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Kosina, Elena; Korn, Ulf-Dietrich
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Niedersachsen: ohne Lüneburg und die Heideklöster — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 7,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.52867#0298
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HUDE • EHEMALIGES ZISTERZIENSERKLOSTER

Bibliographie: Sello 1895, S. 42, 55 mit Taf. V, 69
(beschreibt ein zu seiner Zeit im Museum zu Olden-
burg noch vorhandenes Scheibenfragment aus der Klos-
terkirche; schließt auf eine ortsansässige Glasmalerei-
werkstatt); Kdm. Oldenburg 1907, S. 121 (kurze Er-
wähnung der Glasmalereien im Ostfenster der ehern.
Torkapelle St. Elisabeth, die »noch vor kurzem vorhan-
den gewesen sind«); Schmidt 1994, S. 207E (schließt
aufgrund von Quellen auf eine klostereigene Glasma-
lereiproduktion); Stöver 1997, S. 22 (wie Sello 1895);
Brüggler 2002, S. 53, Abb. 14 (erwähnt die überlie-
ferte Verglasung der Torkapelle im Zusammenhang mit
der Auswertung des mittelalterlichen Scherbenfundes
auf dem Klostergelände).


Fig. 293. Hude, ehemalige Torkapelle des Zisterzienserklosters.
Blick auf den Chor.

Gegenwärtiger Bestand: Vier Zwickel im Maßwerkcotironnement des Ostfensters der ehemaligen Torkapelle
St. Elisabeth (heute Pfarrkirche) besitzen noch Reste einer Farbverglasung in ihrer ursprünglichen Bleifassung
(Abb. 219). Ein Scherbenfund von 331 Fragmenten ist als Überrest der ehemaligen Verglasung der Klosterkirche
anzusprechen.

Geschichte des Baues und seiner Verglasung: Das 1192 als Nonnenkloster bei Bergedorf gegründete, 1232
nach Hude verlegte und mit Mönchen aus Mariental bei Helmstedt besiedelte Kloster erlebte im zweiten Drittel
des 13. Jahrhunderts den Höhepunkt seiner kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung. Unmittelbar nach der
Neubesiedlung wurde hier eine große dreischiffige, vollständig gewölbte Hallenbasilika mit geräumigem Quer-
schiff und einem vierjochigen basilikalen Sanktuarium errichtet, die nach einigen kurzen Bauunterbrechungen
bzw. Veränderungen im Plan des Langhauses gegen 1300 vollendet gewesen sein dürfte1. Einen Eindruck von der
mustergültigen Backsteintechnik und der Vielgestaltigkeit des Bauschmucks vermittelt allein die heute noch beste-
hende, im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts entstandene ehemalige Klostertorkapelle St. Elisabeth2.
Nach dem sukzessiven Niedergang in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts geriet das Kloster unter die Landes-
herrschaft des Bischofs von Münster, wurde nach 1530 von den Mönchen endgültig verlassen und 1533 auf Abbruch
verkauft3. 1547 kamen die Ländereien von Hude in den Besitz der Grafen von Oldenburg, die den Abbruch der Klos-
terkirche fortsetzten, das Abtshaus in ein Jagdschloss und das Klostergut in ein Vorwerk umwandelten4. Erst im Jahr
1687, mit dem Erwerb des Anwesens durch die Familie von Witzleben, wurde die kontinuierliche Zerstörung der
bereits dezimierten Klosterbauten gestoppt. 1865 erfolgten in Hude die ersten archäologischen Untersuchungen; 1927
wurde mit den ersten Sanierungs- und Konservierungsmaßnahmen begonnen. Seit 1994 steht die gewaltige, umfang-
reich restaurierte Ruine der Klosterkirche unter Denkmalschutz und ist für die Öffentlichkeit wieder zugänglich5.
Von der vormals großartigen Klosteranlage ist lediglich die ehemalige Torkapelle St. Elisabeth, seit dem 16. Jahr-
hundert die Pfarrkirche von Hude, weitgehend unversehrt auf uns gekommen. Die einschiffige, gewölbte Saalkir-
che von drei Jochen und einem geraden Chorschluss hat im Maßwerk ihres großen Ostfensters marginale Reste von
Farbverglasung an ihrem mutmaßlich ursprünglichen Ort bewahrt (Fig. 293).

1 Ausführlich zur Geschichte und Baugeschichte des Klosters Sello
1895, bes. S. 20-35; ferner Kdm. Oldenburg 1907, S. 110-115. Zur
jüngsten Forschungsgeschichte zusammenfassend Brüggler 2002,
S. 4L, 270-272, ferner Untermann 2001, S. 465.

2 Die erste urkundliche Erwähnung datiert allerdings erst 1330; vgl.
Sello 1895, S. 41E, 46, und Kdm. Oldenburg 1907, S. 118-121.
3 Sello 1895, S. 99-103; Dehio Niedersachsen 1992, S. 763.
4 Sello 1895, S. 107-m.
5 Brüggler 2002, S. 4L
 
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