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AMELUNGSBORN • EHEMALIGES ZISTERZIENSERKLOSTER
die Hände original, dagegen ist die Figur des lanzenstechenden
Juden weitgehend intakt erhalten. Im Vergleich zur Kopfschei-
be (Lhs. nord IX, 4) sind die roten Überfanggläser weniger
stark korrodiert. Schwarzlot- wie Halbtonmalerei in relativ
gutem Zustand.
Ikonographie: Eine Besonderheit in der Gestaltung der Kreu-
zigung dieser Zeit besteht darin, dass zwischen dem Guten
Hauptmann (Lc 23,47), der traditionell links von dem Kreuz
steht und in Jesus Gottes Sohn erkennt, und jenem Schergen,
der den Leichnam Christi mit der Lanze durchbohrt und tradi-
tionell Longinus genannt wird, bereits klar geschieden wird90.
Darüber hinaus ist der Letztgenannte zweifelsfrei als Jude dar-
gestellt, was die Amelungsborner Szene im Vergleich mit zeit-
gleichen Denkmälern als sehr modern erscheinen lässt91.
Technik, Stil: Der Kopf des lanzenstechenden Juden ist den
Patriarchen in Chor s II sehr verwandt und überdies auf dem-
selben ockerfarbenen Inkarnatglas ausgeführt. Bemerkens-
wert bei dieser Figur ist die Verwendung von Silbergelb zur
Kennzeichnung des grünen Innenfutters im hellblauen Man-
tel. Auch andere Details wie die Dekoration der Rüstung des
Hauptmanns sind durch das hinterlegte Silbergelb zusätzlich
akzentuiert. Darüber hinaus sind die äußerst plastische Halb-
tonmodellierung der erhaltenen Gewandfragmente sowie die
feinen Kreuzschraffuren in der Gesichtszeichnung der Solda-
ten hervorzuheben.
CVMA E 09/127
4 KOPFSCHEIBE Fig. 57, Abb. 14
H. ca. 38 cm, B. 39 cm.
Ursprünglich in Chor I, 17.
Erhaltung: Der Kleeblattbogen weitgehend intakt. Der äußere
Hintergrund ist ein Pasticcio aus nicht zugehörigen alten wie
neuzeitlichen Scherben und farblosen Einflickungen Mühlen-
beins. Im originalen roten Hintergrund stehen stark korro-
dierte Scherben (wie in Lhs. nord IX) neben kaum korrodierten
Gläsern. Partieller Schwarzlotverlust insbesondere im Giebel.
Komposition: Wie Lhs. n IX, 4.
CVMA E 09/127
LANGHAUSFENSTER nord XI
Fig. 58, Abb. ijf.
Lichtes Gesamtmaß: H. ca. 1,78 m, B. 0,46 m.
Rundbogiges Fenster mit vier Zeilen, in das 1964 Verglasungsreste aus dem 1945 zerstörten Chorachsenfenster einge-
setzt wurden.
Gesamtaufnahmen: CVMA E 09/12 8f.
1 PASTICCIO AUS SCHERBENFRAGMENTEN
Fig. 58, Abb. 15
H. 19 cm, B. 39 cm.
Im Sockelfeld sind wiederum Scherben mit Hintergründen,
Architekturrahmung, Gewändern und Ornamentbändern mit
modernen hellgrauen Echtantik-Gläsern zusammengeflickt.
Das Fragment einer ein Seil umfassenden Hand lässt sich der
ehemaligen Darstellung der Aufrichtung des Kreuzes (Chor I,
9f) zuweisen.
CVMA E 09/128
2 VERKÜNDIGUNG DES TODES AN MARIA
Fig. 58, Abb. 15L
H. ca. 56 cm, B. 39 cm.
Ursprünglich in Chor I, 13c.
Erhaltung: Kaum ein Drittel des Feldes enthält noch mittelal-
terliche Glassubstanz. Die helleren Teile des gelben Mantels der
Gottesmutter sind Ergänzungen des 19. Jahrhunderts. In der Fi-
gur des Engels sind lediglich der Kopf mit Nimbus, eine Hand,
geringe Reste der Flügel sowie vereinzelte Gewandstücke origi-
nal. Die im 19. Jahrhundert ergänzten Teile des Mantels und die
Hand mit dem Palmzweig sind ähnlich verblichen bzw. abgerie-
ben wie der Kopf des Pilatus (Lhs. nord II, 2).
Ikonographie: Die seit dem frühen Mittelalter gebräuchliche
Darstellung des Marientods wurde im frühen 13. Jahrhundert
durch apokryphe und schließlich in die Legenda aurea des
Jacobus de Voragine aufgenommene Episoden erweitert: u.a.
durch die Verkündigung mit dem Palmzweig, die Grabtragung
durch die Apostel, die Aufnahme der Seele durch Christus, die
dreitägige Wache der Apostel am Grab und die zweite Erschei-
nung Christi92. Bereits in den Verglasungen der Stiftskirche zu
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die Hände original, dagegen ist die Figur des lanzenstechenden
Juden weitgehend intakt erhalten. Im Vergleich zur Kopfschei-
be (Lhs. nord IX, 4) sind die roten Überfanggläser weniger
stark korrodiert. Schwarzlot- wie Halbtonmalerei in relativ
gutem Zustand.
Ikonographie: Eine Besonderheit in der Gestaltung der Kreu-
zigung dieser Zeit besteht darin, dass zwischen dem Guten
Hauptmann (Lc 23,47), der traditionell links von dem Kreuz
steht und in Jesus Gottes Sohn erkennt, und jenem Schergen,
der den Leichnam Christi mit der Lanze durchbohrt und tradi-
tionell Longinus genannt wird, bereits klar geschieden wird90.
Darüber hinaus ist der Letztgenannte zweifelsfrei als Jude dar-
gestellt, was die Amelungsborner Szene im Vergleich mit zeit-
gleichen Denkmälern als sehr modern erscheinen lässt91.
Technik, Stil: Der Kopf des lanzenstechenden Juden ist den
Patriarchen in Chor s II sehr verwandt und überdies auf dem-
selben ockerfarbenen Inkarnatglas ausgeführt. Bemerkens-
wert bei dieser Figur ist die Verwendung von Silbergelb zur
Kennzeichnung des grünen Innenfutters im hellblauen Man-
tel. Auch andere Details wie die Dekoration der Rüstung des
Hauptmanns sind durch das hinterlegte Silbergelb zusätzlich
akzentuiert. Darüber hinaus sind die äußerst plastische Halb-
tonmodellierung der erhaltenen Gewandfragmente sowie die
feinen Kreuzschraffuren in der Gesichtszeichnung der Solda-
ten hervorzuheben.
CVMA E 09/127
4 KOPFSCHEIBE Fig. 57, Abb. 14
H. ca. 38 cm, B. 39 cm.
Ursprünglich in Chor I, 17.
Erhaltung: Der Kleeblattbogen weitgehend intakt. Der äußere
Hintergrund ist ein Pasticcio aus nicht zugehörigen alten wie
neuzeitlichen Scherben und farblosen Einflickungen Mühlen-
beins. Im originalen roten Hintergrund stehen stark korro-
dierte Scherben (wie in Lhs. nord IX) neben kaum korrodierten
Gläsern. Partieller Schwarzlotverlust insbesondere im Giebel.
Komposition: Wie Lhs. n IX, 4.
CVMA E 09/127
LANGHAUSFENSTER nord XI
Fig. 58, Abb. ijf.
Lichtes Gesamtmaß: H. ca. 1,78 m, B. 0,46 m.
Rundbogiges Fenster mit vier Zeilen, in das 1964 Verglasungsreste aus dem 1945 zerstörten Chorachsenfenster einge-
setzt wurden.
Gesamtaufnahmen: CVMA E 09/12 8f.
1 PASTICCIO AUS SCHERBENFRAGMENTEN
Fig. 58, Abb. 15
H. 19 cm, B. 39 cm.
Im Sockelfeld sind wiederum Scherben mit Hintergründen,
Architekturrahmung, Gewändern und Ornamentbändern mit
modernen hellgrauen Echtantik-Gläsern zusammengeflickt.
Das Fragment einer ein Seil umfassenden Hand lässt sich der
ehemaligen Darstellung der Aufrichtung des Kreuzes (Chor I,
9f) zuweisen.
CVMA E 09/128
2 VERKÜNDIGUNG DES TODES AN MARIA
Fig. 58, Abb. 15L
H. ca. 56 cm, B. 39 cm.
Ursprünglich in Chor I, 13c.
Erhaltung: Kaum ein Drittel des Feldes enthält noch mittelal-
terliche Glassubstanz. Die helleren Teile des gelben Mantels der
Gottesmutter sind Ergänzungen des 19. Jahrhunderts. In der Fi-
gur des Engels sind lediglich der Kopf mit Nimbus, eine Hand,
geringe Reste der Flügel sowie vereinzelte Gewandstücke origi-
nal. Die im 19. Jahrhundert ergänzten Teile des Mantels und die
Hand mit dem Palmzweig sind ähnlich verblichen bzw. abgerie-
ben wie der Kopf des Pilatus (Lhs. nord II, 2).
Ikonographie: Die seit dem frühen Mittelalter gebräuchliche
Darstellung des Marientods wurde im frühen 13. Jahrhundert
durch apokryphe und schließlich in die Legenda aurea des
Jacobus de Voragine aufgenommene Episoden erweitert: u.a.
durch die Verkündigung mit dem Palmzweig, die Grabtragung
durch die Apostel, die Aufnahme der Seele durch Christus, die
dreitägige Wache der Apostel am Grab und die zweite Erschei-
nung Christi92. Bereits in den Verglasungen der Stiftskirche zu