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STIFTUNGEN DER FAMILIEN DEBLER IN GMÜND

So bedeutsam und reich einzelne Familien des überaus weitverzweigten Geschlechts der
Debler waren, so umfangreich und wohltätig waren auch ihre Schenkungen und Stiftun-
gen, die zumeist aus Mildtätigkeit, sicherlich aber auch mit einem Blick auf das spätere
Seelenheil und aus Gründen des Sozialprestiges vorgenommen wurden. „Die zahlreichen
Meßstiftungen durch Angehörige der alten Geschlechter, durch wohlhabende Kaufleute
und Handwerker bezeugen das Ausmaß der spät-mittelalterlichen Frömmigkeit.“222 Für
die Empfänger waren diese Beweggründe aber sekundär, und so haben viele Personen und
Institutionen von diesen Gaben profitiert, so daß man sagen kann, daß sich die Debler um
das Wohl der Stadt verdient gemacht haben, so z. B. nach dem Dreißigjährigen Krieg, als
sie ihr Geld zu billigen Zinsen ausliehen und somit den Bankrott der Stadt aufhielten.
Es wäre zu umfangreich, alle Stiftungen, welche die Debler in den vergangenen Jahr-
hunderten gemacht haben, aufzuzählen. Neben vielen kleinen Stiftungen (z. B. für das
Spital, für das Waisenhaus oder für die Gmünder Klöster) seien hier nur ein paar erwähnt:
• Die Frau des Bürgermeisters Caspar Debler (gest. 1557) vermachte in ihrem Testament
dem hiesigen Spital die außerordentlich hohe Summe von 500 Gulden, an deren Ver-
teilung die Familie Meulin mitwirken sollte.223 Im Jahre 1575 vermacht Anna Eislin-
gerin, Caspar Deblers We., 500 Gulden zur Verteilung von je 10 Gulden an die armen
Pfründner im Spital und St. Katharina auf Weihnachtsabend und 5 Gulden ins Reichen-
almosen. „Die Reichenschüssel oder das Reichenalmosen soll alle Sonn- und Feiertag
unter die Armen und Dürftigen nach Brauch und Herkommen ausgeteilt werden. Bei
der Verteilung im Spital und St. Katharina soll der älteste aus dem Geschlecht der
Meulin anwesend sein.“224
• Leonhard Beck, Bürgermeister, und Veronika Debler stiften 1604 in das Reichenalmo-
sen 400 Gulden zu schwarzem Tuch für arme Bürgerskinder, die sonst vom Reichenal-
mosen nichts erhalten.
• M. Klopfers Ehefrau Maria Debler stiftet (1675) 1100 Gulden zu schwarzem Tuch für
Hausarme in das Reichenalmosen.225
• Am 24.6.1800 wurde vom Magistrat der Stadt eine detaillierte Liste an Vorbereitungen
erstellt, um einen gebührenden Empfang für die Franzosen zu gewährleisten. So wur-
de unter anderem beschlossen, daß „von 3 Stund zu 3 Stund beständig 3 Ratsmitglie-
der auf dem Rathaus sich befinden sollen / daß man etliche Tausend Gulden in Bereit-
schaft halten solle / daß man Brot backen solle, aber vorerst nur soviel, daß man erst
an die Ärmsten austeilen könne, falls die Franzosen nicht kommen sollten/daß die
Wirte das Bier jetzt schon hergeben und herrichten / daß die Metzger sogleich Ochsen
schlachten sollen / und daß Georg Debler versprach, den Wein zu liefern.“226
• Nach Dominikus Debler waren von zehn Gmünder Bürgern, welche im Jahre 1801 die
Requisitionen der Franzosen einlösten, drei Debler. „Neben Elisabeth Deblerin will
Georg Debler geben 110 fl als der reichste Bürger, Xaver Debler Wittib 110 fl“.227
• Georg Debler sandte anstatt einer prächtigen „Illuminierung“ der öffentlichen Gebäu-
de und Privathäuser beim Kurfürstenfest am 6. Mai 1803 einigen Hausarmen Wein,
Brot und Geld.228
Größere Stiftungen wurden von zumeist kinderlosen Ehepaaren gemacht. Diese Stiftun-
gen bezeugen noch heute die großzügige und fromme Gesinnung der Stifter, so daß Den-
kinger in seinem Buch über das Gmünder Spital nicht ohne Grund schreibt: „Das Deb-
ler’sche Geschlecht verdient als das Wohltätigste seit 1600 rühmend hervorgehoben zu
werden (Stiftungen 1575, 1604, 1616, 1675, 1774 z. Waisenhaus 2000 Gld.)“229

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