POLLENFELD • PFARRKIRCHE
4°3
CHORFENSTER süd II Fig. 282, 289!., Abb. 302-314
Lichtes Gesamtmaß: H. ca. 7,50 m, B. ca. 1,15 m.
Dreibahniges Fenster von acht Zeilen, Kopfscheiben und Maßwerkcouronnement mit drei Fischblasen. Das Fenster
umfaßt somit insgesamt 24 Rechteckfelder, drei Kopfscheiben und drei Maßwerkteile (davon drei Rechteckfelder der
ersten Zeile, Kopf- und Maßwerkscheiben von Mittermaier, 1877/78).
Gesamtaufnahmen: CVMA J 12696E, Großdia 01/64!. J
2a-c VERKÜNDIGUNG AN MARIA (BEKRÖNUNG MIT
ASSISTENZFIGUREN) Fig. 289, Abb. 302h
H./B.: 2a: 78/29,5, b: 78/29,7, c: 77,8/29,5 cm.
Inschriften: Der Rest eines Bittspruchs: / ora ■ p(ro) ■ m(e) / auf
der oberen Schlaufe des Spruchbandes in 2c verweist auf eine
verlorene Stifterfigur in der ersten Zeile, unmittelbar neben der
Szene der Verkündigung.
Erhaltung: Die erste Zeile mit der zentralen Darstellung des
Erzengels Gabriel, der Jungfrau Maria (ta/b) und des Fenster-
stifters (ic) ist verloren und, wie gegenüber im Passionsfenster,
durch eine moderne, völlig unpassende Architekturkomposition
Mittermaiers ersetzt.
Die bekrönende Architekturzeile hat dagegen bis auf ein gutes
Dutzend gleichmäßig verteilter Ergänzungen des 19. und 20. Jh.
seine originale Glassubstanz weitestgehend bewahrt. Verwitte-
rungsbedingte Transparenzeinbußen durch Verbräunung und
außenseitige Flächenkorrosion betreffen in erster Linie die
nahezu opak gewordenen hell- und dunkelblauen Gläser in den
Gewölbekappen, während die weißen und gelben Partien der
Architektur durch Abrieb der Bemalung beeinträchtigt sind.
Bleinetz in allen drei Feldern original (mehrere Bleiplomben).
Ikonographie: Über die verlorene Eingangsszene der Verkündi-
gung sind anhand der Bildanschlüsse in der zweiten Zeile nach-
stehende Aussagen möglich: Im Zentrum der Szene saß Maria in
einem schräggestellten Betstuhl mit Baldachin. Die linke Bahn
war ganz vom Erzengel Gabriel gefüllt, dessen Flügelspitze in
Zeile 2 hinaufreicht. Der Moment der »Beschattung« durch die
Kraft der Dreifaltigkeit findet Ausdruck in der Büste Gottvaters
in einer Wolke, der den Heiligen Geist in Gestalt des Christkinds
(hier ohne das geschulterte Kreuz als Hinweis auf das Erlösungs-
werk Christi) auf die Jungfrau herabsendet. Dieses Motiv, das
zusammen mit dem ehemals gewiß vorhandenen Symbol der
Geisttaube über dem Kopf Marias als direkter Hinweis auf das
Wirken der Trinität bei der Inkarnation gedeutet wird, geht auf
die von Bonaventura begründete franziskanische Theologie
zurück24. Erste Beispiele in der Kunst sind in Italien bereits ab
1300, nördlich der Alpen seit Mitte des 14. Jh. verbreitet. Auf der
rechten Seite wurde die Szene durch das Bild eines knienden Stif-
ters flankiert, dessen Bittspruch der Jungfrau und Gottesmutter
Maria gegolten haben muß.
Komposition, Ornament: Die Architekturbekrönung zeigt drei
Seiten eines vorkragenden, gewölbten Baldachins, der sich vorn
in überhöhten Spitzbögen öffnet und von einer Blendarkatur mit
horizontalem Architrav hinterfangen wird. Die hintere Bild-
ebene wird in den oberen seitlichen Zwickeln durch eine zweite
Blendarkatur angedeutet, während das gewölbte Innere einen
Zentralraum mit geöffneten Rundbögen definiert. Hinter den
Bögen ist der Raum durch verschiedene Rankengründe geschlos-
sen (X, 20). Hervorzuheben sind die Engelschöre, die das Ge-
wölbe bevölkern (Abb. 303).
Farbigkeit: Links und rechts erheben sich - in der Farbigkeit
gespiegelt - auf weiß gewirtelten Säulen mit grünem Schaft und
violetten Kapitellen weiß-blaßgelbe gestelzte, krabbenbesetzte
Spitzbögen mit weißen Kreuzblumen über grünen Nodi; über
den Bögen violette Blendarkatur, ein breites, braun gerahmtes
Gebälk, dessen violette Kehlung mit roten Rosetten besetzt ist;
in den Zwickeln graublaue Blendarkaden mit horizontalem wei-
ßen Gesims. Die mit gezeichneten Engeln besetzten Gewölbe-
kappen teilen sich in eine obere hellblaue und eine untere dun-
kelblaue Zone; Rippen und Dienste gelb. Die rückwärtigen
Arkaden des Bildraumes wechseln asymmetrisch von a nach c
von Hellblau über Rot und Grün nach Rot; hinter den beiden
mittleren Bogenöffnungen violetter Rankengrund. Der zentrale
gelbe Spitzbogen ruht auf weißen Konsolen und endet über
rotem Nodus in einer gelben Kreuzblume; über dem Bogen
rosabraune Blendarkatur und ein abschließendes weißes Gebälk
mit aufgelegten hellblauen Rosetten. Die Gewölbekappen sind
wiederum hell- und dunkelblau geteilt, die Rippen gelb und der
Schlußstein braun. In den unteren Partien Reste der szenischen
Möblierung und Assistenzfiguren: in 2a die Büste Gottvaters in
hellblauem Wolkenkranz; Albe violett, braunes Inkarnat; darun-
ter die weiße Flügelspitze Gabriels; in 2b sieht man links das her-
abschwebende nackte Christuskind (Inkarnat hellbraun) und
den Baldachin, der einst den Betstuhl der Jungfrau bekrönte:
Front- und Rückseite weiß; Schrägen gelb; grüne Kassetten-
decke; in 2c der obere Teil des weißen Stifterspruchs.
HD 3426-3428, Details HD 3447-3454
CVMA W 8218-8220
3/4a-c GEBURT CHRISTI IN ARCHITEKTONISCHER
RAHMUNG Fig. 289, Abb. 304, 311
H./B.: 3a: 78/30, b: 78/30, c: 78/29,3; 4a: 78/29,3, b: 78,5/29,3,
c: 78/30 cm.
Erhaltung: Die auf sechs Felder ausgedehnte Komposition hat
bis auf vereinzelte größere Reparaturen (meist 19. Jh.) im Kopf-
tuch und im Zuber der Magd, im Gewand der liegenden Gottes-
mutter, im Kopf Josephs sowie gleichmäßig gestreuten Ergän-
zungen in Architektur und Hintergrund (zum größeren Teil mit
alten Flickstücken) seine originale Glassubstanz zu überwiegen-
den Teilen bewahrt. Durch Verbräunung und rückseitige Flä-
chenkorrosion sind vor allem die violetten, grünen, hell- und
dunkelblauen Farbgläser in ihrer Transparenz massiv gemindert,
was besonders im gesteigerten Kontrast zu unverwitterten Pas-
sagen der weißen und gelben Architektur die Lesbarkeit der Sze-
nen beeinträchtigt. Die Bemalung ist als Folge mechanischer Rei-
nigungsversuche (massive Kratzspuren) flächendeckend stark
geschädigt, in den Rankengründen und der Architektur stellen-
24 Vgl. Schiller, 1,3i9§i, S. 55.
4°3
CHORFENSTER süd II Fig. 282, 289!., Abb. 302-314
Lichtes Gesamtmaß: H. ca. 7,50 m, B. ca. 1,15 m.
Dreibahniges Fenster von acht Zeilen, Kopfscheiben und Maßwerkcouronnement mit drei Fischblasen. Das Fenster
umfaßt somit insgesamt 24 Rechteckfelder, drei Kopfscheiben und drei Maßwerkteile (davon drei Rechteckfelder der
ersten Zeile, Kopf- und Maßwerkscheiben von Mittermaier, 1877/78).
Gesamtaufnahmen: CVMA J 12696E, Großdia 01/64!. J
2a-c VERKÜNDIGUNG AN MARIA (BEKRÖNUNG MIT
ASSISTENZFIGUREN) Fig. 289, Abb. 302h
H./B.: 2a: 78/29,5, b: 78/29,7, c: 77,8/29,5 cm.
Inschriften: Der Rest eines Bittspruchs: / ora ■ p(ro) ■ m(e) / auf
der oberen Schlaufe des Spruchbandes in 2c verweist auf eine
verlorene Stifterfigur in der ersten Zeile, unmittelbar neben der
Szene der Verkündigung.
Erhaltung: Die erste Zeile mit der zentralen Darstellung des
Erzengels Gabriel, der Jungfrau Maria (ta/b) und des Fenster-
stifters (ic) ist verloren und, wie gegenüber im Passionsfenster,
durch eine moderne, völlig unpassende Architekturkomposition
Mittermaiers ersetzt.
Die bekrönende Architekturzeile hat dagegen bis auf ein gutes
Dutzend gleichmäßig verteilter Ergänzungen des 19. und 20. Jh.
seine originale Glassubstanz weitestgehend bewahrt. Verwitte-
rungsbedingte Transparenzeinbußen durch Verbräunung und
außenseitige Flächenkorrosion betreffen in erster Linie die
nahezu opak gewordenen hell- und dunkelblauen Gläser in den
Gewölbekappen, während die weißen und gelben Partien der
Architektur durch Abrieb der Bemalung beeinträchtigt sind.
Bleinetz in allen drei Feldern original (mehrere Bleiplomben).
Ikonographie: Über die verlorene Eingangsszene der Verkündi-
gung sind anhand der Bildanschlüsse in der zweiten Zeile nach-
stehende Aussagen möglich: Im Zentrum der Szene saß Maria in
einem schräggestellten Betstuhl mit Baldachin. Die linke Bahn
war ganz vom Erzengel Gabriel gefüllt, dessen Flügelspitze in
Zeile 2 hinaufreicht. Der Moment der »Beschattung« durch die
Kraft der Dreifaltigkeit findet Ausdruck in der Büste Gottvaters
in einer Wolke, der den Heiligen Geist in Gestalt des Christkinds
(hier ohne das geschulterte Kreuz als Hinweis auf das Erlösungs-
werk Christi) auf die Jungfrau herabsendet. Dieses Motiv, das
zusammen mit dem ehemals gewiß vorhandenen Symbol der
Geisttaube über dem Kopf Marias als direkter Hinweis auf das
Wirken der Trinität bei der Inkarnation gedeutet wird, geht auf
die von Bonaventura begründete franziskanische Theologie
zurück24. Erste Beispiele in der Kunst sind in Italien bereits ab
1300, nördlich der Alpen seit Mitte des 14. Jh. verbreitet. Auf der
rechten Seite wurde die Szene durch das Bild eines knienden Stif-
ters flankiert, dessen Bittspruch der Jungfrau und Gottesmutter
Maria gegolten haben muß.
Komposition, Ornament: Die Architekturbekrönung zeigt drei
Seiten eines vorkragenden, gewölbten Baldachins, der sich vorn
in überhöhten Spitzbögen öffnet und von einer Blendarkatur mit
horizontalem Architrav hinterfangen wird. Die hintere Bild-
ebene wird in den oberen seitlichen Zwickeln durch eine zweite
Blendarkatur angedeutet, während das gewölbte Innere einen
Zentralraum mit geöffneten Rundbögen definiert. Hinter den
Bögen ist der Raum durch verschiedene Rankengründe geschlos-
sen (X, 20). Hervorzuheben sind die Engelschöre, die das Ge-
wölbe bevölkern (Abb. 303).
Farbigkeit: Links und rechts erheben sich - in der Farbigkeit
gespiegelt - auf weiß gewirtelten Säulen mit grünem Schaft und
violetten Kapitellen weiß-blaßgelbe gestelzte, krabbenbesetzte
Spitzbögen mit weißen Kreuzblumen über grünen Nodi; über
den Bögen violette Blendarkatur, ein breites, braun gerahmtes
Gebälk, dessen violette Kehlung mit roten Rosetten besetzt ist;
in den Zwickeln graublaue Blendarkaden mit horizontalem wei-
ßen Gesims. Die mit gezeichneten Engeln besetzten Gewölbe-
kappen teilen sich in eine obere hellblaue und eine untere dun-
kelblaue Zone; Rippen und Dienste gelb. Die rückwärtigen
Arkaden des Bildraumes wechseln asymmetrisch von a nach c
von Hellblau über Rot und Grün nach Rot; hinter den beiden
mittleren Bogenöffnungen violetter Rankengrund. Der zentrale
gelbe Spitzbogen ruht auf weißen Konsolen und endet über
rotem Nodus in einer gelben Kreuzblume; über dem Bogen
rosabraune Blendarkatur und ein abschließendes weißes Gebälk
mit aufgelegten hellblauen Rosetten. Die Gewölbekappen sind
wiederum hell- und dunkelblau geteilt, die Rippen gelb und der
Schlußstein braun. In den unteren Partien Reste der szenischen
Möblierung und Assistenzfiguren: in 2a die Büste Gottvaters in
hellblauem Wolkenkranz; Albe violett, braunes Inkarnat; darun-
ter die weiße Flügelspitze Gabriels; in 2b sieht man links das her-
abschwebende nackte Christuskind (Inkarnat hellbraun) und
den Baldachin, der einst den Betstuhl der Jungfrau bekrönte:
Front- und Rückseite weiß; Schrägen gelb; grüne Kassetten-
decke; in 2c der obere Teil des weißen Stifterspruchs.
HD 3426-3428, Details HD 3447-3454
CVMA W 8218-8220
3/4a-c GEBURT CHRISTI IN ARCHITEKTONISCHER
RAHMUNG Fig. 289, Abb. 304, 311
H./B.: 3a: 78/30, b: 78/30, c: 78/29,3; 4a: 78/29,3, b: 78,5/29,3,
c: 78/30 cm.
Erhaltung: Die auf sechs Felder ausgedehnte Komposition hat
bis auf vereinzelte größere Reparaturen (meist 19. Jh.) im Kopf-
tuch und im Zuber der Magd, im Gewand der liegenden Gottes-
mutter, im Kopf Josephs sowie gleichmäßig gestreuten Ergän-
zungen in Architektur und Hintergrund (zum größeren Teil mit
alten Flickstücken) seine originale Glassubstanz zu überwiegen-
den Teilen bewahrt. Durch Verbräunung und rückseitige Flä-
chenkorrosion sind vor allem die violetten, grünen, hell- und
dunkelblauen Farbgläser in ihrer Transparenz massiv gemindert,
was besonders im gesteigerten Kontrast zu unverwitterten Pas-
sagen der weißen und gelben Architektur die Lesbarkeit der Sze-
nen beeinträchtigt. Die Bemalung ist als Folge mechanischer Rei-
nigungsversuche (massive Kratzspuren) flächendeckend stark
geschädigt, in den Rankengründen und der Architektur stellen-
24 Vgl. Schiller, 1,3i9§i, S. 55.