GROSSGRÜNDLACH • PFARRKIRCHE
179
Farbigkeit: Die Gesamtwirkung wird bestimmt von den Kontra-
sten Gelb/Rot im Fell und den Extremitäten des Satans sowie
Rot/Violett in Mantel und Tunika Christi (Inkarnat blaßbraun;
Nimbus gelb). Als Folie dient das ausgedehnte Grün der Land-
schaft mit dem braunen Steinboden im Vordergrund sowie der
braunen Stadtkulissejerusalems und das Blau von See und Wol-
kenhimmel im Hintergrund. Rechts vorn blau geflügelter Wap-
penengel in weißer Albe mit gelbem Schild. Restzwickel einer
weißen Rahmenarchitektur.
Technik: In Kopf und Flügeln des Satans wurde ein ausgesuchtes
Glas mit verlaufendem Rotüberfang verwendet. Rückseitig aus-
giebige Rotlotlasuren im Bodenbereich und der Stadtansicht.
Stil, Datierung: Entwurf Hans Baldung Grien; in der Ausfüh-
rung der Hirsvogel-Werkstatt offenbaren sich zeichentechnisch
enge Bezüge zur Szene der Ehebrecherin; dort zudem der gleiche
Wappenengel. Nürnberg, um 1506/7.
CVMA A 12242, Großdia A 99/54, Details MF
GROSSHABERSDORF • PFARRKIRCHE ST. WALBURG
Bibliographie: Dehio, Handbuch, 1920, S. 175 (Erwähnung mit zu später Datierung um 1460); Kautzsch, 1931,
S. 15 ff. (Schulwerk des Nürnberger Stilkreises um 1380-1400); Wentzel, Meisterwerke, 1951, S. 48, 95, bzw. H954,
S. 49, 97, Abb. 158-160 (datiert die Scheiben ins letzte Viertel des 14. Jh. und postuliert eine Herkunft aus Nürnberger
Werkstätten, ähnlich wie für Creglingen und Markt Erlbach); August Gebessler, Kurzinventar Fürth, 1963, S. 104
(Erwähnung mit Datierung von Verkündigung, Kreuzigung und Weltenrichter laut Wentzel ins späte 14. Jh.; die Hl.
Barbara sei 1. H. 15. Jh.); N.N. (Dietrich Sommerschuh), Kunstwerke der Glasmalerei in Großhabersdorf, in: Für-
ther Nachrichten Nr. 242, 17./18. 10. 1964, S. 14 (ganzseitiger Bericht nach Abschluß der Restaurierung; Datierung
und künstlerische Zuordnung nach Wentzel »zwischen 1370-1390«); ders., Vier Kunstwerke der Glasmalerei in der
Großhabersdorfer Kirche, in: Heimat-Brief Großhabersdorf Nr. 2, 1968 (wie 1964); Schindler, 2i976, S. 304 (nennt
die Scheiben als Vertreter »parlerischer« Glasmalerei); Dehio Franken, 1979, S. 327 (»in den Chorfenstern gute nürn-
bergische Glasgemälde des späten 14. Jh.); Fitz-Ulrich, 1984, S. 138 (verzeichnet Verkündigung, Kreuzigung und
Weltenrichter als Ende 14. Jh., die Hl. Barbara und irrtümlich zwei der Hl. Drei Könige als 1. Hälfte 15. Jh.); Kroner,
1986, S. 156 (behandelt die Glasgemälde als Meisterwerke nürnbergischer Glasmalerei, vergleichbar den Bildfenstern
in St. Sebald und St. Martha, in Creglingen und Markt Erlbach); Becksmann, CVMA Deutschland 1,2, 1986, S. XLIX,
19 (Erwähnung als Zeugnis Nürnberger Glasmalerei um 1400, zusammen mit Creglingen, Hersbruck, Markt Erlbach
und Pollenfeld; unterstreicht besonders die nahe Verwandtschaft zu Creglingen und St. Martha); Richter, CVMA
Deutschland XVI, 1993, S. XLVI, LI, 59, 81-83, 92> 94^-> 98, 101, 105, Textabb. 38 (rückt die Scheiben ohne Unter-
schied zusammen mit Glasmalereien in Creglingen, Markt Erlbach, dem Dom zu Erfurt und der Marienkirche in
Mühlhausen/Thüringen in ein engeres Verhältnis zur Nürnberger Glasmalerei, wo sie das Werkstattzentrum vermu-
tet); Scholz, CVMA Deutschland 1,3, 1994, S. XLIVf. (Erwähnung der Scheiben als Zeugnisse Nürnberger Massen-
produktion am Ausgang des 14. Jh.); Dehio Franken, 2i999, S. 405 (wie 1979).
Gegenwärtiger Bestand: In den Fenstern der beiden Chorschrägen sind vier mittelalterliche Rechteckfelder als
Überreste einer ehemals umfänglicheren Farbverglasung inmitten anspruchsloser Teppichmuster der Zeit um 1900
erhalten (Fig. 79-84, Abb. 90-95).
Geschichte des Baues und seiner Verglasung: Die Pfarrkirche in Großhabersdorf war - wenngleich kirchenpoli-
tisch dem Bistum Würzburg unterstellt - eine Eigenkirche der Eichstätter Bischöfe, deren Gründung auf die Jahrtau-
sendwende, wenn nicht gar bis auf die Zeit der Kolonisierung und kirchlichen Organisation der Gegend um das Jahr
900 zurückgeführt werden kann1. Die der Hl. Walburga geweihte Kirche ist erstmals 1169/70 in einer Urkunde des
Bischofs Konrad von Eichstätt erwähnt2. Im Spätmittelalter lagen die Patronatsrechte, in der Nachfolge derer von
Oettingen, bei den Herren von Leonrod3. Der bestehende Bau gehört in seinen ältesten Teilen, den drei unteren
Turmgeschossen und dem Chor, dem 14. Jahrhundert an, während das Langhaus vermutlich erst nach Mitte des 15.
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Farbigkeit: Die Gesamtwirkung wird bestimmt von den Kontra-
sten Gelb/Rot im Fell und den Extremitäten des Satans sowie
Rot/Violett in Mantel und Tunika Christi (Inkarnat blaßbraun;
Nimbus gelb). Als Folie dient das ausgedehnte Grün der Land-
schaft mit dem braunen Steinboden im Vordergrund sowie der
braunen Stadtkulissejerusalems und das Blau von See und Wol-
kenhimmel im Hintergrund. Rechts vorn blau geflügelter Wap-
penengel in weißer Albe mit gelbem Schild. Restzwickel einer
weißen Rahmenarchitektur.
Technik: In Kopf und Flügeln des Satans wurde ein ausgesuchtes
Glas mit verlaufendem Rotüberfang verwendet. Rückseitig aus-
giebige Rotlotlasuren im Bodenbereich und der Stadtansicht.
Stil, Datierung: Entwurf Hans Baldung Grien; in der Ausfüh-
rung der Hirsvogel-Werkstatt offenbaren sich zeichentechnisch
enge Bezüge zur Szene der Ehebrecherin; dort zudem der gleiche
Wappenengel. Nürnberg, um 1506/7.
CVMA A 12242, Großdia A 99/54, Details MF
GROSSHABERSDORF • PFARRKIRCHE ST. WALBURG
Bibliographie: Dehio, Handbuch, 1920, S. 175 (Erwähnung mit zu später Datierung um 1460); Kautzsch, 1931,
S. 15 ff. (Schulwerk des Nürnberger Stilkreises um 1380-1400); Wentzel, Meisterwerke, 1951, S. 48, 95, bzw. H954,
S. 49, 97, Abb. 158-160 (datiert die Scheiben ins letzte Viertel des 14. Jh. und postuliert eine Herkunft aus Nürnberger
Werkstätten, ähnlich wie für Creglingen und Markt Erlbach); August Gebessler, Kurzinventar Fürth, 1963, S. 104
(Erwähnung mit Datierung von Verkündigung, Kreuzigung und Weltenrichter laut Wentzel ins späte 14. Jh.; die Hl.
Barbara sei 1. H. 15. Jh.); N.N. (Dietrich Sommerschuh), Kunstwerke der Glasmalerei in Großhabersdorf, in: Für-
ther Nachrichten Nr. 242, 17./18. 10. 1964, S. 14 (ganzseitiger Bericht nach Abschluß der Restaurierung; Datierung
und künstlerische Zuordnung nach Wentzel »zwischen 1370-1390«); ders., Vier Kunstwerke der Glasmalerei in der
Großhabersdorfer Kirche, in: Heimat-Brief Großhabersdorf Nr. 2, 1968 (wie 1964); Schindler, 2i976, S. 304 (nennt
die Scheiben als Vertreter »parlerischer« Glasmalerei); Dehio Franken, 1979, S. 327 (»in den Chorfenstern gute nürn-
bergische Glasgemälde des späten 14. Jh.); Fitz-Ulrich, 1984, S. 138 (verzeichnet Verkündigung, Kreuzigung und
Weltenrichter als Ende 14. Jh., die Hl. Barbara und irrtümlich zwei der Hl. Drei Könige als 1. Hälfte 15. Jh.); Kroner,
1986, S. 156 (behandelt die Glasgemälde als Meisterwerke nürnbergischer Glasmalerei, vergleichbar den Bildfenstern
in St. Sebald und St. Martha, in Creglingen und Markt Erlbach); Becksmann, CVMA Deutschland 1,2, 1986, S. XLIX,
19 (Erwähnung als Zeugnis Nürnberger Glasmalerei um 1400, zusammen mit Creglingen, Hersbruck, Markt Erlbach
und Pollenfeld; unterstreicht besonders die nahe Verwandtschaft zu Creglingen und St. Martha); Richter, CVMA
Deutschland XVI, 1993, S. XLVI, LI, 59, 81-83, 92> 94^-> 98, 101, 105, Textabb. 38 (rückt die Scheiben ohne Unter-
schied zusammen mit Glasmalereien in Creglingen, Markt Erlbach, dem Dom zu Erfurt und der Marienkirche in
Mühlhausen/Thüringen in ein engeres Verhältnis zur Nürnberger Glasmalerei, wo sie das Werkstattzentrum vermu-
tet); Scholz, CVMA Deutschland 1,3, 1994, S. XLIVf. (Erwähnung der Scheiben als Zeugnisse Nürnberger Massen-
produktion am Ausgang des 14. Jh.); Dehio Franken, 2i999, S. 405 (wie 1979).
Gegenwärtiger Bestand: In den Fenstern der beiden Chorschrägen sind vier mittelalterliche Rechteckfelder als
Überreste einer ehemals umfänglicheren Farbverglasung inmitten anspruchsloser Teppichmuster der Zeit um 1900
erhalten (Fig. 79-84, Abb. 90-95).
Geschichte des Baues und seiner Verglasung: Die Pfarrkirche in Großhabersdorf war - wenngleich kirchenpoli-
tisch dem Bistum Würzburg unterstellt - eine Eigenkirche der Eichstätter Bischöfe, deren Gründung auf die Jahrtau-
sendwende, wenn nicht gar bis auf die Zeit der Kolonisierung und kirchlichen Organisation der Gegend um das Jahr
900 zurückgeführt werden kann1. Die der Hl. Walburga geweihte Kirche ist erstmals 1169/70 in einer Urkunde des
Bischofs Konrad von Eichstätt erwähnt2. Im Spätmittelalter lagen die Patronatsrechte, in der Nachfolge derer von
Oettingen, bei den Herren von Leonrod3. Der bestehende Bau gehört in seinen ältesten Teilen, den drei unteren
Turmgeschossen und dem Chor, dem 14. Jahrhundert an, während das Langhaus vermutlich erst nach Mitte des 15.