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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Anhänge, Tafeln — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 2: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52870#0028
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ANHANG n: VERLORENE ODER VERSCHOLLENE SCHEIBEN

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2. Das 1488 erwähnte Karius-Fenster soll nach Schnurrer auf
einen Stifter namens Eucharius zurückzuführen sein, dessen
Familienname unbekannt bleibt.
3. Das 1492 erwähnte Häuptlein-Fenster auf der Westempore
zum Hl. Blut (Reg. Nr. 108) geht nach Schnurrer auf eine Stif-
tung des Seitz (Siegfried) Häuptlein zurück, der 1374 bis zu sei-
nem Tod 1415 Mitglied des Inneren Rats und einer der reichsten
Rothenburger Bürger war. Angesichts der Baugeschichte muß
man allerdings nicht mit einer Reparatur, sondern vielmehr mit
einer Gedächtnisstiftung rechnen, die erst nach der Neuerrich-
tung der Westempore zur Ausführung gelangte. Entsprechendes
ist z.B. auch für die Chorverglasung im Freiburger Münster
überliefert2 3.
4. Das Fenster eines gewissen Hans Trüb wurde 1499 ausgebes-
sert (Reg. 117)4.
5. Im gleichen Jahr wurden auch die gemalten Scheiben im Fen-
ster über dem Gestühl der Familie Gundlach neu verbleit (Reg.
Nr. 119).
Für keines der genannten Fenster lassen sich die Standorte
genauer bestimmen, geschweige denn Aussagen über Umfang
und Inhalt treffen. Dasselbe gilt auch für alle Fälle, in denen die
näheren Lokalisierungen - Chor, Hl.-Blut-Empore, Kiliansaltar
und Jobstaltar - mitgegteilt sind (Reg. Nr. 104, 108, 112L, 115).
Im Rahmen systematischer Blankverglasungen des 15. und i6.Jh.
wurden sämtliche partiellen Farbverglasungen im Langhaus und
auf der Westempore beseitigt.
EHEMALS ROTHENBURG, ST. WOLFGANG
Durch Beschluß der Kgl. Kommunalverwaltung Rothenburg
wurden 1876 Reste mittelalterlicher Glasmalereien aus der Wolf-
gangskirche in die Jakobskirche überführt, um sie vor mutwilli-
ger Beschädigung zu schützen (Reg. Nr. 146). Uber den tatsäch-
lichen Umfang und den Inhalt der ausgeschiedenen Fenster wird
nichts ausgesagt. Ebensowenig ist bekannt, ob es sich um Glas-
gemälde aus der Bauzeit von St. Wolfgang (1475-1493) oder um
spätere Fensterstiftungen handelte5.
2 Vgl. Borchardt, 1988, II, S. 760; Schnurrer, 2001, S. 14, gibt das
Todesjahr 1485 an.
3 Erste Fensterstiftungen erfolgten dort bereits durch eine gewisse
Margarete Vögtin, unmittelbar nach der Wiederaufnahme der ein Jahr-
hundert unterbrochenen Bauarbeiten (1476); die Fertigstellung des
Hochchors fällt allerdings erst ins Jahr 1513 (Geiges, 1931/33, S. 307).
4 Vgl. Ludwig Schnurrer, Das Memorbuch der Familie Trüb. Aus
Familienalltag und Geschäftsleben eines Rothenburger Patrizierge-
schlechts im Mittelalter, in: Die Linde 61, 1979, S. 49-63, und 62, 1980,
S. jf.
5 Vgl. Ress, 1959, S. 4i6ff.; Ludwig Schnurrer, Die St. Wolfgangskir-
che in Rothenburg o.d. Tauber, in: Jb. Verein Alt-Rothenburg 1985/86,
S. 41-96.
6 Ress, 1959, S. 371.
7 Letztere mit »Inschrift in Rollwerkkartusche und dekorativem Tier-
Beiwerk und Arkadenrahmung« (Kurzinventar Ansbach, 1958, S. 158).
8 Für tatkräftige, leider ergebnislose Nachforschungen ist Herrn Bür-
germeister Wolfgang Seidel herzlich zu danken.
9 Bemerkenswert sind die traditionellen rückseitigen Versatzmarken /,
//, ///, ////, X, die in korrekter Reihenfolge die umlaufenden Randgläser
in beiden Scheiben kennzeichnen.

EHEMALS ROTHENBURG-KOBOLZELL,
MARIENKIRCHE
Bibliographie: Schnurrer, 2001, S. 14 (vermerkt die Fensterstif-
tungen von 1484 und 1485 nach den Quellen).
Einträge in den Rechnungsbüchern der Jakobspflege verzeich-
nen in den Jahren 1484/85 die Fensterstiftungen des Gold-
schmieds Andreas Stuchs und des Müllers Haitner, von denen
nur das zweite mit Sicherheit auch Glasmalereien erhielt (Reg.
147). 1482 werden bereits 1400 Butzen für die Kirchenfenster
zur Verfügung gestellt6. Im April 1525 wurde die Kirche von
aufständischen Müllern des Taubertals gestürmt, wobei Altarta-
feln und Figuren zerschlagen wurden. 1804 vom Staat zum
Abbruch verkauft, wurde der Chor zunächst als Scheune, das
Langhaus als Tuchfärberei, Wohnung und Wagenremise genutzt.
1853 wurde der Bau von König Max II. schließlich zurückerwor-
ben und nach der Restaurierung 1853/57 an die kath. Gemeinde
Rothenburg übergeben.
EHEMALS WEISSENBURG, KARMELITERKLOSTER
Derselbe Rupprecht I. Haller (JI489), der auch im Nürnberger
Karmeliterkloster als Fensterstifter in Erscheinung trat, hat laut
Eintrag im Hallerschen Geschlechterbuch von 1526 auch ein
Wappenfenster in die Weißenburger Karmeliterkirche gestiftet
(Reg. Nr. 153). Welche Beweggründe Rupprecht zu dieser Stif-
tung veranlaßt haben könnten, ist unbekannt. Spätestens im
Zuge der Barockisierung 1729 dürften die Fenster durch Blank-
verglasungen ersetzt worden sein.
EHEMALS WINDSBACH, RATHAUS
Bibliographie: Günther P. Fehring, Kurzinventar Ansbach,
1958, S. 158 (erwähnt neben nachmittelaltlichen Scheiben »Wap-
pen und Helmzier des Amtmanns Simon von Zedwitz mit
Säulenrahmung, bez. 1523«).
Die im Kurzinventar noch »im Nordfenster des nordöstlichen
Zimmers im zweiten Obergeschoß« nachgewiesenen Rechteck-
wappen der Amtmänner Simon von Zedwitz (1523) und Phi-
lipp von Zertzen (1584)7 sind heute nicht mehr auffindbar und
wahrscheinlich im Rahmen umfassender Baumaßnahmen der
sechziger Jahre entfremdet worden8. Am Ort haben sich nur
zwei deponierte nachmittelalterliche Rundscheiben mit den Wap-
pen von Windsbach und Hohenzollern (Durchmesser jeweils
19,5 cm) in einem alten Oberlichtrahmen erhalten. Das Stadt-
wappen Windsbach soll einer Wappentafel im großen Ratssaal
der Stadt zufolge erst 1614 von Markgraf Joachim Ernst verlie-
hen worden sein, was sich freilich nicht recht mit dem Stilbild
der Rundscheiben vereinbaren läßt. Typus, Schildform, Orna-
ment und Technik9 sind in der Nürnberger Glasmalerei um
1520/30 bereits sämtlich vertreten, doch insgesamt deutet alles
auf eine Entstehung in der zweiten Jahrhunderthälfte. Da das
bestehende Rathaus - abgesehen von den Neubauten der sechzi-
ger Jahre - im Jahr 1749 anstelle eines Vorgängerbaus von 1573
errichtet wurde, ist über die Herkunft der Rundwappen ebenso
wie der verschollenen Ämterscheiben nichts mehr auszusagen.
 
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