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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0523

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Ji8

WENDELSTEIN • WEHRKIRCHE

Chorbaus wird man die Maßwerkscheiben ebenfalls in die i.
Hälfte des 14. Jh. datieren müssen. Die stilisierte Form des
Eichenlaubs widerspricht dem nicht, ist aber zu unspezifisch, um
eine engere Eingrenzung zu gestatten.
CVMA KB 288/32
iB VIERPASS MIT EICHBLATT Abb. 408
H. 48 cm, B. 49 cm.
Erhaltung: Konturzeichnung der Blattadern noch gut lesbar.
Farbgläser rückseitig flächig korrodiert.
Komposition, Farbigkeit, Ornament: Weiße Eichblätter, ehemals
rot eingefaßt; mittig rote Rosette (opak).

Stil, Datierung: 1. Hälfte 14. Jh.
CVMA KB 288/28
1 Vgl. Wilhelm Staudacher, Die Kirche zu Steinach a.d. Ens, in: Die
Linde 47, 1965, S. 50-54; Ramisch, Kurzinventar Rothenburg Land,
1967, S. iO4f.; Schmidt (s. Bibi.), 2001, besonders S. 36-42.
2 Schmidt (s. Bibi.), 2001, S. 50.
3 Neben den spärlichen Glasmalerei-Resten im Maßwerk des Ostfen-
sters hat sich von der ursprünglichen Chorausstattung an der Nordwand
noch das Fragment eines Wandgemäldes mit dem Bild des Hl. Georg zu
Pferde als Drachentöter aus der Mitte 14. Jh. erhalten (Schmidt [s. Bibi.],
2001, Abb. S. 43).

WENDELSTEIN • WEHRKIRCHE ST. GEORG

Bibliographie: Karl Gröber/FcIix Mader, in: Kdm. Bayern, MF VII, 1939, S. 400 (erwähnt neben nachmittelalter-
lichen Wappenscheiben eine »Scheibe mit Kruzifixus und Stifterfamilie um 1530«); Dehio Franken, 1979, S. 877, bzw.
2i999, S. 1105 (erwähnt nur Wappenscheiben des 16. Jh.).
Gegenwärtiger Bestand: In der unteren Zeile von Chorfenster süd II ein Rechteckwappen des späten 15. Jahrhun-
derts (Fig. 364, Abb. 409); drei abgewanderte Rechteckwappen befinden sich im Germanischen Nationalmuseum in
Nürnberg (Fig. 365^, Abb. 438f.). Außerdem verteilen sich eine Kreuzigungsscheibe1 und sechs Rundwappen des spä-
teren 16. und 19. Jahrhunderts auf die Fenster nord II, süd II, süd III und nord IV2. Nicht schutzverglast.
Geschichte des Baues und seiner Verglasung: Wendelstein war ursprünglich königliches Freigut und seit 1273
von den deutschen Königen verpfändet. Lehensinhaber waren u.a. die Nürnberger Burggrafen, Nürnberger Patrizier-
familien und Angehörige der Familie von Wendelstein. Ab 1467/69 gehörten drei Viertel am Gericht Wendelstein dem
von Konrad Groß gestifteten Heilig-Geist-Spital in Nürnberg, dessen Pfleger von 1460 bis 1491, der Losunger Niko-
laus Groß (fi49i), auch als Stifter des Chorgestühls der Pfarrkirche und einer der erhaltenen Wappenscheiben in
Erscheinung trat (vgl. Chor süd II, ib). Das vierte Viertel am Gericht Wendelstein gehörte den Markgrafen von Bran-
denburg und befand sich bis 1718 in Lehensbesitz der Nürnberger Familie Voit, die gleichfalls als Fensterstifter in der
Pfarrkirche vertreten war (s. Anhang S. 5 ijjf.)3. Vom ältesten Kirchenbau aus der Mitte des 14. Jahrhunderts (Ablaß
1357) sind nur das Turmuntergeschoß und der Westteil des Langhauses erhalten. Der eingezogene, netzgewölbte Chor
von zwei Jochen, 3/8-Schluß und vier dreibahnigen Fensteröffnungen von jeweils fünf Zeilen Höhe wurde zusammen
mit dem Ostteil des Langhauses (nach den Verwüstungen von Dorf und Kirche im ersten Markgrafenkrieg 1449) erst
in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts (ab 1460) neu errichtet; 1547 wurde der Turm erhöht und die Sakristei
angebaut4. Von allfälligen Reparaturmaßnahmen an den Fenstern ist nichts bekannt. Vermutlich wurden die wenigen
Glasgemälde im Zuge der Kirchenrenovierung 1892 ergänzt bzw. an das Germanische Nationalmuseum abgegeben.
Vorbemerkung zum Katalog: Die vier Rechteckwappen wurden im Juni 2001 in situ bzw. im Depot des Germani-
schen Nationalmuseums untersucht.

1 Die Kreuzigungsscheibe mit Stifterfamilie (Chor n II, ib), die bislang
um 1530 datiert wurde, kann nach Ausweis der Wappenallianz Ayrer/
Fernberger-Hopfer frühestens 1561 entstanden sein und fällt damit aus
dem Bearbeitungszeitraum des CVMA heraus: Sie läßt sich nur auf die

Verbindung von Dr. Melchior Ayrer (1520-1579) - Leibarzt der Herzo-
gin von Bayern und ab 1549 Spitalmeister in Nürnberg - beziehen, der in
erster Ehe (1548-1558) mit Cäcilia Fernberger und in zweiter Ehe (ab
1561) mit Maria Hopfer verheiratet war. Mit unter die Stifterfiguren auf-
 
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