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Das Palais-Debler (3), Bocksgasse 31, ein ehemaliger Adels- und Klosterhof, setzt
im mittleren Bereich der Bocksgasse einen prägnanten architektonischen Akzent. 1532
tauschte das Kloster Lorch mit dem Gmünder Bürger Enßlin dessen Haus an der Stadt-
mauer und am „Lentzen Thor“ (inneres Bockstor, 1760 abgebrochen, vergl. Schrifttafel
an der Mauer), das er von Junker Jörg von Woellwarth gekauft hatte. Nachdem das Gebäu-
de mehrere Male den Besitzer gewechselt hatte, erwarb es der Handelsherr Anton Ferdinand
Storr, später geadelt und bekannt als Bürgermeister Storr von Ostrach (1753—1785). Die-
ser ließ sich einen eigenen Zugang auf der Stadtmauer zur Augustinuskirche schaffen, wo
seine Familie eine Loge besaß, die über der Westempore im Innern noch heute zu sehen
ist. Der heutige klassizistische Bau wurde vermutlich im Jahre 1791 durch den Kaufmann
und Stettmeister Franz Xaver Debler, Mitbesitzer des Handelshauses Gebr. Debler, errich-
tet, der aber nach Aussagen des Chronisten Dominikus Debler dort nie gewohnt haben soll.
Franz Xaver Debler starb 1796 in Augsburg. „Über den Oberamtswundarzt Dr. Frank, der
die Übersiedlung der 1811 gegründeten Taubstummen- und Blindenanstalt durch Häuser-
tausch ermöglichte (1827), gelangte der gesamte Komplex an die Stadt. Es erfolgte der
Ausbau der Königlich-Württ. Taubstummen- und Blindenanstalt, wobei das Storrsche
Anwesen (Gebäude südlich des Palais) 1828 abgebrochen wurde und ein neuer Trakt ent-
stand, der das ehemalige Debler-Palais städtebaulich wirkungsvoll mit der Augustinuskir-
che verband.“305
Als die Staatliche Gehörlosenschule (die älteste Württembergs) im Jahre 1963 nach
Heilbronn verlegt wurde, bezog das Finanzamt Schwäbisch Gmünd das Gebäude. Eine
Beschreibung des Gebäudes sowie ein Bericht über den „Spuk im Debler-Palais“ finden sich
auf den Seiten 143—152.
Die Bausubstanz des stattlichen und repräsentativen Gebäudes Bocksgasse 29 —
Eisen-Widmann, vorher Kaufhaus Merkur (4) — stammt in wesentlichen Teilen aus dem
18. sowie aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Der ursprüngliche Lorcher Klosterhof
(Herberge für durchreisende Klosterangehörige, die aber auch dem Austausch von Pro-
dukten der klösterlichen Grundherrschaft mit den Waren des städtischen Marktes diente)
gehörte Ende des 18. Jh. dem Handelsherrn Mathäus Michael Debler, der das Gebäude
von seinem Vater Gottfried Debler geerbt hatte. Michael Debler ließ das Haus durch den
Baumeister Keller umbauen. Das große Hauptportal (Zugang durch die Bocksgasse) wurde
so konzipiert, daß auch Fuhrwerke in den Innenhof einfahren konnten. Das Haus erhielt
durch gediegene Steinmetzarbeiten (Portale und Fenster) und durch kunstvolle Schmiede-
arbeiten (Wasserspeier, Fensterkörbe, Gassenspiegel, Firstbekrönungen) ein vornehmes
Aussehen. Der Sohn des Michael Debler, dem der Vater Anfang des 19. Jahrhunderts das
Haus überschrieb, soll eine große „Privat-Kunstsammlung“ besessen haben. In der Mitte
des 19. Jahrhunderts fiel das Haus an den Kaufmann Baptist Mayer, später etablierte sich
hier die Firma Wilhelm Binder (zunächst als Silberwarenhandlung). Schließlich erwarb
der Bankier Köhler das Wohn- und Geschäftshaus, der es von 1905—1907 zu einem Kauf-
haus (erst Meth, dann Feihl, später Merkur bis 1977) umbauen ließ. Heute befindet sich
dort die Firma Eisen-Widmann (ausführliche Beschreibung auf den Seiten 153—156).
Das Städtische Museum (5) hat, neben einigen anderen kulturellen Institutionen, im
Prediger, einem ehemaligen Dominikanerkloster, eine neue Heimat gefunden (Öffnungs-
zeiten Di.-Fr. 14—17 Uhr, Sa. und So. 10-12 und 14—17 Uhr). In geschmackvoll ge-
stalteten Vitrinen kann man u. a. zweihandgeschliffene Glasbecher und die dazugehören-
de Glasflasche eines Ratsherrn namens Debler besichtigen (Johann Georg Debler), der nicht

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