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Dehio, Georg
Geschichte des Erzbistums Hamburg-Bremen: bis zum Ausgang der Mission (Band 1) — Berlin, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.43359#0191
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IV. Fortgang der Mission vom Tode Unwan's bis auf Adalbert. 173
falls in der Absicht, hier auf die Dauer festen Fuß zu fassen, — ein in-
tellectueller Anteil zuzuweisen sei, diese Frage muß offen bleiben si Bern-
hard erreichte, daß ihm wieder Zins gezahlt wurde; damit gab er sich zu-
frieden. Die Sache der Kirche aber scheint noch übel genug gestanden
zu haben: wenigstens Bischof Benno kehrte nicht mehr nach Aldenburg
zurück, sondern nahm gleich seinem flüchtigen Amtsgenossen und Nach-
barn, Ekkehard von Schleswig, seinen Aufenthalt in HildesheimIm-
merhin war es ein Gewinn, daß die Stadt Hamburg aus ihren Trüm-
mern neu erstehen konnte. Unwan war der erste von unseren Erzbischöfen,
welcher die Bedeutung des Platzes wieder gebührend würdigte; zu den
bei früherer Gelegenheit mitgeteilten Maßregeln zur Hebung der Stadt
ist hier die hinzuzufügen, daß er aus den Stiftern der Bremer Diöcese
je drei Brüder, zusammen also zwölf, nach Hamburg versetzte und aus
ihnen ein Domkanonikat bildete, welches zugleich als Missionsanstalt ar-
beiten sollte b. Sodann gelang es auch dem Erzbischof, die Häuptlinge
der Obotriten zum freundfchaftlichen Verkehre heranzuziehen, namentlich
von Udo und Sederich wird bemerkt, daß sie ihn zuweilen in seiner Elb-
residenz besucht habend was er bei ihnen erreichte wissen wir leider
nicht. Dem Sederich folgten später Gneus und Anatrog, beide noch
offenkundige Heiden, Pribigniew-Udo aber war Christ, wenn auch kein
genügend eifriger 5. Bifchof Benno hat sich aus Hildesheim nicht mehr
hervorgewagt, er ist dort 1023 gestorben 1 Nach ihm wurde Reinhold
auf den Namen eines Bischofs von Aldenburg geweiht, hat aber, soviel wir
sehen, seinen Fuß nie dorthin gesetztUnter allen Umständen war es
nicht zu unterschätzen, daß die Wenden den mit den Sachsen beschworenen
Frieden löblich gehalten haben, und so blieb es auch unter Unwan's
Nachfolgern — jedoch, charakteristisch genug, nicht vorzugsweise in Folge
gesteigerten Ansehens der deutschen Waffen, sondern ebensosehr Dank der
scharsen Aufsicht, die König Knut führtet
Zum Schluß ist einer dem Jahre 1040 angehörenden Episode Er-
wähnung zu tun, welche, wenn sie so ausgegangen wäre, wie man es einen
Augenblick lang erwarten konnte, unabsehbare Veränderungen hätte nach
sich ziehen müssen. Erzbischos Herman II. von Köln, damals unter den
großen Reichsprälaten der einflußreichste, hatte den Einfall, die Rechts-
ansprüche seines Stuhles auf die Suffraganität Bremens, von denen bald
hundert Jahre nicht mehr die Rede gewesen war, wieder auf die Tages-
ordnung zu bringen. Der Anachronismus war allzu groß: Bezelin eilte
zu König Heinrich, den er gerade zu Köln antraf, und brachte den Streit
 
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