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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0410

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POLLENFELD • PFARRKIRCHE

4°5

Grüner und brauner Boden. 4a/c: Weiß gerahmte Giebelfronten
mit grüner Binnenfläche und großen weißen Maßwerkokuli.
Rotes Ziegeldach, darauf links ein kleiner brauner Turm mit wei-
ßen Gesimsen und rotem Turmhelm, links ein weißes Rund-
türmchen mit roter Spitze. Übergreifender Spitzbogen mit gelb
eingefaßtem grünen Profil, abwechselnd besetzt mit roten und
hellblauen Blütenrosetten. Abschließend ein Rechteckrahmen
mit breiten weißen Stirn- und schmaleren gelben Innenkanten;
die Zwickel zeigen rot-grüne Kreuzblattkaros und an den
Schnittstellen eingestreute kleine hellblaue Rosetten. Die Figu-
renzone wird durch roten, die Architekturzone durch blauen
Blattrankengrund hinterfangen; lediglich die Stabwerkpartie in
4b ist violett hinterlegt.
HD 3429-3434, Details HD 3455-3458
CVMA W 8221-8226
5/6a-c ANBETUNG DER KÖNIGE IN ARCHITEKTUR
Fig. 282, 290, Abb. 305, 308-310, 314
H./B.: 5a: 78/28, b: 78/29,5, c: 78/28,5; 6a: 78,7/28,7, b: 78,5/29,7,
c: 77,5/28,3 cm.
Erhaltung: Abgesehen von den bereits im 19. Jh. komplett
erneuerten und 1988/90 nochmals partiell ersetzten Randstreifen
zeigt die Komposition ein erstaunlich intaktes Bild. Rund zwei
Dutzend periphere Ergänzungen verteilen sich in der Figuren-
zeile auf den linken Rand der Sitzbank Marias, die Goldschatulle
des knienden Königs, einen größeren Mantelzipfel des dritten
Königs, drei Partien des Rankengrundes und zwei weitere mar-
ginale Flicken. In der Architekturzeile sind die Reparaturen im
linken Feld gehäuft, so im Bogen, im Karogrund und im
abschließenden Gebälk. Verwitterungsbedingte Tranzparenzver-
luste durch Verbräunung und Flächenkorrosion sind wiederum
am fortgeschrittensten in violetten, grünen, dunkel- und hell-
blauen Gläsern zu verzeichnen. Die Bemalung der Köpfe,
Gewänder und Hintergründe ist in allen Partien überdurch-
schnittlich gut erhalten. Die Verbleiung der figürlichen Zeile und
der rechten Architekturbekrönung ist erneuert (1947), die der
Felder 6a und 6b original. In den Randbereichen viele geklebte
Sprünge.
Ikonographie, Komposition, Ornament: Die Geschichte von den
Weisen aus dem Morgenland, die dem Stern nach Bethlehem
folgten, um dem neuen König der Juden, dem Messias, zu huldi-
gen, ist nur im Evangelium des Matthäus überliefert (Mt 2,
1-12)26. Das Fest der Epiphanie, das im Orient bis ins 3. Jh.
zurückverfolgt werden kann, feiert die Erscheinung Gottes in
seinem Sohn Jesus Christus und dessen Offenbarung vor den
Heiden. Die von rechts nach links gerichtete, über alle drei Fel-
der angelegte Darstellung der anbetenden Könige folgt der im
Spätmittelalter geläufigsten Form des Epiphaniasbildes. Maria
thront zur Linken und empfängt die von rechts herantretenden
Magier. Die Geschenke - Gold, Weihrauch und Myrrhe - wer-
den in kostbaren Gefäßen dargebracht. Der älteste König hat das
Knie zur Huldigung gebeugt und die Krone abgelegt, der zweite
26 Auf die Magierhuldigung bezogen sind auch die Verse Is 60, 1-6 und
Ps 72(71), iof., wo von den Königen und Heiden die Rede ist, die zum
Licht des Herrn kommen, Gaben bringen und den Verheißenen anbeten;
vgl. Hugo Kehrer, Die heiligen Drei Könige in Literatur und Kunst,
1908/9 (Neudruck Hildesheim 1976); Schiller, I, 3i98i, S. 105-124).


Fig. 290. ES Chor s II, j-8a-c.
 
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