CHORFENSTER süd III (pFINZING-FENSTEr)
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Oberfläche wie ein düsterer graubrauner bzw.
graugrüner Schleier überzieht606. Diese Maßnah-
me, die vordergründig der Sicherung der gefähr-
deten, vielfach bereits durch Abrieb reduzierten
bzw. nur mehr locker aufliegenden Malschichten
dienen sollte, hat die Beurteilung der Schwarz-
lotmalerei und der Farbigkeit nahezu unmöglich
gemacht (s. hierzu auch Reg. Nr. 88). Die Reste
der geschädigten Kontur- und Halbtonmalerei
sind unter dem Glasfluss untrennbar von Schmutz
und Patina überlagert, so dass in manchen Fällen
auch die Ergänzungen Zettlers nicht einwandfrei
zu klassifizieren sind. Dies wird überdies durch
umfangreiche Übermalungen und Retuschen der
Restaurierung Zettlers vor allem in den Architek-
turteilen erschwert. Außenseitige Korrosionser-
scheinungen sind lediglich in den gelben, hellbrau-
nen und rotbraunen Farbgläsern zu verzeichnen,
teils in Form von punktförmig aufgeschlossenen,
teils von kraterartigen Oberflächen. In den gel-
ben Gläsern sind zudem mehr oder weniger fort-
geschrittene Zerglasungsprozesse (Craquele) un-
ter weitgehend glatter Oberfläche abgelaufen. An
einzelnen Scheiben (in 5b, 6c und 6d) findet sich
überdies das Phänomen der durch flächig aufge-
brachte Halbtonlasuren abgeätzten Oberflächen.
Die Konturmalerei der Vorderseite ist als Folge der
Überglasung an vielen Stellen aufgekocht. Zudem
hat der Brand - offenbar durch Reaktion der Eisen-
verbindungen des Schwarzlots mit dem Trägerglas
- eine Vergrünung der Malschichten bewirkt, die
sich durch mehr oder weniger starkes »Auslaufen«
auch den umgebenden Glaspartien mitgeteilt und
die ursprüngliche Farbigkeit massiv verändert hat
(vgl. nochmals Reg. Nr. 88). An rückseitiger Bema-
lung haben sich zur Unterstützung der plastischen
Qualitäten der Bildarchitektur zum Teil umfang-
reiche flächige Lasuren mit Rotlot bzw. Eisenrot
erhalten. Das Bleinetz wurde im Zuge der Restau-
rierung 1920 von Zettler durchgehend erneuert; le-
diglich im oberen Drittel von Feld 8b sind geringe
Teile der alten Verbleiung bewahrt.
Fig. 161. Pfinzing-Fenster (Stifterzone). Chor s III, i-4a-d (Montage).
Hirsvogel-Werkstatt nach Entwurf Albrecht Dürers, 1515.
Ikonographisches Programm, Komposition,
Ornament: In einer hohen zweigeschossigen,
überreich dekorierten Renaissancearchitektur er-
scheint in der unteren Fensterzone über dem Sockel mit Inschrifttafel und tragender Konsole die Stifterfamilie, an-
geführt von dem bereits 1514 verstorbenen Ratsherrn Seyfried III. Pfinzing und seiner Gemahlin Barbara, geborene
Grundherr, die erhöht auf einem kleinen, auf halber Höhe des Triumphbogens eingezogenen Emporengeschoss im
Zentrum der dritten Zeile kniend dargestellt und durch große Wappen gekennzeichnet sind. Unterhalb der Empore
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Oberfläche wie ein düsterer graubrauner bzw.
graugrüner Schleier überzieht606. Diese Maßnah-
me, die vordergründig der Sicherung der gefähr-
deten, vielfach bereits durch Abrieb reduzierten
bzw. nur mehr locker aufliegenden Malschichten
dienen sollte, hat die Beurteilung der Schwarz-
lotmalerei und der Farbigkeit nahezu unmöglich
gemacht (s. hierzu auch Reg. Nr. 88). Die Reste
der geschädigten Kontur- und Halbtonmalerei
sind unter dem Glasfluss untrennbar von Schmutz
und Patina überlagert, so dass in manchen Fällen
auch die Ergänzungen Zettlers nicht einwandfrei
zu klassifizieren sind. Dies wird überdies durch
umfangreiche Übermalungen und Retuschen der
Restaurierung Zettlers vor allem in den Architek-
turteilen erschwert. Außenseitige Korrosionser-
scheinungen sind lediglich in den gelben, hellbrau-
nen und rotbraunen Farbgläsern zu verzeichnen,
teils in Form von punktförmig aufgeschlossenen,
teils von kraterartigen Oberflächen. In den gel-
ben Gläsern sind zudem mehr oder weniger fort-
geschrittene Zerglasungsprozesse (Craquele) un-
ter weitgehend glatter Oberfläche abgelaufen. An
einzelnen Scheiben (in 5b, 6c und 6d) findet sich
überdies das Phänomen der durch flächig aufge-
brachte Halbtonlasuren abgeätzten Oberflächen.
Die Konturmalerei der Vorderseite ist als Folge der
Überglasung an vielen Stellen aufgekocht. Zudem
hat der Brand - offenbar durch Reaktion der Eisen-
verbindungen des Schwarzlots mit dem Trägerglas
- eine Vergrünung der Malschichten bewirkt, die
sich durch mehr oder weniger starkes »Auslaufen«
auch den umgebenden Glaspartien mitgeteilt und
die ursprüngliche Farbigkeit massiv verändert hat
(vgl. nochmals Reg. Nr. 88). An rückseitiger Bema-
lung haben sich zur Unterstützung der plastischen
Qualitäten der Bildarchitektur zum Teil umfang-
reiche flächige Lasuren mit Rotlot bzw. Eisenrot
erhalten. Das Bleinetz wurde im Zuge der Restau-
rierung 1920 von Zettler durchgehend erneuert; le-
diglich im oberen Drittel von Feld 8b sind geringe
Teile der alten Verbleiung bewahrt.
Fig. 161. Pfinzing-Fenster (Stifterzone). Chor s III, i-4a-d (Montage).
Hirsvogel-Werkstatt nach Entwurf Albrecht Dürers, 1515.
Ikonographisches Programm, Komposition,
Ornament: In einer hohen zweigeschossigen,
überreich dekorierten Renaissancearchitektur er-
scheint in der unteren Fensterzone über dem Sockel mit Inschrifttafel und tragender Konsole die Stifterfamilie, an-
geführt von dem bereits 1514 verstorbenen Ratsherrn Seyfried III. Pfinzing und seiner Gemahlin Barbara, geborene
Grundherr, die erhöht auf einem kleinen, auf halber Höhe des Triumphbogens eingezogenen Emporengeschoss im
Zentrum der dritten Zeile kniend dargestellt und durch große Wappen gekennzeichnet sind. Unterhalb der Empore