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„Die Debler in Schwäbisch Gmünd” -
eine kleine Stadtführung

Kein noch so gutes Buch kann die „originale Begegnung“ mit historischen Zeugnissen und
Objekten ersetzen. Erst die Konfrontation mit der konkreten historischen Wirklichkeit
schafft einen direkten Zugang und einen innigen Bezug zur Geschichte, der aufgrund sei-
ner emotionalen Betroffenheit und seiner ganzheitlichen Erfassung der geschichtlichen
Zeugnisse lange im Gedächtnis haften bleibt. Aus diesen Gründen kann eine Stadtexkur-
sion unter dem Aspekt der „Debler in Gmünd“ als nützliche Ergänzung zu den vorherge-
henden Ausführungen betrachtet werden.
Da die historischen Fakten bereits ausführlich dargestellt und erörtert wurden, begnügt
sich der Verfasser mit einer kurzen prägnanten Beschreibung der jeweiligen Objekte. Die
Erkundung, die im Stadtgebiet unbedingt zu Fuß erfolgen sollte (Parken im Parkhaus
„Parier-Markt“, Ackergasse), dauert etwa eine Stunde. Die Exkursionsziele, die außerhalb
der Innenstadt liegen, können dagegen mit dem Auto angefahren werden.
Beschreibung der Route (Innenstadt)
Der Rundgang beginnt in der Bocksgasse, die ihren Namen nach der Bockswirtschaft (heute
Drogerie Vatter), neben dem Eutigkofer Tor im inneren Mauerring gelegen, erhalten hat.
Die alte Hauptgeschäftsstraße, die früher die Eutigkofer Vorstadt erschloß und durch die
sich noch im letzten Jahrzehnt dichter Autoverkehr schlängelte, ist in den Jahren 1982/83
als großzügige Fußgängerstraße ausgebaut worden. Den Gassencharakter betonen Granit-
pflaster und zwei Kandeln. Fachwerkakzente, Barock, Neobarock und Klassizismus
kennzeichnen die markanten Bauten in dieser schönsten Gmünder Straße.304
Das Mutterhaus (1) in der Bocksgasse 20 wurde 1858 von der neugegründeten Kongre-
gation der Barmherzigen Schwestern aufgekauft und als Mutterhaus bezogen (siehe Seite 21).
1893 erfolgte die Verlegung des Mutterhauses nach Untermarchtal, doch blieb der Name,
zumal hier das Altersheim für die Schwestern eingerichtet worden war, erhalten.
Die Fassadengestaltung verdanken wir dem Barockbaumeister J. M. Keller, der im
Jahre 1788 vom Handelsherrn Johann Georg Debler (1720-1790) den Auftrag erhielt,
sein Anwesen neu zu gestalten. Die vorherigen Besitzer waren Felix Botzenhardt und
Johannes Georg Debler sen. (1681—1761). 1790 erwarb Deblers Schwiegersohn, Kauf-
mann Mayer, das Gebäude, da Debler am Marktplatz ein prächtigeres Haus („Alte Post“,
Marktplatz 16) bezog. Der Charakter des Handelshauses, erkennbar am breiten Portal,
sowie die Architektur des Hauses wurden bereits im Kapitel „Bedeutende Gebäude der
Debler in Gmünd“ beschrieben (Seite 157).
Das „Grüne Haus“ (2), Bocksgasse 18, war das Stammhaus der Firma Gebr. Debler.
Das stattliche Giebelhaus mit den fünf feinen Kraggeschossen wurde 1658 von Friedrich
Vogt erbaut. Keller barockisierte es um das Jahr 1760. Besonders aufwendig ist das
Erdgeschoß mit dem Barockportal in der Mitte zwischen den hausteingefaßten Fenstern
gestaltet. Vorhanden ist noch die schöne zweiflügelige Türe in barocker Rahmung. Am
Sturz befindet sich das in Stein gehauene Allianzwappen der Debler-Stahl.

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