 17). Es fanden fich jedoch neben
dem Rot am Grund der Hydrametope fiebere und reich-
liche Refte von lichtblauer Farbe zwifchen den Beinen
II F. Metopen.
gezeigt werden wird, find an jener nicht nur der Löwe,
fondern mindeftens auch die Beine des Herakles aus einem
befonderen Marmorblock gearbeitet und vor die Hinter-
grundplatte vorgefchoben worden. Von vornherein beab-
sichtigt kann ein fo mühfames Verfahren nicht gewefen
fein. Eben fo wenig ift es bei der völligen Gleich-
artigkeit des Steines und Stiles möglich, hier eine fpätere
Reftauration anzunehmen. Erklärlich wird der Umfang
diefer Stückungen am erften durch eine ungenügende
Vorbereitung des Reliefs im Modell, vollends wenn man
fich der verwandten Fälle in den Giebelgruppen erinnert
(Jahrb. des Inft.X S.iof.).1] Man wird nach kleinen Skizzen
gearbeitet und fich für die Ausführung im grofsen mit einer
Aufzeichnung der Hauptlinien auf der Marmorplatte felbft
begnügt haben (vergl. Benndorf Metopen von Selinunt S.41).
Pentimenti fcheinen mir auch bei der Einftückung
eines Schlangenkopfes in der Hydrametope und der An-
fügung des Himmelsfegmentes über dem Atlas-Hera-
kles vorzuliegen (f. zu Taf. XXXV, 2 und zu Abb. 205)',
denn diefe Teile mufste der Marmor ficher hergeben.
Dagegen mag es in anderen Fällen wirklich am Stein
gefehlt haben, z.B. bei der aufgefchlagenen Backenklappe
am Helm der Augeas-Athena (vergl. die Berichtigung
unferer Taf.XLV, 12 in der Erläuterung zu Taf.XLIII, 12),
dem Hörn des Stiers, dem Vorderbein des Hirfches, dem
Kopf des stymphalifchen Vogels in der Hand der Athena
Für Anftückung einiger Herakleskeulen fprechen die
Fragmente auf Abb. 174 und die Durchbohrung der
Fragmente aujjdUkkk-r Her.tkkskeiileii (i:8).
Hand des Stier - Herakles Abb. 187. Noch häufiger
find natürlich Waffen und fonftige Zuthaten aus Metall
(Lanzen der Athena in der Augeas- und Atlasmetope,
Bogen des Stymphaüden-Herakles, Harpe und Fackel
im Hydrakampf, Strick des Stiers, Zügel und Zaum des
Diomedesroffes, Kette des Kerberos). Man mochte fich
mit ihrer Anfügung die Arbeit um fo lieber erleichtern,
als man Stützen auch hier nach Möglichkeit zu vermeiden
fuchte. Der Puntello am linken Schenkel des Kerberos-
Herakles, der Anfatz hinter der Keule in der Amazonen-
metope und ebenda der Steg hinter der linken Wade der
Amazone, die walzenförmigen Stützen am Hinterhaupt
der Löwen-Athena und anderer Metopenköpfe bilden
die einzigen Beifpiele für diefen technifchen Notbehelf.
Was von der urfprünglichen Färbung der Metopen
noch übrig ift, wird bei der Befchreibung der einzelnen
L) Freilich kann hierbei auch ein Unglücksfall beim Ver-
fetzen der Metope mitgefpielt haben, wie denn ein folcher in
der That die Wiederanftückung des Hinterteils vom Löwen
nötig machte.
Reliefs aufgezählt werden, und zwar für die im Louvre
befindlichen Stücke unter Benutzung freundlicher Mit-
teilungen von Michaelis. Über die Art ihrer Be-
malung aber fchicken wir im Anfchlufs an unfere Aus-
führungen über die Polychromie der Giebelgruppen im
Jahrbuch des Inft. X S. 25 ff. einige allgemeine Be-
merkungen voraus.
Das Nackte mufs unbefchadet der Anwendung leichter
Lafuren hell gewirkt haben; denn der unbekleidete
Körper des Herakles hob fich in der vierten Metope
von dem braunroten Stier, in der fechften von der
ebenfalls braunrot gemalten Innenfeite eines Schildes ab.
Worauf die zu Taf. XXXVI, 4 angeführte Angabe Dubois'
von Reften einer coideur violacee an den nackten Teilen
einiger Geftalten beruht, weifs ich nicht zu fagen.
An den Haaren einiger Heraklesköpfe find dunkel
umriffene Ringellöckchen auf braunrotem Grunde ficher
nachzuweifen. Auch die AthenakÖpfe fcheinen, wenig-
ftens zum Teil, diefelbe rote Grundfarbe aufgewiefen
zu haben. Rot und Schwarz dienten vermutlich auch
allein zur Hervorhebung der Einzelheiten, wie Augen,
Lippen u. f. w. ff. zu Taf. XXXV, 1 und XXXVI, 3).
An den Gewändern ift farbige Deckung der ganzen
Oberfläche wenigftens für die kurzen Chitone ficher
vorauszufetzen, welche Herakles in den Metopen 5, 7, 8, 9
und 11 trägt. Denn an ihnen ift ftets nur der untere
Saum plaftifch ausgeführt; an Hals- und Ärmelausfchnitten
fehlt dagegen jede plaftifche Begrenzung, und der
Rumpf erfcheint jetzt wie völlig nackt. Am Kerberos-
und Geryones-Herakles ift fogar der Nabel mit dem
feinen Hautfältchen darüber vollkommen herausgearbeitet.
Auch das Hermesmäntelchen der Kerberosmetope mufs
fich, nach der Flachheit des unteren Saumrandes zu
fchliefsen, vorzugsweife durch feine Färbung vom Hinter-
grund gelöft haben.
Von der farbigen Ausftattung der Waffen, welche
eine um fo reichere gewefen fein mufs, je fcbmucklofer
ihre glatten Oberflächen jetzt erfcheinen, ift nur ein wenig
Rot übrig an der Ägis der Stymphaliden-Athena, den
Pteryges des Geryones, dem SchÜdinnern des Amazonen-
Herakles und der Keule des Löwenllegers. Ein Schimmer
von der Umränderung der Helmftirn kam bei der Auf-
nahme der Augeas-Athena für Taf. XLIV, 2 zum Vor-
fchein. Die in Bronze angefügten Waffen und fonftigen
Attribute werden vergoldet gewefen fein.
Von Tierkörpern war der Stier braunrot, der Löwe
vielleicht gelb gemalt. Die Hydra mufs fich von dem
roten Reliefgrunde in vorwiegend blauen Tönen abge-
hoben haben. Wie Vögel, Hirfch, Eber, Pferd und
Kerberos gefärbt waren, ift ungewifs; an Mähnen und
Schweifende des Roffes ift aber wenigftens die plaftifche
Vorzeichnung der Strähnen erhalten.
Für den Baum und die Felfen in der Hydra- und
Stymphalidenmetope wird durch die Rauhung der Ober-
fläche paftofe Bemalung gefichert.
Am Reliefgrunde iollte man durchgängig Rot zu finden
erwarten, da die einrahmenden Triglyphen fchwarzblau
gemalt waren (Bd. II S. 17). Es fanden fich jedoch neben
dem Rot am Grund der Hydrametope fiebere und reich-
liche Refte von lichtblauer Farbe zwifchen den Beinen