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David, Ludwig
Photographisches Praktikum: Lehrbuch der Photographie — Halle a.S.: Verlag von Wilhelm Knapp, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.70287#0293
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Die Dunkelkammer als Arbeitsraum.

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bei weitem nicht jedes Glas, das dem Auge rubinrot erscheint. Für
photographische Zwecke werden besondere, spektroskopisch geprüfte
Gläser hergestellt, und zwar helle, mitteldichte und dunkelrote. Am
sichersten ist das in der Masse gefärbte Kobaltrubinglas, sogenanntes
Massivrubin, welches durch Handlungen photographischer Artikel be-
zogen werden kann. Es gibt auch Gläser, die auf einer oder auf beiden
Seiten mit einer roten Glasschicht überzogen sind. Dieses sogenannte
Überfangglas, an der Schnittkante erkennbar, ist weniger verläßlich, weil
der Überzug nicht immer gleichmäßig ausfällt und oft gefährlich dünne
Stellen zeigt. Hält man eine rote Scheibe vor das Spektroskop (es
genügt schon ein billiges Taschenspektroskop), so muß beim Betrachten
des Spektrums alles grüne und blaue Licht vollkommen abgeschnitten
werden und möglichst auch das gelbe; die Scheibe soll nur rotes Licht
hindurchlassen, andernfalls ist das Glas nicht sicher und könnte eine
Verschleierung der Platten verursachen. In Glashandlungen sollte man
die roten Scheiben nicht ohne weiteres kaufen, weil dort meist nur
Sorten für Dekorationszwecke vorrätig gehalten werden, jedenfalls muß
das Rot eher gelbstichig sein, ähnlich wie Zinnober; blaustichiges Rot
ist vollkommen ungeeignet. Die für Eisenbahnen vorgeschriebenen roten
Signallaternen besitzen annähernd die richtige Färbung.
Rotes Licht greift auf die Dauer empfindliche Augen etwas an.
Man hat daher versucht, es durch eine andere, das Auge weniger an-
strengende Lichtart zu ersetzen. Dem roten Licht steht bezüglich seiner
Unschädlichkeit am nächsten das orangefarbige Licht. Grünes Dunkel-
kammerlicht wird von den Augen leichter ertragen, muß aber mit größter
Vorsicht angewendet werden und darf nur die halbe Helligkeit des
roten besitzen, wenn es gleich unschädlich sein soll. Ein unschädliches,
angenehmes bräunliches Licht erhält man durch Kombination roter und
grüner Scheiben. Dieselben müssen jedoch in ihrer Wirkung geprüft
werden, weil auch diese Kombination bei unrichtiger Wahl der Gläser
nicht volle Sicherheit gewährt. Für orthochromatische Platten sind alle
diese Beleuchtungsfarben ganz unbrauchbar. Rotes Licht verdient in
allen Fällen schon deshalb den Vorzug, weil es bei gleicher Unschäd-
lichkeit heller sein kann.
Der frei gebliebene Teil des Dunkelkammerfensters wird am zweck-
mäßigsten mit einer mitteldichten rubinroten, einer gelben und
mattweißen Scheibe, alle von gleicher Größe und übereinander an-
geordnet, bedeckt. Man erhält dann ein unschädliches und für die Be-
handlung der Platte noch ausreichend helles Licht. Das Mattglas dient
zur Zerstreuung des Lichtes und wird unmittelbar auf der Fensterscheibe
angebracht, darüber die gelbe, dann die rote Scheibe. Diese beiden
Scheiben können fest sein; es ist aber zweckmäßiger, sie zum Schieben
einzurichten, siehe Fig. 180. Durch ein Gegengewicht bleibt der Rahmen
in jeder Höhe stehen. Wird die rote Scheibe hinaufgeschoben, so ver-
 
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