EHEMALS NÜRNBERG • KARMELITERKLOSTER
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viergeschossigen Gebäudes an der Westseite der Kirche, an der Grenze zum Peßlerschen Haus6. Ebenfalls in die Amts-
zeit des Priors Erhard Schürstab (1504-1508) fällt die Renovierung des Kreuzgangs, der auf Anregung des Nürnberger
Patriziers Sebald Schreyer sukzessive von 1504 bis 1511 seine neue Farbverglasung erhielt7. Was die Stellung der Kar-
meliter im Vergleich zu den Niederlassungen der Franziskaner, Dominikaner oder Augustiner betrifft, so war die
Akzeptanz wohl vor allem bei den Nürnberger Patriziern eher gering. So schreibt Johann Müllner: »Des Klosters
Jahrtagbuch gibt zu erkennen, das dieses Kloster von vornehmen Leuten keinen besonderen Zugang gehabt, sondern
daß sich mehrerteils schlichte, gemeine Bürger und Handwerksleut, die vielleicht in der Nachbarschaft ... gewohnt,
sich zu ihnen gehalten«8.
Nach Einführung der Reformation in Nürnberg wurde das Kloster am 15. Mai 1525 aufgelöst und 1557 mit allen seinen
Rechten und Gerechtigkeiten s. ausgenommen die grase Kirchen [das Langhaus] samt dem Keller darunter für insge-
samt 5700 Gulden an den Nürnberger Kaufmann Gilch Ayrer verkauft9. Dieser ließ das Kloster in eine 'Wohnbehau-
sung, das Gewölbe des Chors zu einem schönen Saal und die Capelle und Creutzgang zu Handels Gewölben accomo-
dierenW Im Kauf inbegriffen war unter anderem auch alles Fensterwerck, ausgenommen dagegen alle eiter Tafelpilder,
Epitapien, Wappen, Schild, Sthul, sambt der Glocken im Kirchen thurm, die beim Verkäufer, d.h. beim Großen Almo-
senamt der Stadt, verbleiben sollten11. Chor, Kreuzgang und ehemalige Konventsgebäude gelangten 1696 durch Pacht
an die Thurn- und Taxis’sche Post, das Kirchenschiff wurde nach zunehmender Verwahrlosung mehrfach, 1614, 1636
und 1667, restauriert und unter dem neuen Namen Salvatorkirche wieder für Gottesdienste genutzt. Nachdem der
Gottesdienst bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts mangels Kirchenbesuch wieder eingestellt worden war, wurde
die Kirche samt den übrigen erhaltenen Klostergebäuden 1816 vom bayerischen Staat erworben und im folgenden Jahr
an deren Stelle ein neues Postgebäude errichtet12.
Geschichte der Verglasung: Traut man dem Selbstzeugnis des Nürnberger Humanisten Sebald Schreyer, dann war
es in erster Linie seiner Anregung zu verdanken, daß der im Jahr 1504 neugewählte Prior der Nürnberger Karmeliter,
Erhard Schürstab, mit Beteiligung zahlreicher Nürnberger Patrizier die Verglasung der Fenster im Kreuzgang des Klo-
sters in Angriff genommen hatte. Bereits 1504 stiftete Schreyer selbst für 18 rheinische Gulden die Szenen Mariae
Tempelgang und Mariae Geburt in das dritte Fenster des Kreuzgangs; erst 1508 ließ er dann für 16 Gulden das zweite
Fenster mit den Darstellungen der Verkündigung an Joachim und der Begegnung an der Goldenen Pforte ausführen
(Reg. Nr. 82). Die genannten Scheiben sind heute verloren, es sei denn, man betrachtet mit Frenzel die - freilich kaum
erst nachträglich auf zwei Scheiben ausgedehnte - Begegnung von Joachim und Anna, die heute zusammen mit weite-
ren translozierten Beständen unterschiedlichster Provenienz im Achsenfenster des Chorobergadens von St. Lorenz
abgestellt ist, als Rest dieser Schreyerschen Stiftung13. Das in diesem Zusammenhang von Schreyer erwähnte erste Fen-
ster, als man von dem chor zu der rechten hand in gemelten creuzgank herausgeet (vgl. Fig. 386), war eine gemeinsame
Stiftung des Priors Erhard Schürstab und des Nürnberger Ratsherrn Hieronymus Schürstab: Über die dargestellten
Themen dieses ersten Fensters ist bei Schreyer zwar nichts ausgesagt, doch ist hier, am Anfang des Zyklus, zwingend
1 Johannes Müllner, Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623,
I: Von den Anfängen bis 1350, hrsg. von Gerhard Hirschmann, Nürn-
berg 1972, S. 203; vgl. im folgenden stets auch den Überblick von
Ulrich, Karmelitenkloster, 1979,8. 13-27.
2 Frankfurt/M., Institut für Stadtgeschichte, Nr. 47a, 47b; vgl. Adalbert
Deckert, Die Oberdeutsche Provinz der Karmeliten nach den Akten
ihrer Kapitel von 1421 bis 152.9, Rom 1961, S. 22 (Anm. 61); Gondulf
Mesters, Der Orden der Karmeliten, Köln 1962, S. 14.
3 Nürnberger Urkundenbuch, 1959, Nr. 885f.
4 Müllner, 1623, S. 203, berichtet für das Jahr 1335 von 60 Pfund Heller
und 200 Pfund Eisen, die eine gewisse Gerhauß Valznerin zum Kloster-
bau beigetragen habe.
5 1. Joh. Alexander Böner, Inneres der Frauenbrüderkirche nach Westen,
Radierung 1702 (GNM, Graph. Sammlung, S.P. 9088); 2. Georg Chri-
stoph Wilder, Blick in die teilweise abgebrochene Frauenbrüderkirche,
Radierung 1816 (Nürnberg, Stadtgeschichtliche Museen). Eine Außen-
ansicht von Christoph Melchior Roth von 1766 ist dagegen zu unspezi-
fisch, um Anhaltspunkte für die Datierung des Baues zu gewinnen; vgl.
Ulrich, Karmelitenkloster, 1979, Abb. 1—3.
6 Chroniken IV, S. 161; Ulrich, Karmelitenkloster, 1979, S. 16.
7 Soweit die eigene Aussage Schreyers in seinem Stiftungsbuch (vgl. Reg.
Nr. 81).
8 Müllner, 1623, S. 204; fortgeschrieben bei Würfel, 1766, S. 255.
9 J.Ch. Siebenkees, Materialien zur Nürnbergischen Geschichte III,
Nürnberg 1794, S. 283.
10 Beschreibung der Reichsstadt mit geschichtlichen Notizen (Nürn-
berg, GNM, Hs. 16622, fol. 41 jf.).
11 Kaufbrief von 1558 (StAN, Klöster in Nürnberg, Urkunden, Frauen-
brüder Nr. 9); vgl. auch Reg. Nr. 86.
12 Robert Staudenraus, Die Anfänge der Post in Nürnberg (1609) und
die Geschichte Nürnberger Posthäuser (1615-1931), in: Archiv für Post-
geschichte in Bayern 1931, S. 355-374.
13 Mitgeteilt bei Knappe, Baldung, 1963, Anm. 278; vgl. Scholz, Werk-
stattpraxis, 1991, Abb. 307.
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viergeschossigen Gebäudes an der Westseite der Kirche, an der Grenze zum Peßlerschen Haus6. Ebenfalls in die Amts-
zeit des Priors Erhard Schürstab (1504-1508) fällt die Renovierung des Kreuzgangs, der auf Anregung des Nürnberger
Patriziers Sebald Schreyer sukzessive von 1504 bis 1511 seine neue Farbverglasung erhielt7. Was die Stellung der Kar-
meliter im Vergleich zu den Niederlassungen der Franziskaner, Dominikaner oder Augustiner betrifft, so war die
Akzeptanz wohl vor allem bei den Nürnberger Patriziern eher gering. So schreibt Johann Müllner: »Des Klosters
Jahrtagbuch gibt zu erkennen, das dieses Kloster von vornehmen Leuten keinen besonderen Zugang gehabt, sondern
daß sich mehrerteils schlichte, gemeine Bürger und Handwerksleut, die vielleicht in der Nachbarschaft ... gewohnt,
sich zu ihnen gehalten«8.
Nach Einführung der Reformation in Nürnberg wurde das Kloster am 15. Mai 1525 aufgelöst und 1557 mit allen seinen
Rechten und Gerechtigkeiten s. ausgenommen die grase Kirchen [das Langhaus] samt dem Keller darunter für insge-
samt 5700 Gulden an den Nürnberger Kaufmann Gilch Ayrer verkauft9. Dieser ließ das Kloster in eine 'Wohnbehau-
sung, das Gewölbe des Chors zu einem schönen Saal und die Capelle und Creutzgang zu Handels Gewölben accomo-
dierenW Im Kauf inbegriffen war unter anderem auch alles Fensterwerck, ausgenommen dagegen alle eiter Tafelpilder,
Epitapien, Wappen, Schild, Sthul, sambt der Glocken im Kirchen thurm, die beim Verkäufer, d.h. beim Großen Almo-
senamt der Stadt, verbleiben sollten11. Chor, Kreuzgang und ehemalige Konventsgebäude gelangten 1696 durch Pacht
an die Thurn- und Taxis’sche Post, das Kirchenschiff wurde nach zunehmender Verwahrlosung mehrfach, 1614, 1636
und 1667, restauriert und unter dem neuen Namen Salvatorkirche wieder für Gottesdienste genutzt. Nachdem der
Gottesdienst bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts mangels Kirchenbesuch wieder eingestellt worden war, wurde
die Kirche samt den übrigen erhaltenen Klostergebäuden 1816 vom bayerischen Staat erworben und im folgenden Jahr
an deren Stelle ein neues Postgebäude errichtet12.
Geschichte der Verglasung: Traut man dem Selbstzeugnis des Nürnberger Humanisten Sebald Schreyer, dann war
es in erster Linie seiner Anregung zu verdanken, daß der im Jahr 1504 neugewählte Prior der Nürnberger Karmeliter,
Erhard Schürstab, mit Beteiligung zahlreicher Nürnberger Patrizier die Verglasung der Fenster im Kreuzgang des Klo-
sters in Angriff genommen hatte. Bereits 1504 stiftete Schreyer selbst für 18 rheinische Gulden die Szenen Mariae
Tempelgang und Mariae Geburt in das dritte Fenster des Kreuzgangs; erst 1508 ließ er dann für 16 Gulden das zweite
Fenster mit den Darstellungen der Verkündigung an Joachim und der Begegnung an der Goldenen Pforte ausführen
(Reg. Nr. 82). Die genannten Scheiben sind heute verloren, es sei denn, man betrachtet mit Frenzel die - freilich kaum
erst nachträglich auf zwei Scheiben ausgedehnte - Begegnung von Joachim und Anna, die heute zusammen mit weite-
ren translozierten Beständen unterschiedlichster Provenienz im Achsenfenster des Chorobergadens von St. Lorenz
abgestellt ist, als Rest dieser Schreyerschen Stiftung13. Das in diesem Zusammenhang von Schreyer erwähnte erste Fen-
ster, als man von dem chor zu der rechten hand in gemelten creuzgank herausgeet (vgl. Fig. 386), war eine gemeinsame
Stiftung des Priors Erhard Schürstab und des Nürnberger Ratsherrn Hieronymus Schürstab: Über die dargestellten
Themen dieses ersten Fensters ist bei Schreyer zwar nichts ausgesagt, doch ist hier, am Anfang des Zyklus, zwingend
1 Johannes Müllner, Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623,
I: Von den Anfängen bis 1350, hrsg. von Gerhard Hirschmann, Nürn-
berg 1972, S. 203; vgl. im folgenden stets auch den Überblick von
Ulrich, Karmelitenkloster, 1979,8. 13-27.
2 Frankfurt/M., Institut für Stadtgeschichte, Nr. 47a, 47b; vgl. Adalbert
Deckert, Die Oberdeutsche Provinz der Karmeliten nach den Akten
ihrer Kapitel von 1421 bis 152.9, Rom 1961, S. 22 (Anm. 61); Gondulf
Mesters, Der Orden der Karmeliten, Köln 1962, S. 14.
3 Nürnberger Urkundenbuch, 1959, Nr. 885f.
4 Müllner, 1623, S. 203, berichtet für das Jahr 1335 von 60 Pfund Heller
und 200 Pfund Eisen, die eine gewisse Gerhauß Valznerin zum Kloster-
bau beigetragen habe.
5 1. Joh. Alexander Böner, Inneres der Frauenbrüderkirche nach Westen,
Radierung 1702 (GNM, Graph. Sammlung, S.P. 9088); 2. Georg Chri-
stoph Wilder, Blick in die teilweise abgebrochene Frauenbrüderkirche,
Radierung 1816 (Nürnberg, Stadtgeschichtliche Museen). Eine Außen-
ansicht von Christoph Melchior Roth von 1766 ist dagegen zu unspezi-
fisch, um Anhaltspunkte für die Datierung des Baues zu gewinnen; vgl.
Ulrich, Karmelitenkloster, 1979, Abb. 1—3.
6 Chroniken IV, S. 161; Ulrich, Karmelitenkloster, 1979, S. 16.
7 Soweit die eigene Aussage Schreyers in seinem Stiftungsbuch (vgl. Reg.
Nr. 81).
8 Müllner, 1623, S. 204; fortgeschrieben bei Würfel, 1766, S. 255.
9 J.Ch. Siebenkees, Materialien zur Nürnbergischen Geschichte III,
Nürnberg 1794, S. 283.
10 Beschreibung der Reichsstadt mit geschichtlichen Notizen (Nürn-
berg, GNM, Hs. 16622, fol. 41 jf.).
11 Kaufbrief von 1558 (StAN, Klöster in Nürnberg, Urkunden, Frauen-
brüder Nr. 9); vgl. auch Reg. Nr. 86.
12 Robert Staudenraus, Die Anfänge der Post in Nürnberg (1609) und
die Geschichte Nürnberger Posthäuser (1615-1931), in: Archiv für Post-
geschichte in Bayern 1931, S. 355-374.
13 Mitgeteilt bei Knappe, Baldung, 1963, Anm. 278; vgl. Scholz, Werk-
stattpraxis, 1991, Abb. 307.