5. Späte Blüte
101
Und wie ist es mit der profanen Kunst? Wie waren die Paläste,
die Rathäuser, die Burgen? Es ist bezeichnend, daß fast nichts rein
erhalten ist, und das Wenige ebenso kultischen Charakter hat wie die
kirchliche Kunst. Erst um 1200 entwickelt sich das weltliche Leben
zu größerer Selbständigkeit. Die reichen Burgbauten (Wartburg,
Münzenberg), die großen Pfalzen (Gelnhausen) haben dieselben For-
men wie die kirchlichen Bauten.
Von ihrem Beginn bis in den Anfang des 13.Jhs. haben wir in
großen Zügen ein Bild der Geschichte der deutschen Kunst gegeben.
Erst mit der Übernahme des Erbes der späten Antike entstand eine
entwicklungskräftige nordische Kunst. Wie zäh die deutsche Kunst
dies Erbe bewahrt hat, wie langsam sie sich zur eigenen anfänglichen
Strenge durchrang, wie dann wieder —- nun beherrscht und fruchtbar
verändert — die klassische Tradition durchbrach, wurde aufzuzeigen
versucht. In schwellender leuchtender Blüte des spätromanischen
Barock und des Klassizismus stand die deutsche Kunst im Anfang des
13. Jhs., kräftig und stark, aber wieder am Ende, wieder in einem Spät-
stil. Wie sollte die Entwicklung weitergehen? Was konnte nun noch
geschehen? Sollte die Kunst immer reicher und reicher, wirrer und
bunter werden? Oder sollte sie von neuem den harten Weg der Rück-
bildung vom reichen Entwickelten zum anfänglichen Rohen gehen?
Zu Beginn wurde gesagt: Kaum je hat Deutschland die künst-
lerische Entwicklung des Abendlandes vorwärtsgetrieben, sondern
ist fast stets getrieben worden. So auch im 13. Jahrhundert:
Deutschland übernimmt die französische Gotik. Aber ebenso wie
die deutsche Kunst in den ersten Jahrhunderten das übernommene
Erbe zum Eigenen und Wertvollen umbildete, so auch jetzt. Die
Gotik wird eingedeutscht. — Davon handelt der nächste Band.
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Und wie ist es mit der profanen Kunst? Wie waren die Paläste,
die Rathäuser, die Burgen? Es ist bezeichnend, daß fast nichts rein
erhalten ist, und das Wenige ebenso kultischen Charakter hat wie die
kirchliche Kunst. Erst um 1200 entwickelt sich das weltliche Leben
zu größerer Selbständigkeit. Die reichen Burgbauten (Wartburg,
Münzenberg), die großen Pfalzen (Gelnhausen) haben dieselben For-
men wie die kirchlichen Bauten.
Von ihrem Beginn bis in den Anfang des 13.Jhs. haben wir in
großen Zügen ein Bild der Geschichte der deutschen Kunst gegeben.
Erst mit der Übernahme des Erbes der späten Antike entstand eine
entwicklungskräftige nordische Kunst. Wie zäh die deutsche Kunst
dies Erbe bewahrt hat, wie langsam sie sich zur eigenen anfänglichen
Strenge durchrang, wie dann wieder —- nun beherrscht und fruchtbar
verändert — die klassische Tradition durchbrach, wurde aufzuzeigen
versucht. In schwellender leuchtender Blüte des spätromanischen
Barock und des Klassizismus stand die deutsche Kunst im Anfang des
13. Jhs., kräftig und stark, aber wieder am Ende, wieder in einem Spät-
stil. Wie sollte die Entwicklung weitergehen? Was konnte nun noch
geschehen? Sollte die Kunst immer reicher und reicher, wirrer und
bunter werden? Oder sollte sie von neuem den harten Weg der Rück-
bildung vom reichen Entwickelten zum anfänglichen Rohen gehen?
Zu Beginn wurde gesagt: Kaum je hat Deutschland die künst-
lerische Entwicklung des Abendlandes vorwärtsgetrieben, sondern
ist fast stets getrieben worden. So auch im 13. Jahrhundert:
Deutschland übernimmt die französische Gotik. Aber ebenso wie
die deutsche Kunst in den ersten Jahrhunderten das übernommene
Erbe zum Eigenen und Wertvollen umbildete, so auch jetzt. Die
Gotik wird eingedeutscht. — Davon handelt der nächste Band.