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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0164

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FISCHBACH ■ PFARRKIRCHE

159

i rechts RECHTECKWAPPEN EBNER Fig. 60 f, Abb. 76
H. 30,5 cm, B. 18,7 cm.
Inschriften: Wie im nebenstehenden Pendant trägt das einge-
rollte Schriftband unten die Jahrzahl: 1548.
Erhaltung: Komplett alte Substanz. Sprungbleie weniger störend
als im Gegenüber. Bleinetz 19. Jh.
Ikonographie, Komposition: Bis auf die Oberbilder gespiegelte
Wiederholung von Feld 1 links. In den beiden Nebenszenen der
Oberbilder wird geschildert, wie ein an den Händen gefesselter
und um die Schulter entblößter, unwürdiger Magister von Kna-
ben mit Ruten aus einem Feldlager mit Zelten zum vergitterten
Gefängnis in eine Stadt getrieben wird. Dargestellt ist die sehr
abgelegene Geschichte vom verräterischen Schulmeister von
Falerii, der während der Belagerung der etruskischen Stadt durch
den römischen Feldherrn Marcus Furius Camillus seine Schul-
kinder auf Spaziergänge immer weiter von der Stadt wegführte
und zuletzt den Römern auslieferte. Der edle Camillus gab die
Kinder zurück und lieferte den unwürdigen Schulmeister aus,
indem er den Buben Ruten geben ließ, mit denen sie den nackt
ausgezogenen Schulmeister den ganzen langen Rückweg über
peitschen sollten18.
Farbigkeit, Ornament, Technik, Stil, Datierung: Entsprechen
dem Gegenstück.
CVMA A 12292, Großdia A 99/94

16 Inv. Nr. 168/169; vgl. Kat. Ausst. L’Art du Peintre-verrier. Vitraux
fran$ais et suisses XIVe-XVIIe siede, Bourges 1998, S. 77h Die Wappen
Oertel und Groß befanden sich 1917 im Kunsthandel (Kat. Aukt. Hel-
bing 1917, Nr. 77) und gelangten als Schenkung der Zürcher Künsthänd-
lerin Sybill Kummer-Rothenhäusler an das Musee suisse du Vitrail in
Romont (für den Hinweis auf die Wappen Oertel und Groß sowie Infor-
mationen zu Herkunft und Zuschreibung habe ich Dr. Rolf Hasler,
Romont, herzlich zu danken). - Zum Werk des Glasmalers Hieronymus
Lang vgl. zuletzt Hasler, 1997, II, S. 110-119 (mit weiterer Literatur).
17 Im Archiv für Schweizerische Kunstgeschichte Basel ist schließlich
das Foto einer dritten, formal eng verwandten Wappenscheibe desselben
Jahres 1548 und derselben Maße aufgetaucht (freundlicher Hinweis von
Rolf Hasler, Romont). Es trägt auf der Rückseite den Vermerk »Wappen-
scheibe Sebaldt-Morsberg«, entspricht jedoch dem Wappen der Nürn-
berger Familie Gruber (vgl. Schöler, 1975, Taf. 23).
18 Livius, Ab urbe condita V 27,1-9; Plutarch, Camillus, 10, 1 ff.; Valerius
Maximus, Facta et dicta memorabilia V 3, 2 (Pauly, VII,i, 1910, Sp.
324-348, hier besonders Sp. 329; vgl. Erich Burck, Die Gestalt des
Camillus, in: Wege zu Livius, Darmstadt 2i977, S. 310-328). Vgl.
Boesch, 195 5, S. 147f., mit Hinweis auf eine Scheibe des Luzerner Glas-
malers Hans Heinrich Wegmann von Zürich von 1615 im Victoria &
Albert Museum, London (Hans Lehmann, Geschichte der Luzerner
Glasmalerei, Luzern 1941, Abb. 183).

FISCHBACH • PFARRKIRCHE ST. MARIA

Bibliographie: August Gebessler, Kurzinventar Nürnberg-Land, 1961, S. 37E (Aufzählung mit Identifizierung der
Wappen und Datierung); Dehio Franken, 1979, S. 280 bzw. "1999, S. 348 (pauschale Erwähnung von »Wappenschei-
ben des 15./18. Jh.«); Fitz-Ulrich, 1984, S. 138 (gibt eine irreführende Lesart der Inschrift).
Gegenwärtiger Bestand: Neben verschiedenen Wappenscheiben des späteren 16. bis frühen 18. Jahrhunderts1
haben sich im Ostfenster ein Inschriftrest von 1480 und zwei zeitgleiche Wappenschilde erhalten (Abb. 76f.).

Geschichte des Baues und seiner Verglasung: Der um die Mitte des 14. Jahrhunderts errichtete bescheidene Saal-
bau mit ursprünglich quadratischem, später querrechteckig erweitertem Chorschluß erfuhr in der Folge wiederholt
geringfügige Veränderungen und Erneuerungen. Eine erste Weihe ist für 1389 überliefert, doch in Anbetracht der
erhaltenen Ausstattung, besonders des dreiteiligen Altaraufsatzes nach Mitte des 15. Jahrhunderts und des zierlichen
Sakramentshäuschens um 1490, ist im ausgehenden 15. Jahrhundert mit umfangreicheren Maßnahmen zu rechnen, in
deren Rahmen auch die nurmehr in einem kleinen Fragment überlieferten, 1480 bezeichneten Glasmalereien entstan-

1 1. Chor I: Rundscheibe mit Allianzwappen Scheurl/Tetzel-Haller von
Hallerstein, Ende 16. Jh. (massiv doubliert), Dm. 32,5 cm; - Kabinett-
scheibe des späten 16. Jh. mit Wappen Scheuri. - 2. Lhs. süd III: ib:
Rundwappen unbekannt, bez. EUPHROS. MAX. S. 1677; 2a: Rundwap-
pen Holzschuherallianz, bez. MARIA MAGD. PHIL. 1716', 2b: Rund-
wappen Grundherr-Imhoff , bez. URS. BARB. ANNA. BARB... 1683^
Dm. jeweils ca. 8 cm. - 3. Lhs. süd V: kleines Rechteckwappen Scheuri,

19. Jh. - Ein großes Imhoffsches Rundwappen des 16. Jh. im Fenster der
Westempore, das in den Imhoffschen Monumenten überliefert wird, ist
offenbar verloren (Nürnberg, GNM, ImhoffA Teil II, Nr. 9).
2 Vgl. Eduard von Schuh, Fischbach bei Nürnberg. Sein Ursprung und
seine Geschichte, in: Altnürnberger Landschaft, Sonderheft 1954,
S. 1-30, besonders S. 3-11-
 
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