POLLENFELD • PFARRKIRCHE
404
Fig. 289. ES Chor s II, 2-42-0.
weise ganz verloren. Das Bleinetz der Felder 3a, 3b und 4a ist
original, das der übrigen Felder teils im 19. Jh., teils 1947 erneu-
ert.
Ikonographie, Komposition, Ornament: Die Geburtsgeschichte
und ihre einzelnen Bestandteile - der Gang Josephs mit Maria
nach Bethlehem, um sich zählen zu lassen, die Niederkunft im
Stall und die Verkündigung an die Hirten - sind bei Lukas (Lc 2,
1-20) niedergelegt, doch ausführlicher in den verschiedenen
apokryphen Kindheitsevangelien ausgeschmückt. Das Pollenfel-
der Weihnachtsbild zeigt allerdings noch nicht den neuen, im 14.
Jh. den Visionen der Hl. Birgitta von Schweden entlehnten
Typus der Anbetung des Kindes, sondern greift auf die bekann-
ten uralten Motive zurück: Die Bildmitte wird beherrscht vom
Strohlager der Gottesmutter, Ochs und Esel und der Krippe mit
dem in Windeln gewickelten Jesuskind. Obwohl sich Maria vom
Kind ab- und der Hebamme mit dem Badezuber auf der linken
Seite zugewendet hat, sucht sie mit der Linken, hinter sich grei-
fend, den Kontakt zum Neugeborenen. Auf der rechten Seite
sitzt Joseph, leicht nach vorn gebeugt, eine Hand auf einen
Krückstock gestützt, in der anderen eine Gebetsschnur. Der
Engel des Herrn und die Hirten im Feld fehlen ganz. Als ikono-
graphische Vorläufer, insbesondere für das aufgestützte Lagern
und die abgewandte Kopfhaltung Marias, kommen im Bereich
der Glasmalerei am ehesten zwei Esslinger Beispiele in Betracht:
Die Geburtsszene im typologischen Chorachsenfenster der
Stadtkirche St. Dionys (I, 3c; um 1300) und jene im Bibelfenster
der Frauenkirche (I, 2b; um 1330/40)25.
Die übergreifende Bildarchitektur zeigt im szenischen Geschoß
einen flachgedeckten, hallenartigen Raum mit überhöhter ge-
wölbter Mittelzone, die Bekrönung im zweiten Geschoß in der
Mitte einen hohen, luftig durchbrochenen Turm mit spiralför-
migem Turmhelm, flankiert von schlanken Türmchen, und zu
beiden Seiten niedrige Wimperge mit schräggestellten, ziegelge-
deckten Giebeldächern. Die Dachzone wird durch einen über-
greifenden Spitzbogen eingerahmt, der seinerseits von einem
weiteren Rechteckrahmen mit Karogrund hinterfangen wird.
Hinter Szene und bekrönender Architektur steht der geläufige
Pollenfelder Blattrankengrund, hier und da erweitert um das
Motiv des eingerollten Nierenblattes (X, 22).
Farbigkeit: Die Bildmitte wird beherrscht vom Lager der Got-
tesmutter: Maria in violettem Mantel mit gelbem Innenfutter,
hellblauem Kleid, weißem Kopftuch und weißen Strümpfen auf
einer geflochtenen grünen Matte und gelbem Stroh. Der gelb
nimbierte Kopf ruht auf einem weißen Kissen mit roten Qua-
sten. Das in weiße Windeln gewickelte Kind liegt in einem grü-
nen Weidenkörbchen; dahinter Ochs (rotbraun) und Esel (blau-
violett). Die Hebamme trägt einen tief grauvioletten Mantel (mit
punktuell aufblitzendem gelben Futter), ein weißes Kopftuch,
weiße Strümpfe und in den Händen eine hellblaue Kanne sowie
den rosavioletten Badezuber. Am Fuß des Lagers sitzt Joseph auf
blaßgelbem Schemel; er trägt ein gelbes Gewand, unter violettem
Mantel (Futter hellblau) und grünem Umhang, in den Händen
den gelben Stock und die weiße Betschnur.
Bildraum: 3/4^ Auf zentraler blau gewirtelter Säule mit gelbem
Schaft und hellblauem Kapitell ruht ein hell/dunkelblaues
Gewölbe mit gelben Rippen. Übergreifender gelb genaster wei-
ßer Spitzbogen auf grünen Konsolen; weißes Stabwerk; halb-
runde weiße Balustrade mit grüner Kehlung und gelben Roset-
ten, mittig auf gelber Konsole ein braunes Erkertürmchen mit
weißen Gesimsen und rotem Kegeldach; bekrönender großer
Turmhelm mit brauner Spirale auf violetter Dachfläche; seitlich
flankierende weiße Türmchen mit blaßgelben Spitzhelmen. 3a/c:
Die mit grünen Kassetten flachgedeckten seitlichen Anräume
ruhen auf hell-/dunkelblau geteilten Eckstützen (Kanten weiß
bzw. hellblau), die weißen rechteckigen Abschlußrahmen auf
zierlich geflochtenen weißen Säulen mit gelber Basis und gelbem
Kapitell sowie je einer blaßgelben figurenbesetzten Konsole.
25 Wentzel, CVMA Deutschland I, 1, 1958, Abb. 14 bzw. 320. — Noch
besser vergleichbar ist die Haltung Marias mit dem abgewendeten, mit
der Hand gestützten Kopf und der nach hinten zum Kind in der Krippe
tastenden Gebärde in der Bibel von Floreffe, um 1150-70 (Schiller, I,
31981, S. 80, Abb. 172).
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Fig. 289. ES Chor s II, 2-42-0.
weise ganz verloren. Das Bleinetz der Felder 3a, 3b und 4a ist
original, das der übrigen Felder teils im 19. Jh., teils 1947 erneu-
ert.
Ikonographie, Komposition, Ornament: Die Geburtsgeschichte
und ihre einzelnen Bestandteile - der Gang Josephs mit Maria
nach Bethlehem, um sich zählen zu lassen, die Niederkunft im
Stall und die Verkündigung an die Hirten - sind bei Lukas (Lc 2,
1-20) niedergelegt, doch ausführlicher in den verschiedenen
apokryphen Kindheitsevangelien ausgeschmückt. Das Pollenfel-
der Weihnachtsbild zeigt allerdings noch nicht den neuen, im 14.
Jh. den Visionen der Hl. Birgitta von Schweden entlehnten
Typus der Anbetung des Kindes, sondern greift auf die bekann-
ten uralten Motive zurück: Die Bildmitte wird beherrscht vom
Strohlager der Gottesmutter, Ochs und Esel und der Krippe mit
dem in Windeln gewickelten Jesuskind. Obwohl sich Maria vom
Kind ab- und der Hebamme mit dem Badezuber auf der linken
Seite zugewendet hat, sucht sie mit der Linken, hinter sich grei-
fend, den Kontakt zum Neugeborenen. Auf der rechten Seite
sitzt Joseph, leicht nach vorn gebeugt, eine Hand auf einen
Krückstock gestützt, in der anderen eine Gebetsschnur. Der
Engel des Herrn und die Hirten im Feld fehlen ganz. Als ikono-
graphische Vorläufer, insbesondere für das aufgestützte Lagern
und die abgewandte Kopfhaltung Marias, kommen im Bereich
der Glasmalerei am ehesten zwei Esslinger Beispiele in Betracht:
Die Geburtsszene im typologischen Chorachsenfenster der
Stadtkirche St. Dionys (I, 3c; um 1300) und jene im Bibelfenster
der Frauenkirche (I, 2b; um 1330/40)25.
Die übergreifende Bildarchitektur zeigt im szenischen Geschoß
einen flachgedeckten, hallenartigen Raum mit überhöhter ge-
wölbter Mittelzone, die Bekrönung im zweiten Geschoß in der
Mitte einen hohen, luftig durchbrochenen Turm mit spiralför-
migem Turmhelm, flankiert von schlanken Türmchen, und zu
beiden Seiten niedrige Wimperge mit schräggestellten, ziegelge-
deckten Giebeldächern. Die Dachzone wird durch einen über-
greifenden Spitzbogen eingerahmt, der seinerseits von einem
weiteren Rechteckrahmen mit Karogrund hinterfangen wird.
Hinter Szene und bekrönender Architektur steht der geläufige
Pollenfelder Blattrankengrund, hier und da erweitert um das
Motiv des eingerollten Nierenblattes (X, 22).
Farbigkeit: Die Bildmitte wird beherrscht vom Lager der Got-
tesmutter: Maria in violettem Mantel mit gelbem Innenfutter,
hellblauem Kleid, weißem Kopftuch und weißen Strümpfen auf
einer geflochtenen grünen Matte und gelbem Stroh. Der gelb
nimbierte Kopf ruht auf einem weißen Kissen mit roten Qua-
sten. Das in weiße Windeln gewickelte Kind liegt in einem grü-
nen Weidenkörbchen; dahinter Ochs (rotbraun) und Esel (blau-
violett). Die Hebamme trägt einen tief grauvioletten Mantel (mit
punktuell aufblitzendem gelben Futter), ein weißes Kopftuch,
weiße Strümpfe und in den Händen eine hellblaue Kanne sowie
den rosavioletten Badezuber. Am Fuß des Lagers sitzt Joseph auf
blaßgelbem Schemel; er trägt ein gelbes Gewand, unter violettem
Mantel (Futter hellblau) und grünem Umhang, in den Händen
den gelben Stock und die weiße Betschnur.
Bildraum: 3/4^ Auf zentraler blau gewirtelter Säule mit gelbem
Schaft und hellblauem Kapitell ruht ein hell/dunkelblaues
Gewölbe mit gelben Rippen. Übergreifender gelb genaster wei-
ßer Spitzbogen auf grünen Konsolen; weißes Stabwerk; halb-
runde weiße Balustrade mit grüner Kehlung und gelben Roset-
ten, mittig auf gelber Konsole ein braunes Erkertürmchen mit
weißen Gesimsen und rotem Kegeldach; bekrönender großer
Turmhelm mit brauner Spirale auf violetter Dachfläche; seitlich
flankierende weiße Türmchen mit blaßgelben Spitzhelmen. 3a/c:
Die mit grünen Kassetten flachgedeckten seitlichen Anräume
ruhen auf hell-/dunkelblau geteilten Eckstützen (Kanten weiß
bzw. hellblau), die weißen rechteckigen Abschlußrahmen auf
zierlich geflochtenen weißen Säulen mit gelber Basis und gelbem
Kapitell sowie je einer blaßgelben figurenbesetzten Konsole.
25 Wentzel, CVMA Deutschland I, 1, 1958, Abb. 14 bzw. 320. — Noch
besser vergleichbar ist die Haltung Marias mit dem abgewendeten, mit
der Hand gestützten Kopf und der nach hinten zum Kind in der Krippe
tastenden Gebärde in der Bibel von Floreffe, um 1150-70 (Schiller, I,
31981, S. 80, Abb. 172).