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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 1): Mitteldeutschland — Berlin, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.11052#0114
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Frau

— 97 —

Frei

FRAUENSEE. Sachs. Weimar Kr. Eisenach.
Ehemalige Cisterc.Klst. K. 1860 abgebrochen. Erhalten ein rom..
Kragstein mit Löwenkopf.

FRAUENSTEIN. K.Sachsen AH Dippoldiswalde. Inv. II.
Stadt-K. Nach Brand 1869 mit Benutzung der Umfassungsmauern!
erneuert.

Burgruine aus Ma. und Reste eines palastartigen Baues von 1614.
Schloß. 1585—87. Zwei Flügel rechtwinklig zusammenstoßend,
durch stattlichen Treppen-T. verbunden. Portalbau0 in strenger
toskan. Ordnung.

FRAU REUTH. Inv. Reuß ä. L.
Dorf-K. 1733, groß, nüchtern.

FREI BERG. K.Sachsen. Inv. III. Abb. Andreä, Erzgebirge.
Marien-K. („Dom"). Wesentlich nach Brand 1484, voll. 1501. Bei
dieser Erneuerung wurden Mauerteile des rom. Baus von E. 12. Jh.
für den OBau vernutzt, woher z. T. dessen unregelmäßige Gestal-
tung; ferner erhielt sich unversehrt die „goldene Pforte" am s QSch.
Die 2 unvollendeten WTürme setzen für das Schiff eine größere
Breite voraus; aus'welcher Zeit stammen die Grundmauern? Der
spgot. Neubau ist H K. Die 3 Schiffe von gleicher Breite, sehr
schlanke kämpferlose Beckige Pf 11. mit konkaven Flächen, Netzgwb.
ohne Scheidbg. Die Strebepfll. zum größten Teil nach innen ge-
zogen; zwischen ihnen Emporen mit ausgekragtem Vorsprung um
jeden Pfl. Diese seither in Sachsen beliebt gewordene Emporen-
anlage hier zum ersten Mal.

Die goldene Pforte0. (Abb.: Andreä; Meß-B. Meydenbauer.)
So genannt nach der ehemaligen Vergoldung einzelner Teile, die
zum polychromen System gehörte. Urkundliche Anhaltspunkte zur
Datierung fehlen; die stilistischen weisen auf das zweite Viertel des
13. Jh. Dank langjähriger Verbindung mit dem (im 19. Jh. be-
seitigten) spgot. Kreuzgang gut erhalten; seit 1902 moderner Schutz-
bau. — Die Gesamtform ist rom.; die Art der Einordnung der
Figuren in die Architektur und ihre gegenständliche Auswahl verrät
Zusammenhang mit der zeitgenössischen französischen Gotik. Je-
doch sind die von dort kommenden Anregungen mit voller geistiger
Freiheit verarbeitet. Die Statuen am Gewände füllen dasselbe nicht
ganz (wie im französischen Schema), sondern sie wechseln mit SIL;
auch sind sie nicht an ihren Rückseiten mit Säulenschaften ver-
wachsen, sondern stehen frei vor nischenartig abgefaseten Pfeiler-
ecken, die mit den Sil. alternieren. Analog wechselt an den Archi-
volten geometrischer und figürlicher Schmuck. In diesem Kompo-
sitionstypus ist ein Gleichgewicht von Architektur und Plastik er-
reicht, welches die goldene Pforte zum prinzipiell vollkommensten
aller mittelalterlichen Portale macht; gegen sie sind alle romanischen

Dehio, Handbuch. I. Bd. 7
 
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