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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]; Treu, Georg [Bearb.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 3): Die Bildwerke von Olympia in Stein und Thon — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.779#0167
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Gemeifselt find die Reliefs ans demfelben parifchen
Marmor wie die Giebelgruppen (S. 114). Die Mafse der
Tafeln laffen fich am bequemften an der Atlasmetope
nehmen. Hier beträgt die Höhe 1,60 m, die Breite 1,508 m,
wovon etwa 0,05 m für die feitlichen Ränder abgehen,
mit welchen die Platten in die Triglyphen eingefalzt

waren. Von der Gefamtftärke des Marmors, etwa 0,35 m,
kommen rund 0,10 m auf die Hintergrundplatte, das übrige
auf die Relieferhebung. Doch fchwanken die Tiefen-
dimenfionen naturgemäfs. Bei der allerdings ftark ge-
ftückten Löwenmetope mufs die Relieferhebung allein
über 0,37 m betragen haben. Die bandförmig vor-

Iimcnmetope des ^eustempels: a Aufrifs; b Längsfchnitt; c Seiten an ficht des Triglyphen mit dem Falz für die Metope; d Querfchnitt;
e Ausklinkung der Fufsleifte für den Triglyphen an der Hydrametope; / Querfchnitt durch den Eck triglyphen (i :4°)^

fpringende Kopfleifte der Metopen war, wie Dörpfeld II
S. 10 vermutet, entweder aus einem befonderen Block
hergeftellt, oder an den Hinterftein angearbeitet (vergl.
Abb. 173, welche unter Benutzung von I Taf. 15 gezeichnet
ift). Dagegen find die fchräg nach vorn abfallenden
Fufsleiften der Reliefs mit diefen aus demfelben Marmor-
block gearbeitet. An den Ecken waren einige von ihnen,
der Form der hier eingreifenden Triglyphen entfprechend,
ausgeklinkt. Vergl. die Nebenzeichnung d auf Abb. 173.
Diefelbe Abbildung zeigt auch, wie die Ränder der
Metopen in die Triglyphenblöcke eingefalzt waren. Die
Falzrinnen (c) find im Gegenfatz zu denen der Parthenon-
metopen (Michaelis Taf. 2, 22) nach oben hin gefchloffen.
Es konnten die Reliefs daher nur von der Seite, nicht
aber von oben zwifchen die Triglyphen gefchoben wer-
den. Die Metopen muffen alfo, wie bereits Dörpfeld II
S. 10 hervorgehoben hat, gleichzeitig mit dem ganzen
Bau verfetzt worden fein. Man kann fie auch nicht etwa
in rohem Zuftande eingefügt und erfi nachträglich
am Tempel fertig gemacht haben. Denn abgefehen
davon, dafs das Licht unter der Pterondecke hierfür
wenig günftig gewefen wä're, wird dies auch durch
unzweifelhafte technifche Kriterien dargethan. Faft fä'mt-

liche Metopen zeigen nämlich an den Seiten rändern fowohl
Abarbeitungen für die Triglyphenfalze, wie auch haken-
förmige Ausklinkungen für die Zange, mit welcher die
Triglyphen gehoben wurden (vergl. Abb. 173, Taf. XLV
und Bd. II S. 18). Beide Arten von Vorrichtungen nun
find erft nachträglich in dem völlig fertig gemeifselten
Relief angebracht worden, wie man dies im Abgufs am
bequemften an dem linken Rande der Atlasmetope hinter
der Athena beobachtet. Daraus folgt alfo, dafs die Reliefs
in völlig fertigem Zuftande verfetzt wurden. Es entfpricht
dies ganz dem für die Giebelgruppen befolgten Ver-
fahren (Jahrb. des Infi X S. 19, 2. Vergl. auch Benndorf,
Metopen von Selinunt'S.41).1)

Wie bei den Giebeln, fo fcheint es auch hier an einem
in gröfserem Mafsftabe ausgeführten Modell gefehlt zu
haben. Ich will mich zum Beweife hierfür nicht auf Klei-
nigkeiten berufen, wie die Korrektur am Nackenhaar der
Stymphaliden-Athena (Abb. 185; man lieht den urfprüng-
liehen Umrifs der Haarrolle hier noch am Reliefgrunde);
wohl aber beweifen dies die umfangreichen Stückungen
in der Löwenmetope. Wie nämlich zu Taf. XXXV, 1

x) Über die Verfatzmarken f. oben S. 150.
 
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